Stimme des 1. FC KölnMichael Trippel ist der Zeremonienmeister von Müngersdorf

Lesezeit 4 Minuten
Die Stimme des Stadions: Michael Trippel ist seit 25 Jahren Stadionsprecher beim 1. FC Köln.

Die Stimme des Stadions: Michael Trippel ist seit 25 Jahren Stadionsprecher beim 1. FC Köln.

Michael Trippel, Stadionsprecher und Stimme des 1. FC Köln, feiert am Donnerstag im kleinen Kreis seinen 70. Geburtstag.

Im Flur seines Hauses hat Michael Trippel vor zehn Jahren ein gerahmtes Bild aufgehängt. Es zeigt die deutsche Weltmeister-Mannschaft, die in Bern Fußball-Weltmeister geworden ist. Versehen ist das Bild mit einer Widmung des Kölner Weltmeisters Hans Schäfer: „Lieber Michael, der 4. Juli 1954 war für uns beide ein ganz besonderer Tag. Du wurdest geboren, ich wurde Fußball-Weltmeister. Dein Hans Schäfer“, ist dort zu lesen. Schäfer hatte ihm das Bild zum 60. Geburtstag geschenkt. Ein Geschenk für die Ewigkeit.

Nun ist wieder der 4. Juli und Michael Trippel, der Stadionsprecher des 1. FC Köln, feiert seinen 70. Geburtstag. Im kleinsten Kreis wird er anstoßen, „wo soll ich sonst anfangen und wo aufhören“, sagt er entschuldigend, denn in dieser Stadt gibt es viele Menschen, die Trippel, die Stimme des 1. FC Köln, kennen. Natürlich wird er „in der schönsten Stadt Deutschlands“ feiern – mit diesem Spruch begrüßt er nun schon seit 25 Jahren die Fans in Müngersdorf. „Man sollte das nicht zu ernst nehmen, damit meine ich auch nicht die Architektur, sondern das Lebensgefühl. Und vor allem wollte ich damals Stimmung in den Laden bringen, denn es war nach dem ersten Abstieg nichts mehr los“, erinnert er sich.

Ich habe die Gnade der frühen Geburt und durfte Meisterschaften und Pokalsiege mitfeiern.
Michael Trippel, Fan und Stadionsprecher

Als Zehnjähriger hatte ihn ein Freund zum ersten Mal mit ins Stadion genommen, bei seiner Premiere in der Saison 1964/65 sieht er einen 3:0-Sieg gegen den Hamburger SV – 47 000 Menschen sind mit dabei. „Ich habe die Gnade der frühen Geburt und durfte Meisterschaften und Pokalsiege mitfeiern“, sagt Trippel. Inzwischen hat der FC 135 000 Mitglieder, vor allem die jungen Fans haben noch keinen Titelgewinn ihres Herzensclubs miterlebt. „Das finde ich faszinierend, weil die Menschen wirklich an diesem Club hängen und keine Event-Fans sind, die nur wegen des Erfolgs kommen“, lobt er.

Stadionsprecher Michael Trippel

Stadionsprecher Michael Trippel

Am meisten gilt das wohl auch für ihn selbst, denn Michael Trippel hat den 1. FC Köln zu allen Zeiten intensiv begleitet. Bei Heim- und Auswärtsspielen. So war es fast logisch, ihn 1984 zum ersten Fanbeauftragten des Vereins und der Fußball-Bundesliga zu machen. Wohl in keinem Jahrzehnt hatte die Gewalt so stark Einzug in die Fußballstadien gehalten wie in den 1980er Jahren. „Auch in Köln sind damals keine Familien mit Kindern mehr ins Stadion gegangen, weil es Schlägereien gab“, erinnert sich Trippel. Bei manchen Abendspielen seien gerade mal 700 Fans im Stadion gewesen. „Stimmungsmäßig war das eine Katastrophe“, meint Trippel.

Hooligan: „Da ist ja der Arsch vom FC“

Den Anführer der Hooligans hatte Trippel damals zu einem Eishockeyspiel eingeladen und anschließend mit ihm noch ein Bier in der Altstadt getrunken. „Als ich ihn drei Tage später beim Spiel in München treffe und ihn begrüßen will, sagt er zu seinen Kumpels: Da ist ja der Arsch vom FC. Ich war richtig sauer und habe gesagt: Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Im Einzelgespräch seien viele Ultras und Hooligans sehr zugänglich, weiß Trippel, doch sobald die Gruppendynamik einsetzt, werde der Kontakt kompliziert.

Lange bevor Michael Trippel am 14. August 1999 die Menschen beim Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen erstmals in der „schönsten Stadt Deutschlands“ begrüßte, war er Stadion-DJ bei seinem Vorgänger Hans-Gerd König. Ein Vergnügen war das nicht, denn im alten Müngersdorfer Stadion hingen große Trichter-Lautsprecher unter dem Dach. „Egal, ob man AC/DC oder Heino gespielt hat – es klang alles gleich“, erzählt Trippel und lächelt. Wenig später wurden Boxen im Innenraum platziert und Trippel legte kölsche Musik auf. „Der Stimmung hat das gut getan, die Menschen konnten mitsingen“, sagt er.

Auch bei FC-Stadtrundfahrten greift Michael Trippel zum Mikrofon und erzählt Geschichten aus der an Anekdoten reichen Vereinsgeschichte. Früher hat er Stücke von Friedrich Dürrenmatt oder Bert Brecht als Schauspieler im „Theater der Keller“ dargeboten. Eine kurze Episode seiner jungen Jahre. Sein Geld verdiente er in der Pharma-Branche, allein 32 Jahre war er für den Konzern GSK (GlaxoSmithKline) tätig. „Die Fusionen habe ich alle überstanden“, stellt er rückblickend amüsiert fest.

Wie lange er noch die Stimme des 1. FC Köln bleiben möchte, weiß er noch nicht. „Vielleicht zwei oder drei Jahre. Das hängt von der Gesundheit ab. Und von der Resonanz der Fans, aber die ist momentan sehr positiv“, sagt er. Wenn er Rückmeldungen zu seinen Moderationen erhalte, dann werde er meist für seine Zurückhaltung gelobt, erzählt er. „Ich bin kein überkandidelter Clown am Mikro“, meint er zurückhaltend. Die große Show überlässt er lieber anderen. Aber er ist Fan des FC . Und zwar ein großer.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren