Bei „Fest & Flauschig“ nahmen sich Jan Böhmermann und Olli Schulz des Falles Rammstein und Till Lindemanns an.
Podcast mit BöhmermannOlli Schulz: Rammstein-Sänger Till Lindemann wird Band „zerstören“
Seit Tagen reißen die Berichte über sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch im Umfeld der deutschen Rockband Rammstein nicht ab. Insbesondere Sänger Till Lindemann steht im Fokus der Vorwürfe. Bei Konzerten sollen weibliche Fans der Band „gecastet“ worden sein, um in das Privileg zu kommen, in der „Row 0“ stehen und an Aftershow-Partys teilnehmen zu können. Bei diesen Gelegenheiten soll es zu den Vorfällen gekommen sein.
Ausgelöst hatte die Debatte Shelby L., die auf Twitter Fotos von sich mit blauen Flecken postete. Diese seien bei der Party nach einem Rammstein-Konzert im litauischen Vilnius entstanden. Zahlreiche Medien berichteten, und immer mehr Frauen meldeten sich. Zuletzt berichtete YouTuberin Kayla Shyx über sehr ähnliche Erfahrungen, wie sie Shelby L. gemacht hat.
Jan Böhmermann und Olli Schulz ziehen über Till Lindemann her
Die Causa Rammstein beschäftigte am Wochenende auch Jan Böhmermann und Olli Schulz in ihrem Podcast „Fest & Flauschig“. Böhmermann hatte zuletzt am Montagabend auch bei Twitter auf die neuesten mutmaßlichen Enthüllungen von Kayla Shyx aufmerksam gemacht und sich zuvor auch schon mit einem geteilten Beitrag über Rammstein-Fans lustig gemacht.
Bei „Fest & Flauschig“ nahmen Böhmermann und Schulz Bezug auf die Vorwürfe von Shelby L., erwähnten die Irin aber nicht namentlich. Besonders Olli Schulz, selber Musiker, sprach über die Geschichte von Rammstein. Musikproduzent und SPD-Politiker Tim Renner habe die Band damals groß gemacht, so Schulz. Sie sei eigentlich ein Konstrukt aus zwei Bands, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Zusammenschluss der Musiker „explodiert“. So sei Lindemann in der Vergangenheit bereits zweimal ausgestiegen. Er selber habe Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz einmal kennengelernt und ihn für einen „ziemlich coolen Typen“ gehalten, erzählte Schulz.
Olli Schulz hält Lindemanns Gedichte für „unfassbar schlecht“
Schulz mutmaßte, dass die anderen Bandmitglieder Till Lindemanns Eskapaden satt hätten. „Da spielst du in einer der größten Band mit einer fantastischen Live-Show und dann kriegst du es nicht hin, deine Geilheit als 60-jähriger Mann irgendwie so zu kontrollieren, dass du nicht in diese Machtposition kommst und diese ausnutzt“, meinte Schulz. Dies werde die Band „zerstören“, sagte der Hamburger. Lindemanns Verhalten sei einfach nur „unwürdig“ und nicht zu entschuldigen.
Schulz erklärte, Lindemanns Lyrikband, in dem auch das Gedicht über eine Vergewaltigungsphantasie enthalten ist, sei „unfassbar schlecht“. Lindemanns Solo-Projekte würden allesamt nicht funktionieren, das klinge alles wie Rammstein-Demo-Tapes.
Jan Böhmermann: Shelby L. ist sehr mutig
Exzesse seien Lindemann grundsätzlich gegönnt, so der Tenor bei Böhmermann und Schulz. Aber sexuelle Handlungen sollten zumindest im „Zustand geistiger Klarheit“ erfolgen. Sei dies nicht der Fall und würde die junge Frau, wie der Fall von Shelby L. nahelegt, betäubt, sei dies eine weitere Stufe des Machtmissbrauchs.
Schulz gab zu, Rammstein als Liveband zu lieben. Es mache ihn „echt sauer“, dass Lindemanns Treiben nicht früher ein Riegel vorgeschoben wurde. Er würde Lindemann am liebsten „eine klatschen“, ereiferte sich der Musiker. Böhmermann meinte, Shelby L. sei einfach sehr mutig, ihre mutmaßlichen Erlebnisse öffentlich zu machen.
Rammstein selber hatte zunächst nur zu den Vorwürfen von Vilnius Stellung genommen und in einem Statement ausgeschlossen, dass sich die Vorfälle in ihrem Umfeld zugetragen hätten. Später äußerte sich die Band via Instagram und schrieb, sie würde die Vorwürfe sehr ernst nehmen und sei betroffen.
Wirtschaftliche Konsequenzen haben die mutmaßlichen Enthüllungen bereits: Der Verlag Kiepenheuer & Witsch (KiWi) trennte sich von Lindemann, die Drogeriekette Rossmann nahm seine Parfüms aus dem Sortiment. (cme)