500 waren angemeldet - Zehn mal so viele Demonstranten versammelten sich, um gegen den Kreisparteitag der AfD zu protestieren.
Anti-AfD-DemoTausende versammeln sich vor Kölner Gymnasium
Mit so viel Unterstützung hätten Lilli und Max nicht gerechnet. Die Schülerin und der Schüler hatten mit einer Online-Petition gegen den Kreisparteitag der AfD an ihrer Schule protestiert. Mehr als 12.500 Unterschriften kamen zusammen. Als der Parteitag am Sonntagmorgen startete, machten mehrere Tausend Demonstrierende vor dem Gymnasium Neue Sandkaul in Widdersdorf ihrer Entrüstung Luft.
„Unser Ziel war es zwar, den Kreisparteitag zu verhindern - was leider erfolglos war. Doch wenn man sich anschaut, wie viele uns heute und in der Vergangenheit Gehör schenken und geschenkt haben, haben wir die Hoffnung, dass wir zukünftig Parteitage generell an Schulen verhindern können - und das Dank eurer Hilfe“, sagten Lilli und Max in ihrer Rede. Sie fragten provokant: „Oder findet demnächst der AfD-Parteitag an der Anne-Frank-Schule in Rondorf statt?“
„Toleranz hat Grenzen“
Mit Blick auf die von Correctiv aufgedeckten Pläne gegenüber Menschen mit internationaler Familiengeschichte hieß es in der Schülerrede: „Noch nie war es so ein Thema wie jetzt, woher meine Freunde und Klassenkamerad:innen kommen. Was mich persönlich sehr traurig macht, denn ich habe es nie für wichtig empfunden, welcher Nation meine Freunde oder deren Familien angehören.“
Die Demonstrierenden unterstützten die Aussagen der Jugendlichen mit anhaltendem Applaus. „Uns ist bewusst, dass man in einer Demokratie andere Meinungen tolerieren muss, auch wenn es einem schwerfällt. Aber auch diese Toleranz hat eine Grenze, nämlich genau dann, wenn die demokratischen Werte unseres Grundgesetzes infrage gestellt werden. Es fällt uns schwer auszuhalten, dass zu diesem Zeitpunkt dort drüben in unserer Aula möglicherweise diskriminierende Aussagen fallen“, sagten Lilli und Max.
Zahlreiche Organisationen wie Köln gegen Rechts, Omas gegen Rechts und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft beteiligten sich an der Versammlung und stärkten Schülerschülerschaft und Eltern den Rücken. Mehrere Kölner Bands unterstützten die Demonstration, darunter auch Kasalla und Planschemalöör. Schon früh am Morgen sorgte eine Samba-Gruppe für Stimmung - und eine Geräuschkulisse, die für den Parteitag störend gewesen sein dürfte.
Beendet wurde die mehr als vierstündige Demonstration gegen kurz nach 13 Uhr. „Ich war regelmäßig im Austausch mit der Polizei. In der letzten Meldung, die ich von ihr erhalten hatte, war von über 5000 Teilnehmern die Rede“, sagte Versammlungsleiterin Silvia Rick. Die Mutter, deren Kind das Gymnasium Neue Sandkaul besucht, war überwältigt von der enormen Unterstützung. „Wir hatten 500 Teilnehmer angemeldet", erzählt sie. Zehn Mal so viele waren gekommen. „Das war ein großartiges Zeichen, dass wir nicht alleine sind. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das sehr wichtig“, sagte Rick im Gespräch mit der Rundschau.
In einer Anfrage an den Ausschuss „Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen“, der am Montag, 17. Juni, tagt, thematisiert die Ratsgruppe Klima Freunde/Gut die „Vergabe von städtischen Räumlichkeiten für extremistische Zwecke“. Sie verweist dabei auf einen Ratsbeschluss vom Dezember 2018 sowie auf eine Mitteilung der Verwaltung vom Juni vergangenen Jahres.
Darin heißt es: „Eine Überlassung ist ausgeschlossen, sofern die Räumlichkeiten zur Durchführung von Veranstaltungen benutzt werden sollen, bei denen die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass auf diesen politisch extremistisches, rassistisches, antisemitisches, radikal islamistisches, sexistisches, gewaltverherrlichendes oder menschenfeindliches sowie verfassungswidriges oder verfassungsfeindliches Gedankengut dargestellt oder verbreitet wird.“ Die Ratsgruppe fragt unter anderem, mit welchen Konsequenzen ein Mieter zu rechnen hat, der gegen diese Klausel verstößt.