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Wenn es teuer aussehen sollAbi-Bälle kosten viel Geld – Kölner Gymnasium geht einen neuen Weg

Lesezeit 4 Minuten
Schüler gehen Pärchenweise über einen roten Teppich.

Großer Auftritt beim Ball.

Die Abiturientinnen und Abiturienten des Kölner Erich-Kästner-Gymnasiums beauftragen in diesem Jahr Veranstaltungsprofis mit der Planung ihres Balls.

Ein bodenlanges Abendkleid, glitzernder Schmuck, eine Limousine fährt vor den festlich geschmückten Ballsaal – Abibälle nehmen seit einigen Jahren gerne das Ausmaß einer Oscar-Verleihung an. An Kosten kommen da schnell mehrere zehntausend Euro zusammen.

Das Erich-Kästner-Gymnasium bricht dieses Jahr nicht mit diesem Trend. Die Abiturientinnen und Abiturienten setzen sogar noch einen drauf: Sie beauftragen Veranstaltungsprofis mit der Planung ihres Abiturballs. Allerdings handelt es sich um ein „Pflichtprojekt“. Die Auszubildenden des Joseph-Dumont-Berufskollegs organisieren den Abiturball des Erich-Kästner-Gymnasiums in ihrem zweiten Ausbildungsjahr.

Im März vergangenen Jahres trafen sich das Abiball-Komitee des Gymnasiums und die sechsköpfige Gruppe aus dem Berufskolleg zum ersten Mal. Sie besprachen Wünsche und Ablauf der Organisation. Der Grund für die Zusammenarbeit: Hätte sich das rund 20-köpfige Komitee mit der Organisation befasst, wäre es schwer geworden, sich in der großen Gruppe über Form und Ablauf des Balls zu einigen. Nun sorgen die angehenden Veranstaltungsprofis für einen Rund-Um-Glücklich-Abend.

Schüler profitierten von der externen Organisation

Das Motto des Abends, es passt zu den immer opulenter werdenden Bällen: „Oscarverleihung“. Inklusive Verleihung der begehrten Auszeichnung für die besten Lehrer. „Wir hoffen natürlich, für alle Abiturienten und Eltern ein schönes Fest zu organisieren, auf das man auch gerne noch zurückblickt“, sagt Marie Thiele, angehende Veranstaltungskauffrau des Joseph-Dumont-Berufskollegs. Schüler profitierten von der externen Organisation und können sich so voll und ganz auf die Abiturprüfungen konzentrieren. „In dieser Zeit müssen sie sich keine Sorgen machen, wenn beispielsweise ein DJ kurzfristig absagt, das Problem übernehmen dann wir“, so Thiele.

Am Ende kostet der durchorganisierte Abend für die Abiturienten und Abiturientinnen des Erich-Kästner-Gymnasiums immerhin noch 27.000 Euro. Jedoch könnte die Summe weit höher sein, denn die angehenden Veranstaltungskaufleute bieten hierbei ihre Hilfe und Expertise kostenlos an – denn sie profitieren ja selbst davon. Wohin es ohne diese kostenlose Unterstützung kommen kann, zeigt das Beispiel des Lindenthaler Apostelgymnasiums. 70.000 Euro werden dort für den Abi-Ball veranschlagt. In Halle Tor 2 will der Jahrgang mit ungefähr 700 Gästen den Schulabschluss feiern. Im Vorfeld wurden die Eltern der Schüler und Schülerinnen gebeten, je 240 Euro für den Abiturball beizusteuern. Exklusive der Tickets. Die kosten nochmals 50 Euro das Stück.

Einige Eltern sind empört

Bei einigen Eltern stoßen diese Kosten auf Empörung. Jedoch habe der Jahrgang nur weitergeführt, was die Jahrgangsstufen zuvor auch geplant und durchgeführt haben, heißt es aus dem Organisationsteam. Der Akzent wird hier auf das Engagement gelegt, dass die Schülerinnen und Schüler zeigen. Um die genannte Summe zu erbringen, organisieren sie Aktionen wie Kuchenverkauf oder Flohmärkte. Um den Fokus nicht ausschließlich auf einen pompösen Ball zu legen, verabschieden sich die Abiturienten des Humboldt-Gymnasiums in zwei Etappen. Eine Tendenz, die an mehreren Schulen zu beobachten ist.

Zuerst werden die Zeugnisse feierlich in der Schule mit anschließenden Sektempfang vergeben. Am Abend ist dann der Höhepunkt geplant: Für den offiziellen Abiturball organisiert der Jahrgang die Feierlichkeiten in der Herbrand’s Eventhalle in Ehrenfeld. Argumente für diese Halle: Der Mietpreis passte noch ins Budget, die Halle fasst die anvisierte Gästezahl von 600 Menschen und nicht zuletzt: Sie gefällt den Feiernden. Damit liegen die „Humboldter“ beim Preis klar unter den „Apostulanern“, aber immer noch bei rund 30.000 Euro. Schießen die Schülerinnen und Schüler bei den Abschlussfeiern übers Ziel hinaus? Wachsen ihre Wünsche in den Himmel? Andrea Meinecke, Leiterin des Lessing-Gymnasiums, verneint. Was die Preise nach oben treibe, seien weniger die „Vorstellungen“ der Abiturienten von einem gelungenen Ball, als vielmehr der knappe Markt. Für die wenigen infrage kommenden Veranstaltungsorte würden immer höhere Preise verlangt.

Die Schulen haben kaum Platz für Bälle

Die meisten Schulen bieten nicht den Platz und Rahmen für einen Abi-Ball. Bei einem Saal aber kommen allein für Miete und Buffet schnell mal 20.000 Euro zusammen. Dekoration, der DJ und ein Fotograf sind da noch nicht eingerechnet. Ein weitere Kostentreiber: Der Faktor Zeit: „Je später man anfängt zu planen, desto spärlicher seien die Möglichkeiten für einen kostengünstigen Abiturball“, heißt es aus den Planungsteams. „Ich finde es wichtig, dass Eltern, die eine Expertise haben, da unterstützen“, sagt Andrea Meinecke. Damit es immer noch nach Hollywood aussieht, aber kein Blockbuster-Budget braucht.