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Am Rhein erfundenAfri-Cola ist eine Erfolgsgeschichte „made in Köln“

Lesezeit 3 Minuten
afri Cola Flasche

Eine Flasche der koffeinhaltigen Brause afri-cola

  1. Es begann in Köln: In unserer Serie „Stars aus Köln“ stellen wir Produkte vor, die am Rhein erfunden worden sind. Wir berichten von den Ideen, dem Zeitgeist, der sie getragen hat, und was aus ihnen geworden ist.
  2. Zum Auftakt: die Afri-Cola.

Drei lasziv blickende, Afri-Cola schlürfende Ordenschwestern hinter einer leicht vereisten Glasscheibe, vor ihnen die Taillenflasche mit der stilisierten weißen Palme vor nachtschwarzem Hintergrund in unterschiedlichen Größen. Der provozierende Nonnenspot für die von Karl Flach entwickelte Cola aus dem „Hillije Kölle“ revolutioniert 1968 die Welt der Werbung und der kalkulierte Tabubruch bringt erwartbar die katholische Kirche in Wallung.

Der Düsseldorfer Werber Charles Paul Wilp holt die Brause aus Braunsfeld aus dem Dornröschenschlaf und macht sie mit einer Skandalwerbung weltweit bekannt. Seine legendäre Kampagne vereint auf einzigartige Weise gesellschaftliche, künstlerische, modische und politische Strömungen. Der Slogan „Sexy-mini-super-flower-pop-cola – alles ist in Afri-Cola“ bündelt vieles, was die Gesellschaft Ende der Sechziger bewegt. Wiederkehrendes Motiv der TV-Spots und Anzeigen ist die vereiste Glasscheibe, hinter der sich schillernde Figuren wie aufreizende Stewardessen, Frauen mit kahl geschorenen Schädeln und ein US-Soldat mit einer Friedenstaube tummeln.

Viele Promis warben für die süße Brause

Auch spätere Ikonen wie Donna Summer, Amanda Lear und die Musen des Stones-Bosses Mick Jagger, Marianne Faithful und Marsha Hunt, posen für die koffeinhaltige Limonade aus der Domstadt. Inspiriert von der ersten Herztransplantation pumpt Wilp in einem Spot wie bei einer Bluttransfusion Afri-Cola durch lange Schläuche in den Körper eines nackten Models. Den verstörenden Bildern entsprechen die einen drogenfreien Trip verheißenden Texte: „Die Erde ist ein Paradies für Afri-Cola.“ Von „lustvollen Gefilden“ sprechen die Werber. „Die Frau wird Frau und frei. Girlpower.“ Oder: „Heirat oder nicht Heirat, das ist nicht mehr die Frage. Afri-Cola.“

Die Erfolgsgeschichte

Der gebürtige Bonner Karl Flach (1905-1997) übernahm 1931 die Geschäftsführung des 1864 am Kölner Holzmarkt gegründeten Unternehmens F. Blunhoffer Nachfolger GmbH, das Essenzen der Getränkeherstellung produzierte.

1929 ließ Flach die koffeinhaltige Limonade Afri-Cola entwickeln und produzieren, deren Markenrechte er sich weltweit 1931 sicherte. Ab 1952 führt der Kölner eine zweite erfolgreiche Marke ein, die Orangenlimonade Bluna. Die Marke Afri-Cola wird 1999 internationale Lizenzmarke der zur Karlsberg-Gruppe gehörenden Mineralbrunnen Überkingen-Teinach KGaA.

Aufreger mit schriller Botschaft: Werber Charles Paul Wilp (kleines Foto) traf 1968 mit der skandalträchtigen Nonnen-Kampagne (Foto unten) den Nerv der Zeit. Der Düsseldorfer Fotograf und Künstler starb im Jahr 2005. (bro)

Es sind Botschaften aus einer Zeit des Aufbruchs, die Limonade wird Platzhalter für Emanzipation und Freiheit: „Die Augen erzählen der Welt, dass sie verliebt ist. Afri-Cola.“

Werber Wilp komponiert auch die hypnotische Klangkulisse mit atonaler Musik, die als Single für 4,99 Mark im Handel erhältlich ist. Die Köln-Cola mit dem Palmen-Logo wird zum Kult, putscht ihre Fans mit einem hohen Koffeingehalt,hart an der Grenze des Erlaubten. Bereit sechs Jahre vor dem Marketing-Durchbruch ist Flach mit der von Industriedesigner Jupp Ernst entworfenen Flasche mit der geschwungenen weiblichen Form auf den Markt gekommen.

Der Kölner Maler Raffael Becker hat die weiße Palme entworfen. Die Geschichte des Kultgetränks Made in Cologne beginnt bereits 1929. In den 30er Jahren führt Flach eine infame Kampagne gegen das „jüdische Gesöff“ Coca-Cola. Von einer Werksbesichtigung in der US-Zentrale bringt er Kronkorken mit dem Wort „koscher“ in hebräischer Schrift mit und präsentiert sie im Dritten Reich als Beweis dafür, dass Coca-Cola ein jüdischer sei.

afri cola werbung

Mit schrillen Werbebotschaften machte sich die süße Brause einen Namen.

Als einer der deutschen Vorreiter des Franchise-Systems liefert Flach als Lizenzgeber Konzentrat, Flaschen und Werbung. Abgefüllt und vertrieben wird Afri-Cola von Unternehmen in ganz Deutschland. Während die Köln-Cola in den 1950er Jahren wegen des starken Koffeingehalts zu einem begehrten Wachmacher im Land des Wirtschaftswunders wird, büßt das Produkt mit der weißen Palme in den 1960ern massiv an Popularität ein – bis Charles Wilp 1968 mit seiner innovativen Kampagne beginnt und die Marke Made in Cologne weltweit bekannt macht.