Ziel des School-Labs ist es, dem Nachwuchs einen Einblick in die Naturwissenschaft zu bieten. Dabei steht vor allem das Mitmachen im Fokus.
20 Jahre DLR-SchülerlaborNeugier auf Wissen wecken
Mit einem lauten Knall landet eine Kugel auf einer Platte aus Keramik. Im School-Lab des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln darf es auch mal scheppern: Gerade das Experiment, das sich mit Werkstoffen befasst, lädt zum kollektiven Krachmachen ein. Die Frage, die dem Experiment vorausgeht, ist: Was ist Härte eigentlich? Dazu können die Schüler verschiedene Materialien anfassen und überlegen, welche wohl härter sind als andere. Geht die Platte aus Keramik schneller kaputt als die aus Kupfer? Bei der Lösung hilft ein Fallturm von 1,50 Meter Höhe. Auf dem Boden befinden sich die verschiedenen Platten, von oben wird eine Kugel auf sie geschleudert. Zerbricht die Platte? Bevor der Stein in die Tiefe stürzt, stellen die Nachwuchswissenschaftler eine Hypothese auf. „Ich glaube, die Keramikplatte bricht“, vermutet ein Schüler – und behält Recht.
Mitmachexperimente in verschiedenen Bereichen der Natur- und Ingenieurwissenschaft
Bereits seit 20 Jahren öffnet das DLR seine Türen für Schülerinnen und Schüler. Im sogenannten „School Lab“, also dem Schülerlabor, haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, dank unterschiedlicher Mitmachexperimente in verschiedene Bereiche der Natur- und Ingenieurwissenschaft einzutauchen. Dabei steht vor allem das Mitmachen im Vordergrund.
An einer Station werden die Schüler zumindest schon mal optisch zu Wissenschaftlern: Mit weißen Laborkitteln und Schutzbrillen ausgestattet, können sie dort zum Thema „Was ist Leben?“ forschen. Dabei untersuchen sie eine Probe, die der DLR vorbereitet hat, auf unterschiedliche Stoffe wie Glucose oder Stärke, die einen Hinweis auf Leben geben können.
Ein weiterer Höhepunkt des Labors ist eine Raumkapsel. In diesem beinahe exakten Nachbau einer halben Sojus-Kapsel können je zwei Interessierte mit einer Steuereinheit ein Docking-Simulationsprogramm bedienen und versuchen, an die Internationale Raumstation ISS anzudocken. Dabei sind viel Fingerspitzengefühl und räumliches Denken gefragt. Doch auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Mit Freude beim Lernen – das ist eines der Ziele des DLR.
Sandbox sorgt für Spaß am Experimentieren
Noch recht neu im Repertoire ist eine ganz besondere Sandbox, mit der Höhen gemessen werden können. Die schillernden Farben zeigen die Tiefe an: Dunkelblau ist sehr tief, weiß sehr hoch – das ist auch gut an den Höhenlinien abzulesen. Viel Freude hatten die kleinen Besucher bei der Jubiläumsfeier daran, mit ihren Händen die Sandbox zu erkunden. Manche türmten den Sand hoch auf, um so kleine oder große Berge zu erschaffen. Sichtlich Spaß machte es den Schülern auch, mit einer bestimmten Handbewegung über der Box Regen zu simulieren. Bisher gibt es noch kein Experiment zur Sandbox, daran arbeiten die Mitarbeiter noch. So entwickelt sich das Labor in Köln also auch nach 20 Jahren stetig weiter.
Insgesamt 16 Experimente warten im Kölner Labor auf Kinder und Jugendliche. Dabei sind die Themen breit gestreut. Von umweltfreundlicher Energiegewinnung über Gravitationsbiologie, Muskelphysiologie, Aerodynamik und Schwerelosigkeit gibt es für die Gäste viel zu entdecken. Dabei betreuen meist Studierende die Experimentierenden. „Das School-Lab ist ein hervorragendes Instrument, um für das DLR zu begeistern“, erklärte Klaus Hamacher, stellvertretender Vorsitzender des DLR, bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen des Schülerlabors.
Großer Andrang auf das Schülerlabor
Ganz im Sinne der Einrichtung und auch Mädchen und Jungen lag der Fokus der Jubiläumsfeier auf den Mitmachexperimenten. Viele Schülerinnen und Schüler waren vor Ort, um sich selbst wissenschaftlich zu betätigen. „Wir bekommen positive Rückmeldungen von begeisterten Schülern und auch Lehrern“, so Hamacher. In seiner Rede im Rahmen der Jubiläumsfeier sprach er über die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie: „Präsenz und Dinge zum Anfassen sind nun einmal wichtig für das School-Lab“. Der Andrang sei nun groß, es gebe lange Wartezeiten für einen Tag im Labor.
Zu den Gratulanten und Rednern zählte auch Dr. Richard Bräucker, der das School-Lab in Köln mit aufgebaut hat. „Wie kann man Neugier schaffen?“, mit dieser entscheidenden Frage startete Bräucker seinen Kurzvortrag. Dabei blickte er gemeinsam mit den Gästen auf die Geschichte der Menschheit und ihrer Neugierde: „Die Welt ist komplex, man muss interdisziplinär denken“. Nicht jeder sei so begeisterungsfähig wie er selbst, darum wollte Bräucker wissen, wie er trotzdem Interesse beim Nachwuchs wecken kann. „Wie lockt man die Schülerinnen und Schüler von ihren Bildschirmen weg – und hin zu unseren?“, fragte er schmunzelnd. „Wenn es gelingt, das Interesse zu wecken, dann haben sich die 20 Jahre School-Lab gelohnt“, lautete Bräucker freudiges Fazit.
20 Jahre DLR-Schülerlabor
Am 21. Mai 2003 begrüßten die Mitarbeiter des Kölner Schülerlabors des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum ersten Mal Kinder und Jugendliche. Mit dem School-Lab sollte ein außerschulischer Lernort geschaffen werden, der Interesse an naturwissenschaftlichen Themen weckt. Der Fokus liegt auf der aktiven Teilnahme. Rund 83.000 Schüler haben seitdem im School-Lab in Köln praxisnah und aktiv erleben können, was hinter Formeln und Gleichungen steckt und wie Wissenschaftler arbeiten.
Mehr als 150 studentische Hilfskräfte haben in den vergangen 20 Jahren ihr Wissen im Schülerlabor vermittelt und die Experimente begleitet. Dr. Jan Bechert ist der Leiter des DLR-School-Labs Köln. Er hat Dr. Richard Bräucker beerbt, der die Einrichtung mit aufbaute und prägte. Insgesamt 16 School-Labs gibt es in Deutschland, eines in Köln-Porz. Lehrkräfte, die mit ihren Schulklassen vorbeischauen wollen, können sich über die Möglichkeiten im Internet informieren. Aber Achtung, derzeit ist die Warteliste lang. (meh) www.dlr.de