In der Orangerie wurden am 11.11. Paare evangelisch getraut und gesegnet.
Segensaktion der KircheSo liefen die spontanen Trauungen am Elften Elften in Köln
„Polka, Polka, Polka“ haben sich Louisa und Tino als Lied für ihre Trauung ausgesucht. Musiker Wolfgang Jaegers stimmt Brings auf dem Akkordeon an. „Alles halv su schlimm, wenn mer zusamme sin.“ Das passt. Vor sechseinhalb Jahren gaben sich die Kölner bereits das Ja-Wort auf dem Standesamt. „Mir hat immer der Segen Gottes gefehlt“, sagt Louisa. „Im verflixten siebten Jahr holen wir das jetzt nach.“ Und deshalb stehen die beiden am Mittag des Elften Elften im Teletubbie-Kostüm mit ihren zwei Chihuahuas in der rut und wieß geschmückten Orangerie und lassen ihre Beziehung von Pfarrer Uwe Rescheleit segnen.
Der Ansturm bei der Aktion „Krapfen, Kölsch & Ja, ich will“ blieb am Montag aus. Paare konnten sich spontan und ohne Termin in der Orangerie trauen und segnen lassen. Das junge Team des erst im Oktober gegründeten Kölner Segensbüros „Hätzjeföhl“, eingerichtet vom Evangelischen Kirchenverband Köln & Region, glaubt dennoch daran, dass Segen den Menschen Halt gibt. „Wir wollen mit dem Bild, das die Menschen von der Kirche haben, brechen“, sagt Pfarrer Sebastian Baer-Henney. „Segen ist für alle da.“ Deshalb richtet sich das Angebot auch an unverheiratete, geschiedene und queere Paare sowie Menschen, die nicht Mitglied in der Kirche sind.
Segen in allen Lebenslagen
Bereits im vergangenen Jahr hatten fast 90 Paare bei den ersten evangelischen Pop-Up-Hochzeiten in Köln kirchlichen Segen empfangen, im Stadtgarten, am Colonius oder in der Christuskirche. Die Aktion am Montag sollte nun vor allem karnevalistische Paare ansprechen, die Lust auf eine Zeremonie zum Sessionsstart haben. Den ersten öffentlichen Auftritt hatte „Hätzjeföhl“ bei der Kölner Hochzeitsmesse „Trau dich“. „Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, auch in den sozialen Medien“, berichtet Pfarrer Sebastian Baer-Henney.
Für das Hochzeitsfoto lagen in der Orangerie am Montag Polaroidkameras bereit, kölsche Klebe-Tattoos und Glitzerschminke. Zur Verpflegung gab es Berliner und Krapfen. „Wir wollen zeigen, dass auch kirchliche Trauungen außerhalb von Kirchen möglich sind“, sagt Katrin Höffer. Segensrituale können aber auch zu ganz anderen Anlässen stattfinden, so die Kommunikationsdesignerin des Segensbüros: bei Taufen und Bestattungen, zwischen Freunden, zum Ruhestand, aber auch bei Trennungen. Zuletzt habe zum Beispiel eine Segnung eines bereits geschiedenen Paares im Rheinpark stattgefunden. Symbolisch wurden die Eheringe im Anschluss in den Rhein geworfen. „Segen in allen Lebenslagen“. Das ist das Motto von „Hätzjeföhl“.