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Seoul reagiert mit scharfer DrohungKim Jong Uns Schwester warnt Südkorea vor „furchtbarer Katastrophe“

Lesezeit 3 Minuten
Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, zusammen mit seiner Schwester Kim Yo Jong. (Archivbild)

Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, zusammen mit seiner Schwester Kim Yo Jong. (Archivbild)

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen zu. Seoul reagiert mit scharfen Worten. Aus Kiew gibt es derweil neue Vorwürfe.

Kim Yo Jong, die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, hat Südkorea vor einer „furchtbaren Katastrophe“ gewarnt, sollte es erneut Drohnen nach Nordkorea schicken. Das Verteidigungsministerium in Seoul reagierte darauf seinerseits mit einer Drohung: „Wir warnen ausdrücklich davor, dass der Tag, an dem Nordkorea der Sicherheit unseres Volkes Schaden zufügt, das Ende des nordkoreanischen Regimes sein wird“, heißt es in der Erklärung, wie Yonhap berichtete. Zudem warf Südkorea Pjöngjang „scheinheiliges Verhalten“ vor.

Am Samstag hatte Nordkorea behauptet, Südkorea habe während der letzten Woche dreimal unbemannte Drohnen mit anti-nordkoreanischen Flugblättern nach Pjöngjang entsandt. Der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong Hyun sagte auf die Anschuldigung, er könne diese „nicht bestätigen“, wie Yonhap berichtete.

Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen zu

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt deutlich erhöht. Vergangene Woche hatte Nordkoreas Generalstab angekündigt, sämtliche Straßen- und Eisenbahnverbindungen zu Südkorea zu unterbrechen und die Gebiete auf nordkoreanischer Seite mit „starken Verteidigungsstrukturen“ zu befestigen. Laut Angaben des südkoreanischen Militärs hat Nordkorea zudem in den letzten Monaten bereits Zehntausende Landminen entlang des Grenzgebiets verlegt.

Kim Yo Jong ist die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. (Archivbild)

Kim Yo Jong ist die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. (Archivbild)

Ende 2023 hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bei einer Sitzung der herrschenden Arbeiterpartei die innerkoreanischen Beziehungen als solche zwischen zwei sich bekämpfenden Staaten bezeichnet. Auch hatte er gefordert, Südkorea müsse in der sozialistischen Verfassung des Landes als Hauptfeind bezeichnet werden.

Neue Vorwürfe aus der Ukraine in Richtung Kim Jong Un

Die Töne aus Nordkorea werden auch seit der intensivierten Zusammenarbeit mit Russland deutlich schärfer. Machthaber Kim Jong Un gehört zu den wenigen internationalen Unterstützern des Kriegskurses von Kremlchef Wladimir Putin. Nordkorea hat der russischen Armee Munition für den Krieg gegen die Ukraine geliefert.

Die Ukraine wirft Pjöngjang zudem vor, auch Soldaten in die Ukraine geschickt zu haben. „Es geht jetzt nicht mehr nur um Waffenlieferungen, sondern um die Eingliederung von Nordkoreanern in die Besatzungstruppen“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntagabend.

Zahl der Überläufer gestiegen: Scharfe Töne aus Nordkorea

In den vergangenen Tagen hatte es Berichte über den Einsatz nordkoreanischer Soldaten im Osten der Ukraine gegeben. Allerdings ließ sich bislang nicht abschließend klären, ob es sich bei den Getöteten nicht doch um Angehörige regulärer russischer Truppen handelte.

Die scharfe Warnung, die Pjöngjang nun in Richtung Seoul geschickt hat, dürfte derweil auch vor dem Hintergrund geschehen, dass die Zahl der nordkoreanischen Überläufer zuletzt wieder angestiegen ist. In der letzten Woche habe es ein Mann aus Nordkorea über das Meer nach Südkorea geschafft, teile Seoul mit. Nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap war der Nordkoreaner mit einem Holzboot in den Süden geflohen.

196 Menschen gelang 2023 die Flucht aus den Fängen Kim Jong Uns

Bereits im August hatte Seoul zwei Überläufer aus dem Norden gemeldet. Einer von ihnen überquerte demnach die stark gesicherte Landgrenze, während der zweite durch die neutrale Zone an der Mündung des Han-Flusses in den Süden gelangte. Seit der politischen Teilung der koreanischen Halbinsel im Zuge des Koreakriegs Anfang der 50er Jahre sind bereits zehntausende Nordkoreaner in den Süden geflohen.

Nach Beginn der Corona-Pandemie war die Zahl in den Süden geflohener Nordkoreaner zunächst deutlich zurückgegangen. Im vergangenen Jahr hatte sie sich im Vergleich zu 2022 aber mehr als verdoppelt: 196 Menschen gelang 2023 die Flucht, im Vorjahr waren es 67. Dem südkoreanischen Wiedervereinigungsministerium zufolge nahm insbesondere die Zahl der geflohenen Angehörigen der nordkoreanischen Elite zu. (das/afp)