Freunde und Wegbegleiter nahmen im Comedia Theater vom Kabarettisten Richard Rogler Abschied.
Abschied von Richard RoglerSo ergreifend war seine Trauerfeier
Richard Roglers Geschichte als Wahlkölner ist untrennbar mit der des Comedia Theaters verbunden, denn als junger Schauspieler war er maßgeblich am Aufbau des Theaters beteiligt, das 1982 unter dem Namen Comedia Colonia vor allem als Spielstätte seiner damaligen Kindertheatertruppe „Ömmes und Oimel“ begründet worden war.
So war es nur folgerichtig, dass auch die Trauerfeier für den kürzlich verstorbenen Kabarettisten nach der Beisetzung auf Melaten dort stattfand. Viele Bühnenkollegen und Weggefährten seiner Karriere waren gekommen, um von ihm Abschied zu nehmen, darunter Rainer Pause vom Pantheon Theater in Bonn, die Kabarettistin Nessi Tausendschön, der Moderator Ingolf Lück, der langjährige „Lindenstraße“-Darsteller Moritz Zielke und der Schauspieler Hans Jörg Frey, mit dem Rogler seit ihrer gemeinsamen Jahre an Kölner Theatern eine tiefe Freundschaft verbunden hatte, wie er in seiner Würdigung beschrieb. „Dass er nicht mehr unter uns ist, macht mich sehr traurig“, so Frey.
Wilfried Schmickler, der durch die Veranstaltung führte, erinnerte an wichtige Meilensteine im Schaffen Roglers, so etwa an dessen erstes Solo-Programm „Freiheit aushalten“ von 1986, in dem dieser der damals neu entstehenden Mittelschicht aus Zahnärzten, Steuerberatern und halbwegs linken Rechtsanwälten den Spiegel vorgehalten hatte - ein „epochales Werk, dass die Bühnen-Kleinkunst in Deutschland nachhaltig verändert hat“, so Schmickler.
Vorbild für Schmickler sei Rogler auch bei der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ gewesen, die dieser von 1988 bis 1991 moderiert hatte: Für die normalen Zuschauer sei er damals die „menschgewordene Frechheit“ gewesen und „die Vorstellung, dass sie diesen Lümmel mit ihren Gebühren bezahlten, kaum zu ertragen“ – eingeschaltet hätten sie jedoch trotzdem. Zwar werde er von den Kölnern gerne vereinnahmt, doch sei er immer Süddeutscher geblieben, darauf machte Kabarett-Kollege Konrad Beikircher aufmerksam: ein „oberfränkischer Anarchist“ sei er gewesen, dessen Humor sich aus der ur-süddeutschen Tradition des „Derbleckens“, gespeist habe, der Kunst, „Menschen, Politiker oder Nachbarn so vorzuführen, dass sie bloßgestellt sind, sich aber nicht die Kugel geben“.
Die rheinische Mentalität habe ihn sehr amüsiert, doch habe er sie auch sehr gemocht, und die Symbiose aus dieser und seiner Herkunft habe er auf der Bühne zu etwas zusammengeführt, das Beikircher „grimmige Leichtigkeit“ nannte. Seiner Geburtsstadt Selb in Oberfranken war Rogler stets verbunden geblieben, weshalb dessen Bürgermeister Klaus von Stetten eine fünfeinhalbstündige Fahrt auf sich genommen hatte, um ebenfalls ein paar Worte zu sprechen – anders als die Kölner Oberbürgermeisterin oder andere Amtsträger, die „mit dem Fahrrad hätten kommen können“, wie Schmickler spitz bemerkte.
Von Stetten erinnerte an Rogler auch aus der Ferne andauerndes Engagement für Vereine der Stadt und dass er bei seinen Auftritten in Selb die „Gage oft liegengelassen“ habe. So sei er als einer von sieben Bürgern mit dem Goldenen Ehrenring seiner Stadt ausgezeichnet worden. In Köln Fuß gefasstDennoch hatte Rogler so weit in Köln fuß gefasst, dass er sogar in einen Karnevalsverein eingetreten war, nämlich den Rosen-Montags-Divertissementchen von 1861 e.V., in dem er seit 2004 aktiv war. Dessen Präsident Udo Marx erinnerte sich an die „Kleinen Kostproben“, die er an seinen Mit-Mitgliedern getestet hatte und dankte dafür, dass er stets dafür gesorgt hatte, dass der Verein die Halle des Comedia Theaters für das Aufstellen zum Rosenmontagszug nutzen konnte.
In einem Ausschnitt aus seinem allerletzten Auftritt im Comedia Theater von 2017 kam Rogler selbst zu Wort: „44 Jahre lang habe ich den Beruf gemacht, mit allen Höhen und Tiefen – es war ein wunderbares Leben.“