Köln ist fahrradfreundlicher als Dortmund und Essen - zu diesem Ergebnis kommt der neue Fahrradklimatest des ADFC. Bei der Umfrage unter Radfahrern verließ Köln erstmals den letzten Platz.
ADFC-UmfrageKöln ist fahrradfreundlicher als Dortmund und Essen
Beim neuen ADFC-Fahrradklimatest 2022 hat sich Köln um zwei Plätze verbessert und ist zum ersten Mal seit 2018 nicht mehr Schlusslicht unter den 14 deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club am Montag mitteilte, überholte Köln im aktuellen Ranking die Ruhrgebietsstädte Dortmund und Essen und liegt nun auf Platz 12. Die Rundschau hatte bereits über den Fortschritt berichtet.
Der Notendurchschnitt für Köln verbesserte sich bei der im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage gegenüber dem letzten Fahrradklimatest 2020 von 4,37 auf 4,24. Bei 22 von 32 Kategorien vergaben die Teilnehmer der Umfrage bessere Noten. Hervorzuheben ist laut ADFC insbesondere die „Fahrradförderung in jüngster Zeit“, die sich um eine ganze Note von 4,1 in 2020 auf 3,3 verbessert hat. Dortmund kam auf 4,27. Essen wurde mit 4,28 Letzter. Spitzenreiter ist erneut Bremen mit Note 3,57.
Mit 2761 Teilnehmenden in Köln (bundesweit waren es 245.000) fiel die Beteiligung an der Umfrage nach einem Rekordwert im Jahr 2020 deutlich geringer aus, aber höher als im Jahr 2018. Als Grund für den Rückgang nannte der ADFC ein in Köln neu angewandtes Verfahren zur Authentifizierung der Teilnehmenden.
Breite Radfahrstreifen kommen gut an
Die bessere Gesamtnote kam laut ADFC vor allem durch „Fortschritte in der Innenstadt“ zustande. „Das Mobilitätsdezernat hat dort eine Reihe von Beschlüssen der Bezirksvertretung umgesetzt, insbesondere wurde die Umwandlung von Fahrspuren vorangetrieben. Dort, wo die neuen Radfahrstreifen im Kölner Standard mit einer Mindestbreite von 2,50 Metern vorhanden sind, wird das von den Teilnehmenden durchaus honoriert – die gibt es aber nicht im ganzen Stadtgebiet so, und an den Kreuzungen endet die Radverkehrsführung weiterhin zu oft im Nirgendwo“, erklärte der ADFC.
Die besten Noten gab es wie schon in den Vorjahren für die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung, die 2022 noch besser bewertet wurden (Note 2,3; 2020: 2,5). Jedoch wird die Note 5 („Ungenügend“) weiterhin am häufigsten vergeben, dies war in 17 von 32 Disziplinen der Fall. So vergaben die Umfrageteilnehmer in Köln die Note 5,1 für die Themen Breite der Radwege, Fahrraddiebstahl, Falschparkerkontrolle auf Radwegen und Ampelschaltungen für Radfahrer. Für die Führung an Baustellen gab es die Note 4,9.
ADFC fordert mehr Tempo bei der Umgestaltung
„Wir freuen uns darüber, dass die Fortschritte anerkannt werden, kritisieren aber das weiterhin zu geringe Tempo bei der Radverkehrsförderung“, teilte der ADFC mit. Bei der jetzigen Umsetzungsgeschwindigkeit würde es nach Berechnungen des Clubs noch 25 Jahre dauern, bis die Schulnote 2– („knapp gut“) erreicht werden könne. „Da Köln bis 2035 klimaneutral werden will und der Radverkehr dabei eine wesentliche Rolle spielt, muss sich die Note jedoch schon weit vorher wesentlich verbessern.“
Die Stadt müsse daher jetzt konsequent heiße Eisen anpacken wie „die fahrradfreundliche Gestaltung von Kreuzungen und Ampelschaltungen sowie aktive Maßnahmen zur Beruhigung des KFZ-Verkehrs bei Straßen mit Mischverkehr“, so der ADFC. Kölns „Fahrradbürgermeister“ Reinhold Goss meinte, er sei enttäuscht, dass die Domstadt keine bessere Platzierung erreicht habe. Das Mobilitätsdezernat habe sich in letzter Zeit sehr für den Radverkehr in Köln engagiert und hätte es verdient gehabt, dass man diese Leistung stärker honoriere.
Bürgerantrag für Radspur am Neumarkt
235 Menschen haben seit Freitag eine neue Petition zur Verbesserung der Situation für Radfahrer am Neumarkt unterzeichnet. Per Bürgerantrag fordern Simone Kraus als Sprecherin von „Kidical Mass Köln“ und Kölns ehrenamtlicher „Fahrradbürgermeister“ Reinhold Goss, dass rund um den Neumarkt Tempo 30 eingeführt und eine Autospur in eine „exklusive und geschützte Fahrradspur“ umgewandelt wird – analog zu den bereits umgesetzten Radspuren auf den Ringen. Diese Idee sei nicht nur „ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Mobilität in unserer Stadt, sondern auch einfach und kostengünstig umzusetzen“.
Der Neumarkt eigne sich aufgrund der wenigen Einmündungen und des fehlenden Seitenparkens besonders gut für eine Umgestaltung. Durch die Trennung des Fuß- vom Radverkehr würden „die eklatanten Konfliktsituationen aufgelöst, die Gehwege verbreitert und die Aufstellflächen an den Ampeln deutlich vergrößert – ein dringend benötigter Gewinn an Sicherheit und Fläche!“ All diese Potenziale und Chancen lasse die Stadt bisher ungenutzt. (fu)