Die Anwohner der Piusstraße leiden unter hohem Verkehrsaufkommen und fordern Maßnahmen dagegen. Die Verwaltung lässt Lösungen auf sich warten.
Änderungen ohne WirkungNeue Beschwerden wegen Durchfahrtsverkehr in der Piusstraße
Wenn sie an den Ramadan ab Ende Februar denkt, wird es Verena Blank angst und bange: „Dann ist die Moschee noch besser besucht und hier fahren noch mehr Autos durch.“ Nichts gegen die Moschee-Besucher, aber Blank und die übrigen Anwohner der Piusstraße haben seit Einführung der Einbahnstraßenregelung auf der Venloer Straße im Oktober 2023 schon mit einem großen Verkehrsaufkommen zu kämpfen. Da sorgt jeder Gedanke an eine weitere Steigerung für Beklemmungen.
Denn der aus Richtung Stadtzentrum kommende Verkehr kann nun nicht mehr auf der Venloer Straße weiter stadtauswärts fahren, gleich hinter der Einmündung der Piusstraße ist Schluss. Deshalb wurde die enge, einspurige Piusstraße seit Tag 1 der Einbahnstraßenregelung als Schleichweg zur Vogelsanger Straße genutzt, die weiter in beide Richtungen befahrbar ist. Im vergangenen Sommer ordnete die Verwaltung daher ein Durchfahrtsverbot mit dem Zusatz „Anlieger frei“ an.
Anwohnerproteste in der Piusstraße: Verkehr und Sicherheit in der Kritik
Das Schild ist berüchtigt, denn wer ein Anlieger ist und wer nicht, lässt sich kaum überprüfen. Oft wird es einfach ignoriert. Seit Ende 2023 jedenfalls bilden sich in der Piusstraße nicht selten Schlangen, wenn das Fahrzeug eines Lieferdiensts mal kurz die Fahrbahn blockiert.
„Wenn man die Leute in den Wagen auf das Durchfahrtsverbot anspricht, wird man auch noch angeschnauzt“, sagt Anwohner Sven Lakner, Linda Bühler erzählt, sie müsse wegen des vielen Verkehrs häufig mit dem Rad auf den Gehweg ausweichen. „Und für unsere Kinder ist die Situation ganz besonders gefährlich.“
Ihr Gatte Adrian Bühler ist inoffizieller Sprecher der „rund 300“ Anwohner: „Man ist sehenden Auges in diese unhaltbare Situation gegangen. Es war von Anfang an klar, dass es so kommen würde“, schimpft er. Nach ersten Anwohnerprotesten hatte die Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) reagiert und im Juni 2024 einstimmig beschlossen, „die Fahrtrichtung der Piusstraße zwischen Venloer Straße und Vogelsanger Straße unverzüglich versuchsweise 180 Grad zu drehen“. Damit der Kraftverkehr nur noch von der Vogelsanger Straße aus einfahren kann.
Piusstraße: Verzögerungen und Zweifel bei Umsetzung der Verkehrsmaßnahmen
Doch die Verwaltung setzte den Beschluss nie um. Henrik Colmer, Sachgebietsleiter im Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, vertröstete die BV: Im Sommer stünden Arbeiten der Rheinenergie an, sodass die Straße wochenlang zur Sackgasse, unpassierbar würde. Und im Herbst werde man der BV eine Vorlage zur Entscheidung über den Verkehrsversuch präsentieren, inklusive Lösung des Piusstraßen-Problems. Im November wurden dann tatsächlich erste Zahlen vorgelegt, doch die endgültige Auswertung des Verkehrsversuchs wurde auf „das erste Quartal 2025“ verschoben.
In der Piusstraße will man sich nicht darauf verlassen, dass dieser Termin eingehalten wird. „Jeder Tag und jede Nacht zählt“, schrieb Adrian Bühler in einer seiner vielen Mails an Hendrik Colmer. Bühler führt auch private Verkehrszählungen durch: „Heute Nacht fuhren in der Zeit von 21.30 Uhr bis 22.30 Uhr 216 Fahrzeuge durch unsere Schlafzimmer“, schrieb er am 29. September. Am Freitag, 27. Dezember, „fuhren in der Mittagszeit, zwischen 12 und 13 Uhr, 216 Fahrzeuge durch unseren Abschnitt der Piusstraße“, zwischen 17 und 18 Uhr waren es 114.
Colmer, so Adrian Bühler, sei durchaus gesprächsbereit und habe sich vor Ort mit den Anwohnern getroffen. Bei einer Drehung der Einbahnstraße aber befürchte er Schleichverkehr von der Aachener Straße aus Richtung Moschee: „Aber das stimmt nicht, die Fuchsstraße, die Parallelstraße zur Piusstraße, hat schon diese Fahrtrichtung, da gibt’s keine Probleme.“ Auch als die Piusstraße vorübergehend eine Sackgasse war, sei kein Verkehrschaos ausgebrochen.
Nun tut sich erst einmal nichts: Die Einrichtung einer Linksabbiegerspur auf der Venloer Straße, damit der Verkehr aus dem Stadtzentrum auf die Innere Kanalstraße abbiegen und auf der Weinsbergstraße Richtung Nordwesten weiterfahren kann – auch die Vogelsanger Straße ist inzwischen überlastet – wurde zwar von der BV beschlossen.
Doch dazu muss die Kreuzung umgeplant werden, das kann dauern. Auch die Verkehrsuntersuchungen zur Venloer Straße laufen noch, auf Nachfrage teilte eine Sprecherin der Stadt lediglich mit, dass sie „noch nicht abgeschlossen“ seien. Der Beschluss zur Drehung der Einbahnstraße werde aber „in diesem Kontext mitberücksichtigt. Die Umsetzung kann derzeit nicht terminiert werden.“
Aber die Drehung einer Einbahnstraße, „nur versuchsweise“, das müsste doch schnell gehen, meint Adrian Bühler. Als „ratlos, traurig und aggressiv“ beschreibt er die Stimmung unter den Anwohnern: „Wenn nicht bald etwas passiert, werden wir wieder demonstrieren.“