Hier werden Kunden angestrahlt. Mit sanftem Licht. Und die Pharmaindustrie auch mal in die Knie gezwungen. Mit innovativen Ideen. Die Kölner Birken-Apotheke wird 30 Jahre - und feiert.
Seit 30 JahrenWie Erik Tenberken die Birken-Apotheke in Köln besonders macht

Seit 30 Jahren führt Erik Tenberken die Kölner Birken-Apotheke.
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Rot, blau, gelb. Sanft wechselt das Licht in dem großen Quadrat an der Decke der Apotheke. Nicht nur das Lichtkonzept ist außergewöhnlich in der Birken-Apotheke am Hohenstaufenring. „Die Leute, die kommen, sollen sich wohlfühlen. Schließlich haben die meisten ein Problem“, sagt Erik Tenberken. Seit 30 Jahren führt der Pharmazeut die Innenstadtapotheke − und setzt Impulse. Längst nicht nur in der Gestaltung.
Diskretion ist Tenberken wichtig. Deshalb hat er schon vor etwa zehn Jahren Abtrennungen an der Bedientheke einziehen lassen. „Wir beschallen mit leiser Musik, so dass der eine Kunde nicht hören kann, was der andere sagt“, erklärt Tenberken. Auch eine abgegrenzte Sofaecke, in der ungestörte Gespräche und Beratungen stattfinden können, gibt es.
Eigene Imagevideos
Individuelle Beratung ist ein eindeutiger Pluspunkt, den Apotheken vor Ort bieten. Damit in Zeiten, in denen Online-Anbieter mächtig vorrücken, Kunden auf die Vorteile der kompetenten individuellen Beratung aufmerksam werden, hat Tenberken sogar einige Imagevideos drehen lassen. „Vor 20 Jahren hatten wir eine heile Welt in den Apotheken“, sagt der 62-Jährige. Inzwischen kämpft der Berufsstand − gegen Fachkräftemangel, Arzneimittelknappheit, Lieferengpässe, seit 2004 stagnierende Bezüge. Fünf Kölner Apotheken mussten im Jahr 2022 schließen.
Geänderter Warnhinweis als „Herabwürdigung“
Politisch sieht Tenberken eine „Herabwürdigung“ seines Berufsstandes durch die geplante Änderung des bekannten Warnhinweises in: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.“ Gar nicht mehr als Menschen würden die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aufgeführt.
Dabei ist Tenberken einer, der sich persönlich einsetzt. Bereits Anfang der 1990er Jahre kümmerte er sich um die Versorgung von HIV-Infizierten. Zu einer Zeit als viele andere Berührungsängste hatten. In der Kölner Aidshilfe ist er Ehrenmitglied, bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken im Vorstand. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass die ehemals sehr teure HIV-Prophylaxe per Pille ein bezahlbares Medikament wurde. Das 30-jährige Bestehen feiert Tenberken am heutigen Samstag mit einer Benefizveranstaltung. Gespendet wird für die Aidshilfe, das anyway und Waisenkinder in Brasilien.