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Auszeichnung„Lehrer des Jahres“ aus Köln: „Ich bin ein knallharter Knochen“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Lehrer mit Strickpullunder steht in einem Klassenzimmer.

Dr. Dirk Erkelenz ist „Lehrer des Jahres 2023“ und unterrichtet an der Königin-Luise- Schule in der Kölner Innenstadt.

Ein Kölner Lehrer ist dieses Jahr mit dem Deutschen Lehrkräftepreis ausgezeichnet worden. Warum?

„Als ich von der Auszeichnung erfahren habe, war ich erst mal skeptisch. Schließlich wusste ich nicht, wer und was dahinter steckt.“ Alleine dieser Satz umreißt Persönlichkeit und Haltung von Dr. Dirk Erkelenz. Der Lehrer für Geschichte und Latein an der Königin-Luise-Schule (KLS) ist ein bedachter und kritischer Mensch.

Und genau das schätzen seine Schülerinnen und Schüler offenbar. Einige, die bei ihm gelernt und inzwischen das Gymnasium abgeschlossen haben, sind auf die Idee gekommen, ihn für den Deutschen Lehrkräftepreis vorzuschlagen. „Er war eine unglaublich tolle, interessierte Lehrkraft, aber auch Vorbild, den eigenen Weg zu gehen, Ansprechperson und Vertrauensperson“, hieß eine Begründung. „Wir sind nicht nur schulisch gewachsen, sondern haben für das Leben gelernt“, schrieb jemand anders.

Der Geehrte indes verrät: „Ich wollte auf keinen Fall Lehrer werden, als ich mit dem Studium begonnen habe.“ Starkes Interesse für seine Fächer war sein Antrieb. Er promovierte, lehrte und forschte an der Universität, dachte über eine Habilitation nach. Lediglich die Tatsache, dass er sich in der universitären Welt von einer Befristung zur nächsten hangeln musste, brachte den gebürtigen Duisburger auf die Idee, 2003 eine Vertretung an der KLS anzunehmen. Da war er 35 Jahre alt.

Latein war ein Mangelfach, Lehrkräfte wurden händeringend gesucht. „Ich habe sofort gemerkt, dass mir das Spaß macht“, erinnert sich Erkelenz. Das hat sich auch nach 20 Jahren im Schuldienst nicht geändert. Immer wieder sucht Erkelenz nach neuen Ansätzen, lässt sich auf Schülerinnen und Schüler ein. Langweilig wird ihm das nicht. „Jede Stunde ist anders. Man ist ja nie fertig als Lehrer“, findet er - und brennt nach wie vor für seine Unterrichtsfächer.

Latein zum Wortschatz-Schärfen

„Latein ist ein super Fach. Die Schülerinnen und Schüler schärfen damit ihren Wortschatz und ihre Sprachbeherrschung. Sie lernen komplexe Satzgefüge zu analysieren. Wir beschäftigen uns mit den Wurzeln unserer Kultur“, begründet Erkelenz. Er weiß, dass Schülerinnen und Schüler wissen wollen, warum sie etwas lernen. Das gilt selbstverständlich auch für Geschichte, einem Fach, in dem Erkelenz immer wieder zusammen mit der Klasse oder dem Kurs Verbindungen zur Gegenwart zieht.

„Kürzlich haben wir im Geschichts-Leistungskurs eine halbe Stunde darüber diskutiert, warum ich gesagt habe, dass die Demokratie die am wenigsten schlechte Staatsform ist“, sagt er. Fragen zu stellen und wach und aufmerksam zu sein, lernen die Jugendlichen in seinem Unterricht. Und auch der Lehrer selbst versucht, die Jugendlichen wahrzunehmen und mit Respekt zu behandeln.

„Die kommen nicht in die Schule, um bespaßt zu werden“, ist er überzeugt. Die Schülerinnen und Schüler wollten durchaus „etwas erfahren, was sie bereichert“. Zudem ist der 55-Jährige sicher: „Schüler haben ein Gefühl dafür, ob man Ahnung hat.“ Wenn er etwas nicht weiß, hat er keine Probleme, das zuzugeben. Offene Fragen werden nachgesehen, Fehler eingestanden.

Konsequenz, Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Respekt

„Die Arbeit mit Heranwachsenden ist toll. Dass es da Probleme gibt, ist normal. Mir macht es Freude, zu helfen, Fähigkeiten zu entwickeln“, erklärt der kinderlose Pädagoge. Dabei sind ihm Konsequenz, Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Respekt wichtig. „Ich bin ein knallharter Knochen“, sagt er von sich. Seine Maxime, wenn ein Schüler Mist gebaut hat: dazu stehen und dafür sorgen, dass es wieder in Ordnung kommt.

Von sich selbst erwartet der Lehrer, dass er ansprechbar ist - auch über den Unterricht hinaus. „Ich sage den Schülern, dass ich bestimmte Dinge weitergeben muss, andere aber auch erst einmal unter uns bleiben können. “Auch hier taktiert er nicht. Ebenso wenig wie bei seiner Art im Unterricht zu sprechen: leise, bedacht und in sich ruhend.

„Ein Schüler hat mal gesagt: ,Bei Ihnen muss man ja leise sein, sonst versteht man Sie ja nicht'“, schmunzelt Erkelenz. Doch durchgehen lässt er nichts. „Da kann ich auch mal laut werden. Jeder hat das Recht, hier stressfrei zu lernen und zu arbeiten.“

Dass die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte indes verbessert werden sollten, findet Erkelenz unbedingt. Und das hat er auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller gesagt. Denn die hat selbstverständlich persönlich dem „Lehrer des Jahres“ gratuliert.


Deutscher Lehrkräftepreis

2009 initiierten der Deutsche Philologenverband und die Vodafone Stiftung Deutschland den Deutschen Lehrkräftepreis.

Ziel ist es, die öffentliche Wertschätzung sowie das Image des Lehrberufs und der Arbeit der Schulleitungen zu steigern und wirkungsvolle Anstöße zur Verbesserung des Unterrichts an Schulen zu geben.

Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen können ihre Lehrkraft nominieren und sie mit Texten, Bildern und kurzen Videos vorstellen.

Eine Jury wählt unter den Vorschlägen aus.