Die Energiekrise stellt für Tagesmütter in Wesseling eine Herausforderung dar. Nun soll das Gespräch mit der Stadt gesucht werden.
Mehr Unterstützung gefordertKindertagespflegenetzwerk Wesseling beklagt dürftige Bezahlung
Kurzzeitig wurde es im Ratssaal etwas unruhig, als eine Gruppe Frauen – Mitglieder des Kindertagespflegenetzwerks Wesseling – die Sitzung des Jugendhilfeausschusses verließ. Denn die Tagesmütter hatten die Stadt um mehr finanzielle Unterstützung angesichts der Energiekrise gebeten. Nun wollen sie das Gespräch mit Stadt und Politik suchen.
Zuvor hatte Michael Querbach, Amtsleiter des Jugendamts, mitgeteilt, dass die Tagesmütter aufgrund der Kinderbetreuung ihre Heizkosten nicht reduzieren könnten und deshalb um einen Energiekostenzuschuss gebeten hätten. Neue Regelungen vom Land NRW sähen vor, dass Tagespflegepersonen einen Energiekostenzuschlag von 80,05 Euro erhalten, und außerdem erhöhe Wesseling von August an das Honorar, und zwar auf 5,80 Euro pro Kind und Stunde.
Honorarerhöhung: Auch in Brühl fordern die Tageseltern mehr Geld
Aktuell erhalten Tagesmütter in Wesseling 5,61 Euro. So richtig zufrieden sind die Tagesmütter mit diesen Hilfen jedoch nicht. Zwei Punkte machten die Sache schwierig, betont Marion Klein. Die 42-Jährige ist stellvertretende Vorsitzende des Kindertagespflegenetzwerks und seit 15 Jahren als Tagesmutter tätig. „Einerseits sind wir als Tagesmütter keine Angestellten. Wir können für eine Lohnerhöhung nicht streiken, wie die Erziehenden bei Verdi es immer getan haben. Andererseits sind wir auch nicht im klassischen Sinne selbstständig. Wären wir das, könnten wir unsere Betreuungspreise selbst bestimmen und anders gestalten.“
Sie selbst zahle aufgrund der Energiekrise inzwischen mehr als das Doppelte als zuvor an Strom- und Heizkosten. Das Problem ist kein Einzelfall. Auch in Brühl haben kürzlich die Tageseltern eine bessere Honorierung ihrer Arbeit gefordert, um die allgemeine Kostenentwicklung auszugleichen. Natürlich seien Honorarerhöhung und Energiekostenzuschuss des Landes zu begrüßen, erklärt Inge Kappen, Vorsitzende des Kindertagespflegenetzwerks Wesseling. „Doch von den 80,05 Euro bleiben knapp 45 Euro übrig.“ „Für viele geht es bald um die Existenz“, warnt Tagesmutter Natalia Blank.
Verwaltung in Wesseling ist zu Gesprächen bereit
Zwar bekämen Tageseltern in Wesseling 30 bezahlte Urlaubstage und 30 Krankentage, was gut sei. Aber alle Kosten für Lebensmittel, Bastelmaterial, Ausflüge und ähnliche Freizeitangebote bezahlten sie als Betreuerinnen aus eigener Tasche, Erzieherinnen nicht. „Was wir uns wünschen, ist eine Unterstützung, mit der wir in der Lage sind, Rücklagen zu bilden“, sagt Kappen. „Sinnvoll sind auch einheitliche Bedingungen für alle Kindertagespflegepersonen in NRW, wie es etwa in Baden-Württemberg der Fall ist.“ Vieles an der Zusammenarbeit mit Wesseling laufe gut. „Aber immer mehr Kindertagespflegepersonen können die Situation nicht mehr stemmen und suchen sich andere Arbeit.“
Zu Gesprächen sei die Verwaltung in jedem Fall bereit, betont Beigeordneter Matthias Neeser auf Anfrage. Wesseling liege im kommunalen Vergleich, was Honorar und andere Leistungen für Tageseltern angehe, allerdings im oberen Drittel. „Wir sehen das Land in der Pflicht. Irgendwann werden die kommunalen Möglichkeiten überschritten. Ein Papier, welches das Land dazu auffordert, die Tagespflege mehr zu unterstützen, würde ich direkt unterschreiben.“
Auch die Jugendhilfeausschuss-Vorsitzende und stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter betont ihre Bereitschaft zu Gesprächen. „Ich nehme das Anliegen sehr ernst“, so die Christdemokratin. „Wir sind alle den steigenden Energiekosten ausgesetzt, aber natürlich ist das Einsparpotenzial bei Tagesmüttern nicht so groß wie bei anderen.“ Ob Zuschüsse und Honorar-Erhöhung vom Land ausreichten, müsse man schauen. „Wir haben das Thema auf Kreisebene bereits angesprochen und bleiben in Kontakt mit den Tageseltern in Wesseling.“