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KritikDie renommierte Journalistin Ursula Weidenfeld aus Kommern legt neues Buch vor

Lesezeit 2 Minuten
Joachim Gauck und Ursula Weidenfeld bei der Vorstellung des Buches in Berlin.

Erst selbst erlebte DDR-Geschichte, dann Präsident aller Deutschen: Joachim Gauck lieferte mit Ursula Weidenfeld eine lebhafte Diskussion über die deutsche Nachkriegsgeschichte.

Altbundespräsident Joachim Gauck stellte das Buch der bundesweit bekannten Journalistin vor, die in Kommern aufwuchs und in Gemünd arbeitete.

Kann man ein Geschichtsbuch cool nennen? Ja, man kann, wenn es sich um „Das doppelte Deutschland – eine Parallelgeschichte“ von Ursula Weidenfeld handelt.

Die Wirtschaftsjournalistin, die in Kommern aufgewachsen ist, hat ihre ersten journalistischen Schritte in der Gemünder Lokalredaktion der Kölnischen Rundschau unternommen und von dort aus ihre Karriere durch die unterschiedlichen Medien gestartet. 2021 landete sie mit „Die Kanzlerin“ – einer Biografie über Angela Merkel – einen Bestseller, der in viele Sprachen übersetzt wurde.

Ihre ersten journalistischen Schritte machte Ursula Weidenfeld in Gemünd

In ihrem neuen Buch stellt Ursula Weidenfeld die gesamtdeutsche Nachkriegsgeschichte nicht im üblichen Rückblick seit der Wiedervereinigung dar, sondern wie sie selbst schreibt: „von vorne“, also beginnend mit dem Kriegsende – Schritt für Schritt. Und diese Perspektive erlaubt manche Einsichten, warum es heute so ist, wie es ist, mit den Deutschen in Ost und West zwischen Harmonie und Rivalität.

Ursula Weidenfeld bleibt ihrem lockeren, aber jederzeit präzisen Stil treu. Kapitel über Ferdinand Sauerbruch und Heinz Rühmann oder „Die Rache“ nach dem 17. Juni 1953 lesen sich wie ein Roman. Tatsächlich muss man sich hin und wieder klarmachen, dass diese Vorgänge nicht Fiktion sind, sondern eine Realität, die bis heute nachwirkt.

Im Tipi vor dem Kanzleramt diskutierten Gauck und Weidenfeld

Vorgestellt wurde „Das doppelte Deutschland“ im ausverkauften Tipi am Kanzleramt in Berlin. Ursula Weidenfelds Gesprächspartner auf der Bühne war Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident und DDR-Bürger und als früherer Leiter der „Gauck-Behörde“ zuständig für die Aufarbeitung der Stasi-Akten. Gauck erwies sich nicht nur als kenntnisreicher, sondern auch als witziger und schlagfertiger Partner für zwei Stunden lebhafte Diskussion, der das Publikum gern noch länger gefolgt wäre.

Fazit: Ursula Weidenfeld legt eine Fleißarbeit mit Esprit vor. Umfangreiche Recherchen und Interviews bieten die Basis, Gespräche mit „normalen“ Bürgerinnen und Bürgern in Ost und West bringen Lebendigkeit in die Kapitel. Entstanden ist ein Standardwerk, das in die Schulen gehört, vor allem aber in die Köpfe der Deutschen – aller Deutschen. Bruni Mahlberg-Gräper

Ursula Weidenfeld: Das doppelte Deutschland – eine Parallelgeschichte 1949 – 1990. Rowohlt, Berlin 2024, 25 €. ISBN 978-3-7371-0167-7.