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BauverzögerungWarum auf der Gürzenichstraße in der Kölner Altstadt Chaos ist

Lesezeit 3 Minuten
Eine Baustellenabsperrung in der Kölner Altstadt.

Baustelle an der Gürzenichstraße in Köln.

Die Neugestaltung der Gürzenichstraße mitten in der Kölner Altstadt geht nicht voran. Woran das liegt. Und was noch auf die Kölnerinnen und Kölner zukommt.

Schön ist die Situation wohl für keinen der Verkehrsteilnehmer. Fußgänger, die über die Gürzenichstraße in Richtung Heumarkt gehen, landen mitten auf der Straße zwischen Radfahrern, Autos und Lieferverkehr. Da sind Konflikte vorprogrammiert und ungefährlich ist die Situation auch nicht. Und warum? Weil die Stadt seit knapp zehn Monaten dort neues Pflaster verlegen lässt – auf einem Abschnitt, der keine 100 Meter lang ist.

Bereits im vergangenen Juli starteten die Arbeiten für das neue Straßenpflaster, das für die Via Culturalis (siehe Infotext) verlegt wird. Die Sperrung war von Juli bis Oktober 2022 geplant, besteht aber immer noch.

Lieferengpässe sorgten für Verzögerung

Zunächst war die Rede von Lieferschwierigkeiten, mittlerweile erklärt die Verwaltung auf Anfrage der Rundschau: „Die Verzögerungen im Bauablauf sind auf unvorhersehbare Probleme im Rahmen der Bauabwicklung zurückzuführen.“ Es gebe Ärger mit dem Baugrund und die Arbeiten seien dadurch in „die witterungsmäßig schlechte Jahreszeit gerutscht“. Deswegen ist die halbe Straße noch ungepflastert, der Großteil des Abschnitts gesperrt und in der Baustelle sammelt sich Müll. Passanten bahnen sich den Weg zu den ansässigen Geschäften über Split und Schotter. Manch Anwohner nennt es eine Zumutung, besonders für Senioren mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen sei dort kaum durchzukommen. Die Absperrungen wirken dabei fast wie eine überflüssige Verengung, denn hinter den Barken wird nicht gearbeitet und der Boden wirkt genauso unbefestigt wie auf dem anderthalb Meter breiten Streifen für die Passanten.

Andererseits sind die Anrainer froh, dass dort etwas passiert. Jahrelang sei die Gürzenichstraße trotz der zentralen Lage in desolatem Zustand gewesen. Wann die neu gepflasterte Straße – dann als Fußgängerzone mit Freigabe für Lieferverkehr – wieder offen sein wird, könne die Stadt derzeit nicht bekannt geben. Es könnte also noch eine Weile dauern.

Sperrung angekündigt, aber nicht durchgeführt

Und nun kommt ausgerechnet noch eine Sperrung der Kreuzung Gürzenichstraße/Quatermarkt/Kleine Sandkaul hinzu, die unmittelbar an dem bereits gesperrten Bereich liegt. Nicht nur die umliegenden Geschäfte, sondern vor allem der Gürzenich als Veranstaltungszentrum ist davon betroffen. Lieferanten werden sich noch mehr auf die umliegenden Einbahnstraßen verteilen. Nachdem diese Sperrung, die am 27. März starten sollte, erst am 29. März angekündigt worden war und auch heute noch nicht steht, bleibt spannend, ob die Stadt den neuen Termin am Dienstag nach Ostern, 11. April, nun halten kann.

Zur Verzögerung erklärt die Stadt: „Aufgrund anderer laufender Baumaßnahmen im Altstadtbereich musste die Sperrung kurzfristig verschoben werden.“ Damit sticht sie ungewollt in eine Art Wespennest. Denn die vielen Umbaumaßnahmen in der Altstadt sorgen derzeit an einigen Stellen für Chaos im Verkehr. Besonders auf der Straße Große Sandkaul kommt es immer wieder zu Staus, da große Lkw und die Fahrzeuge der Müllabfuhr kaum an den Baustellen vorbei passen. Zudem erlebt man dort immer wieder, dass die Autos entgegen der Einbahnstraße unterwegs sind.


Via Culturalis

2000 Jahre Stadt-, Stadtbau- und Architekturgeschichte soll die künftige Via Culturalis sichtbar machen. Der Kulturpfad zwischen dem Weltkulturerbe Kölner Dom und St. Maria im Kapitol soll die Plätze und auch Museen miteinander verbinden, so dass die Historie des Kölner Zentrums ober- und unterirdisch sichtbar wird. Die Neugestaltung der Gürzenichstraße ist dabei lediglich eine der ersten Maßnahmen, so wie die Freitreppe an der Pipinstraße, die demnächst öffnen soll. Zentrale Projekte sind zudem die geplante „Historische Mitte“ und auch das jüdische Museum Miqua.