Volker Spelthann, Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld, initiiert eine Sammlung von Schriften über die Geschichte und Entwicklung des Bezirks.
LokalhistorieBezirksbürgermeister baut Bibliothek über Ehrenfelder Geschichte auf
Noch ist viel Platz in dem kleinen Ikea-Regal in Volker Spelthanns Büro im Ehrenfelder Bezirksrathaus. Die leeren Bretter zu füllen, das ist das Ziel des Bezirksbürgermeisters. „Ich möchte hier eine kleine Handbibliothek mit Schriften über den Bezirk Ehrenfeld und die Stadtteile aufbauen, vor allem mit solchen, die nicht in den Buchläden erhältlich sind“, erzählt er. Chroniken, Festschriften, Broschüren von Vereinen und Initiativen, die auf Jubiläumsfeiern oder bei sonstigen Veranstaltungen verteilt werden, sollen hier nach und nach versammelt werden. Als ganz spezielle Form der Lokalhistorie sozusagen.
Wertvolle Funde in Kellern, Flohmärkten oder Nachlässen
Einen kleinen Stapel solcher Funde aus der jüngsten Zeit hat Spelthann bereits auf einem Tisch in seinem Büro im Bezirksrathaus aufgetürmt, sie müssen jetzt in das Regal einsortiert werden. Etwa der Band der Siedler-Interessengemeinschaft „Im alten Ort – ein neuer Stadtteil“. Das Exemplar wiegt schwer und war zum 30-jährigen Bestehen des Görlinger Zentrums im Jahre 1997 erschienen. „Davon hatte jemand noch eine ganze Kiste im Keller stehen“, erzählt Volker Spelthann.
Auf die ebenso voluminöse Veröffentlichung zum aktuellen Jubiläum der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft „Die Ehrenfelder“, gegründet vor 125 Jahren, hatte ihn „jemand beim Metzger“ aufmerksam gemacht. Und das kleinformatige Bändchen „Beiträge zur Geschichte der Photographie in Ehrenfeld“ hatte er neulich auf dem Körnerstraßenfest entdeckt. „Das ist ebenfalls gerade erst erschienen. Ob Mitautor Thor Zimmermann das nur in seinem Laden verkauft oder auch über den Buchhandel, weiß ich gar nicht“, sagt Spelthann.
Bisher keine zentrale Sammlung zu Ehrenfelds Lokalgeschichte
Dass eine Sammlung von Schriften über den Bezirk Ehrenfeld und die Stadtteile fehlt, wurde Volker Spelthann bald nach seiner Amtsübernahme im Jahre 2020 klar. „Da erhielt ich gleich Einladungen zu Vereinsfesten, aber nicht immer wurden Informationen mitgeliefert. Ich sollte ein Grußwort halten, wusste manchmal aber gar nicht so genau, worum es da ging oder wo ich nachschlagen konnte.“
Die Nöte eines frisch gebackenen Bezirksbürgermeisters seien jedoch nicht der einzige Nutzen einer solchen Dokumentensammlung. „Wenn sich zum Beispiel Studenten oder Historiker mit der Geschichte des Bezirks beschäftigen, stelle ich Ihnen die Schriften selbstverständlich zur Verfügung.“ Zwar würden die zum Teil auch in der Stadtbibliothek gesammelt, seien dort aber nicht nach Veedeln sortiert, sondern nur mühsam über Schlagworte auffindbar.
„Ideal wäre es, wenn künftig jeweils ein Exemplar solcher Veröffentlichungen automatisch an die Stadtbibliothek und eines an den Bezirksbürgermeister gehen würde, aber das muss sich noch herumsprechen“, so der Grünen-Politiker. Bis dahin appelliert er an die Vereine und ihre Mitglieder, in ihren Beständen zu forschen – in Kellern, Nachlässen und auf Flohmärkten. Und ihm geeignetes Material zukommen zu lassen. Aber bitte keine Akten, sondern nur gebundene Bücher und Broschüren, betont Spelthann. „Auch für Fotos und Filme haben wir leider keine Kapazitäten.“
Über Schriften mit vorwiegend regionaler Bedeutung hinaus stehen in Spelthanns Regal aber auch Bände, die auch überregional auf Beachtung stoßen, wie Renate Franz‘ „Der vergessene Weltmeister“. Es geht darin um den aus Ehrenfeld stammenden, mutmaßlich von den Nazis ermordeten Radrennfahrer Albert Richter. Ebenso wenig verschmäht Spelthann Reinhold Kruses gerade erschienenes Buch über den Blücherpark. Der liegt im Bezirk Nippes, aber eine Landnahme sei nicht geplant: „Man muss auch mal über den Tellerrand hinausschauen und der Park wird von vielen Ehrenfeldern besucht.“
Die Kosten für solche Anschaffungen, sagt Volker Spelthann, seien aus den Mitteln für die „Repräsentation“ zu stemmen, die jedem Bezirksbürgermeister zustehen. Auch ein Register soll nun angelegt werden. Zuständig dafür ist Volker Spelthanns Sekretärin: „Ich hoffe, sie muss dafür keine Überstunden machen.“
Wer Volker Spelthann Schriften oder Broschüren für seine Handbibliothek zur Verfügung stellen möchte, kann sich online melden oder unter der Telefonnummer 0221-221-94300. (hwh) Volker.Spelthann@stadt-koeln.de