AWB verstärkt Teams in den ParksWie Corona das Kölner Müllproblem verschärft
Gegessen wird draußen, getrunken auch. Frische Luft bis zur Ausgangssperre, dazu Pizza aus der Hand, Fritten, Burger und ein paar Wegbiere, das ist das Ausgehgefühl in Corona-Zeiten. Spätestens mit der Pflicht, um 21 Uhr die Straße zu verlassen, kosten die Kölner das Leben vor der Tür aus – und hinterlassen jede Menge Müll. Vor allem an den Wochenenden quillen die Abfalleimer am Rheinauhafen, in den Innenstadtvierteln und den Parks über. Die Kneipen und Restaurants haben nach einem Jahr Corona ausgeklügelte Systeme für die Mitnahme von Speisen entwickelt. Am Ende der Verzehrkette landen Pappschachteln, Styroporbehältnisse und Ähnliches massenweise in den Mülleimern.
„Die Verlagerung des Mülls ist in der Tat ein Problem“
„Die Verlagerung des Mülls ist in der Tat ein Problem, das wir kennen und auf das wir auch reagieren“, sagt Cordula Beckmann, Sprecherin der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB). Es gebe eben kaum noch Alternativen zu ein bisschen Freizeitaktivität im Freien. „Fitnessstudio , Restaurantbesuch, das geht halt nun mal alles nicht mehr“, zeigt Beckmann Verständnis. Die Konsequenz, die bei der AWB daraus gezogen wird: Die „Truppen“ werden verlagert. „Wir ziehen Mitarbeiter aus den zurzeit weniger besuchten Einkaufsmeilen ab und verstärken die Teams in den Park- und Grünanlagen“, so die Sprecherin. Aus ihrer Sicht läuft damit alles relativ entspannt. Das sieht aber nicht jeder so, auch nicht bei der AWB.
Der Hai lässt nicht locker
Totgesagte leben länger: Die Tage des Müllhais waren eigentlich schon gezählt. Der solarbetriebene Mülleimer mit integriertem Presswerk sollte als Auslaufmodell aus dem Stadtbild verschwinden. Der Grund: Seine Akkus machten zu schnell schlapp. Immer wieder mussten die Energiespeicher über Nacht an die Steckdose. Damit war das Urteil über die von Anfang an umstrittenen High-Tech-Mülleimer gefällt.
Doch ein Akku-Austausch brachte die Wende. Wie eine Sprecherin der AWB auf Nachfrage der Rundschau bestätigte, hat der Hersteller neue Zellen geliefert, sein Produkt also nachgerüstet. Und die neuen Energiespeicher halten, was der Name Hai – der den Tonnen aufgrund ihrer Form verliehen wurde – verspricht: Die Solarmülltonnen beißen sich durch. „Die Geräte sind weiterhin im Einsatz“, so die Sprecherin. Bisher wurde keiner aus dem Verkehr gezogen.
Eine große Zukunft werden die Tonnen in Köln dennoch nicht haben. Zuviel Schelte brachte das Gerät der Stadt ein. Die Anschaffung wurde der AWB vom Umweltausschuss aufs Auge gedrückt. Der Entschied sich nach einem Gutachten für zehn dieser Tonnen zu einem Listenpreis von rund 10 000 Euro. Die Firma gab schließlich 4000 Euro pro Stück Rabatt. Die Schelte vom Steuerzahlerbund blieb dennoch nicht aus. Weitere Ankäufe sind somit ausgeschlossen. Der Hai bleibt ein Auslaufmodell – wenn auch eins, das nicht so schnell locker lässt wie gedacht. (ngo)
Während die Flaschensammler das Leergut bereitwillig abräumen, bleibt nach Wochenendtagen mit auch nur ein bisschen erträglichem Wetter jede Menge Unrat über. Den müssen die Mitarbeiter der AWB in Sonderschichten entsorgen. „Das ist doch gar nicht mehr zu schaffen“, schimpfte kürzlich ein Kehrmännchen angesichts der offenen Müllhalden rund um verstopfte Abfalleimer.
Die Gesamtmüllmenge ist dabei gar nicht mal das Problem. Selbst nach einem Muttertagssonntag mit Sommertemperaturen hat die sich dem Augenschein nach nicht eklatant erhöht. „Wir erfassen die Müllmengen aus den Grünanlagen oder vom Rheinufer nicht durch Wiegen“, erklärt die AWB-Sprecherin. Doch was am Montagmorgen reinkam, sei offensichtlich nicht viel mehr gewesen, als nach jedem anderen Sonntag. Und dafür gebe es eine Erklärung: „Wir haben ein Picknickverbot in Köln und es ist Ramadan.“ Beides wirke sich doch deutlich auf die Müllmengen aus. Was aber nichts daran ändert, dass der Müll punktuell stark auftritt. Dort, wo sich der Kölner im Freien aufhalten kann, quillen die Mülleimer über und die Kehrmännchen kämpfen dagegen an.