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Anbau Wallraf-Richartz-MuseumNach Bodenuntersuchungen muss jetzt neu geplant werden

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wallraf Baustelle

Bauarbeiten am Wallraf-Richartz-Museum in Köln

Köln – Es war eh schon eine Planung auf tönernen Füßen: Baugenehmigung im Juni 2022, Ausschachtungsarbeiten im kommenden Dezember, 2026 dann die Fertigstellung des Anbaus für das Wallraf-Richartz-Museum. So hatte Kölns Baudezernent Markus Greitemann noch vor rund einem Jahr vorsichtig den Zeitplan skizziert.

Unter dem Vorbehalt, das da nichts dazwischen kommen darf – wie beispielsweise unerwartete Reste einer römischen Stadtmauer im Untergrund. Doch was bei der wechselvollen Geschichte dieses Bauvorhabens kaum noch verwundern kann: Es ist etwas dazwischen gekommen.

Der Anbau

Kunstsammler und Stifter Gerard J. Corboud stellte der Stadt Köln rund 170 Kunstwerke zur Verfügung, die in dem Anbau Platz finden sollen. Doch die Realisierung des Gebäudes, das unterirdisch mit dem Haupthaus des Wallraf-Richartz-Museums verbunden werden soll, lässt seit vielen Jahren auf sich warten.

2012 beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der Planung. 2014 entschied sie auf einen Investorenwettbewerb, der jedoch scheiterte. Ein Mitbewerber reichte eine Vergaberüge ein. Das Verfahren ging durch mehrere Instanzen, an deren Ende die Stadt verlor. Zwischenzeitlich wurden auch wieder die Ursprungsplanungen verändert. 2020 kam das Gerücht auf, die Stifterfamilie werde die Werke zurückziehen. Doch die Witwe Marisol Corboud dementierte. (ngo)

Die städtische Gebäudewirtschaft hat einen Sachstandsberichts des Projekts veröffentlicht. Über dem Kalender für die Abläufe prangt nun ein dicker Stempel: „In Überarbeitung“. Nichts steht mehr fest. Kein Termin hat mehr Bestand.

Diverse Varianten sind bereits im Gespräch

Das fängt schon bei dem ersten Termin an, den Baudezernent Greitemann anvisiert hatte. Die Baugenehmigung liegt aber noch nicht vor. Das scheint angesichts des weiteren Berichts verschmerzbar, denn: „Es wurden umfangreiche Suchschürfe (Baugrunduntersuchungen) erforderlich, um zusätzliche Erkenntnisse über den Baugrund zu erlangen“, berichtet die Gebäudewirtschaft. „Die Suchschürfe wurden im Juli 2022 abgeschlossen. Die Auswertung der Ergebnisse ergab die Notwendigkeit einer Umplanung“, heißt es weiter.

Laut der Gebäudewirtschaft gebe es bereits diverse Umplanungsvarianten. „Derzeit werden die Umsetzbarkeit und die Auswirkungen der finalen Variante abschließend durch die beteiligten Fachplanungen geprüft.“ Die abschließende Bewertung der erforderlichen Umplanung und der entsprechenden Konsequenzen auf die „Terminschiene“ erfolge im September. Bis dahin brauche es noch weitere Untersuchungen.

Was wurde denn nun eigentlich gefunden?

Da stellt sich die Frage: Was wurde bei den Schürfungen im Untergrund gefunden, dass dadurch die gesamt Planung über den Haufen geschmissen wurde? „Eine detaillierte Aussage zu den einzelnen Aspekten kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht gemacht werden“, sagt dazu eine Stadtsprecherin. Im Sachstandsbericht unter Punkt 4, der sich mit der Risikobewertung befasst, ist aufgezählt: Kellerreste, Schadstoffe, Bodendenkmäler, Kampfmittel, Leitungen. Ob und was davon einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, bleibt unklar.

Bewertet werden die Risiken nach einem Ampel-System: Bei Grün sieht es gut aus, Rot steht für Gefahr. Hinter dem Punkt „Baugrund“ ist es nun tiefrot.Die gleiche Farbgebung bei dem Punkt „Belastbarkeit der Kostenermittlung“. Bisher wurde von 76 Millionen Euro Baukosten ausgegangen, plus ein Risikozuschlag von 19 Millionen Euro. Das wird wohl nicht mehr zu halten sein. Alleine schon, weil auch der Museumsanbau wie so viele Baumaßnahmen zurzeit mit Materialteuerungen, Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel zu kämpfen hat.