Augustusplatz in KölnBekommt der „Miqua“-Platz doch keine Außengastronomie?
- Eigentlich sollte der Augustusplatz ein Ort der Begegnung werden, zu,
- Doch laut Stadtplanungsamtsleiterin Anne Luise Müller ist alles andere als ausgemacht, dass es dort ein mobiles Café oder etwas Vergleichbares geben wird.
- Wir geben einen Überblick über den Stand der Planungen.
Köln – Knapp zwei Jahre nach dem Auftrag durch den Stadtrat ist noch völlig unklar, was auf dem neuen Augustusplatz zwischen „Miqua“ (Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier) und dem gegenüber liegenden Wallraf-Richartz-Museum (WRM) passiert – die Arbeiten für ein Konzept haben nicht mal begonnen. „Wir haben es nicht aus den Augen verloren, müssen jetzt aber beginnen, daran zu arbeiten“, sagte Stadtplanungsamtsleiterin Anne Luise Müller der Rundschau. Die Stadt baut das Museum, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreibt das Haus, es soll 2022 eröffnen.
Kommen am Ende nur einfache Sitzelemente?
Der Hauptausschuss des Stadtrates hatte am 12. Juni 2017 beschlossen, dass die Verwaltung Maßnahmen präsentieren muss, „wie auf dem Augustusplatz angemessene Nutzungen ermöglicht werden können, damit der Platz seiner Rolle als Ort der Begegnung zwischen zwei bedeutenden Museen der Stadt gerecht werden kann, zum Beispiel durch Außengastronomie“.
Doch laut Müller ist alles andere als ausgemacht, dass es dort ein mobiles Café oder etwas Vergleichbares geben wird. Müller sagt: „Belebung ja, aber muss das immer ein kommerzielles Angebot sein?“ Man könne nicht einfach eine Servicetheke oder etwas ähnliches dort hinstellen – zumal diese mit Waren beliefert werden müsse. Einfache Sitzelemente zum Verweilen könnten laut Müller eine Lösung sein.
Der neue Platz könnte zusätzlich an Attraktivität gewinnen, wenn das beschlossene Konzept zur Verkehrsberuhigung der Altstadt umgesetzt wird. Dann wird die Straße „Obenmarspforten“ zwischen den beiden Museen zur Fußgängerzone.
Der Augustusplatz ist nicht das erste Mal Teil der Diskussion um den „Miqua“-Neubau: Zunächst sollte das Museum eigentlich zwei direkte Eingänge haben, einen nach Norden hin zur Ratshauslaube und einen im Süden zum WRM. Das hätte den Charme, dass beide Museen quasi miteinander verbunden sind, die Besucher von einem Haus ins andere mehr oder weniger „stolpern“. Ein dritter Eingang führt unterirdisch vom Spanischen Bau im Norden zur „Miqua“, ist aber eher für Gruppen gedacht.
Trio diskutiert
In der Reihe „Kultur kontrovers“ wird am Donnerstag, 6. Juni, ab 19.30 Uhr im Literaturhaus, Großer Griechenmarkt 39, über die „Miqua“ diskutiert. Unter dem Titel „Braucht Köln noch ein Museum?“ sprechen Hartmut Wilmes (Kulturredaktion) und Stefan Sommer (Lokalredaktion) mit Thomas Otten (Foto), dem Direktor des vom Landschaftsverband Rheinland betriebenen Museums. Literaturhaus und Rundschau laden ein, der Eintritt ist frei.
Doch während der Bauzeit protestierte die Polizei, nach dem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel im Jahr 2014 änderte sich die Gefahreneinschätzung (wir berichteten). Nachträglich plante die Stadt Sicherheitsschleusen wie am Flughafen ein, übrig blieb nur ein oberirdischer Eingang – der zum Rathaus hin. Die Öffnung zum WRM verschwand, beide zu bauen und zu betreiben wäre laut Stadt zu teuer gewesen. Mehrkosten von zwei Millionen Euro nannte die Verwaltung.
Petra Rinnenburger, Chefin der für den Bau verantwortlichen Gebäudewirtschaft, sagte schon im Februar 2017: „Das ist natürlich unglücklich, die Platzsituation zum Wallraf-Richartz-Museum ist dann nicht mehr so wie geplant.“ Und WRM-Direktor Marcus Dekiert sagte im Juni 2017: „Es wäre schade, wenn die ,Miqua’ uns den Rücken zuwendet und keinen Eingang hat.“ Die Entscheidung dafür ist aber längst gefallen, wenn auch mit einigem Bauchweh der Politik. Ein attraktiver Augustusplatz sollte dieses Malheur ausgleichen oder zumindest mildern. Doch auch zwei Jahre später ist nichts passiert in dieser Frage.
Noch ist dafür zwar etwas Zeit, Stand jetzt ist der „Miqua“-Neubau Ende 2021 abgeschlossen, einige Monate später eröffnet das Museum. Es besteht aus zwei Teilen: dem oberirdischen jüdischen Museum und der unterirdischen Archäologischen Zone inklusive des berühmten Praetorium, dem früheren römischen Statthalterpalast. Der Rundgang ist knapp 600 Meter lang und zeigt 2000 Jahre Stadtgeschichte. 77 Millionen Euro kostet das Projekt, es soll 180 000 Gäste im Jahr anlocken, damit wäre es 2018 beispielsweise auf Rang drei der zehn Kölner Museen gelandet – hinter dem Museum Ludwig und dem Römisch-Germanischem Museum.
Der Bau des Museums ist ohnehin eine Geschichte voller Irrungen, angefangen damit, dass der Förderverein 2009 eingeknickt war, das zugesagte Geld nicht liefern konnte. Stadt und Land übernahmen also. Und: Das Museum ist im Laufe der Jahre viel kleiner als anfangs geplant geworden, aber viel, viel teurer. Der Museumsshop ist gestrichen, die Gastronomie auch, der Zugang vom Alter Markt flog auch raus. Konstant waren vor allem die Kostensteigerungen, 2010 nickte der Stadtrat 48,1 Millionen Euro ab, nun sind es 77 Millionen Euro (plus 60 Prozent). Die Stadt Köln zahlt 44,3 der 77 Millionen Euro.
Über die Jahre zankten LVR und Stadt sich schon mal, unter anderem über die neuen Sicherheitskosten. Denn der LVR hätte den Vertrag kündigen können, wenn die „Miqua“ 2019 nicht fertig ist – was frühzeitig klar war. Also hatte der Verband ein probates Druckmittel, beide Seiten handelten einen neuen Vertrag aus, er ist aber noch nicht politisch durchgewunken.