Das musikalische Abschiedswerk „Stabil nervös“ von Köster/Hocker ist ein live aufgenommenes Zeitzeugnis ihrer 30-jährigen Karriere und zugleich ein Nachruf auf Frank Hocker.
Abschiedsgruß eines kölschen DuosMit „Stabil nervös“ erscheint das 13. Album von Gerd Köster und Frank Hocker
Es ist ein Fakt für Menschen, die abergläubisch sind: 12 Alben sind unter dem Namen Köster/Hocker bisher erschienen. Am Freitag kommt das 13. Werk von Gerd Köster und Frank Hocker heraus – und es wird das letzte sein. Eine Live-Aufnahme. Von der Mosel. Im vergangenen Jahr aufgezeichnet. Kaum war sie abgemischt, starb Frank Hocker. Das 13. Album „Stabil nervös – live an der Mosel“ ist also eine Art Nachruf auf Hocker und der Abgesang des Duos.
Seit vielen Jahren war die Mosel und ganz besonders das Haus Waldfrieden ein wichtiger Ort für Köster/Hocker. Dort fanden einmal pro Jahr ganz besondere Konzerte des Duos statt – nämlich in Großbesetzung. Alle, die immer mal wieder dem Duo beiseite standen. Ein „kultureller Schmelztiegel“ sei das dort an der Mosel gewesen, sagt Köster. Haus Waldfrieden werde „von guten Freunden“ geführt und dort herrsche eine ganz besondere Stimmung bei den Auftritten. Eine Stimmung, die nun auf dem Doppelalbum eingefangen ist. Von den insgesamt 17 Liedern des Doppelalbums sind fünf neu interpretierte, gecoverte, oder wie Köster es nennt: „geborgte Songs“. Einer davon ist „Nix metnemme“ (Nichts mitnehmen), eine köslche Neuinterpretation von Bob Dylan (Gotta Serve). Das Album umfasst eine Schaffenszeitspanne des Duos Köster/Hocker von rund 30 Jahren.
Angefangen bei den „The Piano Has Been Drinking“-Zeiten der Künstler in den frühen Neunzigern- als Köster mit kölschen Übersetzungen von Tom-Waits-Liedern in der Domstadt Furore machte. In dieser Zeit entstand auch der Song „Ei Mädche“, welcher bereits vergangene Woche als Single erschienen ist. Ein ganz besonderer Song, der auf ihren Erlebnissen in den wilden Achtzigern basiert und bisher nur ein einziges mal live performt wurde.
Als Köster vom letzten Song des Albums erzählt, wird der Kölschrock-Sänger sichtlich emotional. „Et letzte Drüvje“ (Das letzte Träubchen) beschreibt das Gefühl, wenn sich die Bekanntenkreise „eher früher als später verdünnen“. Seine Neuinterpretation von Tom Waits' Song „Last Leaf On The Tree“ singt Köster ganz ohne Band und schließt so alleine „den Kreis des Albums“, so der Sänger.
Eine Tragik am plötzlichen Tod Hockers: Das Duo war für 2024 schon gebucht. Und es wäre dem Vollblutmusiker Hocker wohl recht, dass die Termine stattfinden. Allerdings nicht mit einem „Ersatz-Hocker“. Gemeinsame Musiker-Freunde werden Köster bei diesen Terminen begleiten, firmierend unter „Weggefährten“.
Und wie wird es danach weiter gehen? „Es wird kein Gitarrist gesucht, der versucht, Frank zu ersetzen. Den gibt es sowieso nicht“, sagt Köster über die musikalische Zukunft und die kommenden Auftritte.
Stunde Null kölscher Musikgeschichte
Somit markiert das 13. Album des Duos „Stabil nervös – Live an der Mosel“ eine Stunde Null in der kölschen Musikgeschichte. Auf den beiden Scheiben wird zum einen alles wiedergegeben, was das Duo Köster/Hocker ausmachte. Ihr gebrochener Blick auf ihre Heimatstadt und die dort lebenden Menschen, abseits aller Kölsch-Seeligkeit. Ihr musikalisches Können und die Art , wie sie sich die Bälle zuspielten.
Zum anderen ist dieses letzte Tondokument eine gute Basis für Köster, um von dort aus zu neuen Ufern aufzubrechen. Sicherlich wird von nun an nicht alles anders klingen wie das, was er mit Hocker machte. Aber es wird nie mehr dasselbe sein.
Das Album „Stabil nervös – Live von der Mosel“ ist ab Freitag, 19. April, als CD in der Regel für 23,99 Euro und als LP für 26,99 Euro im Handel erhältlich und bei den gängigen Streaming-Diensten zu finden.