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Gericht entscheidet über das Schicksal des TieresBärin JJ4 nach Tod eines Joggers in Norditalien eingefangen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Braunbär in der Region Trentino.

Die Braunbärin JJ4, Gaia, wurde eingefangen. Sie tötete vor zwei Wochen einen Jogger in der Region Trentino (Symbolbild).

Nach dem Tod eines Joggers in den Wäldern im norditalienischen Trentino haben Förster die verantwortliche Bärin eingefangen. Sie ist keine Unbekannte in der Region.

Rund zwei Wochen nach der tödlichen Attacke auf einen Jogger in Norditalien haben Förster die wildlebende Bärin JJ4 eingefangen. Das Bärenweibchen wurde in der Nacht von dem Trentiner Forstkorps mit der Hilfe einer großen Rohrfalle gefasst und für den anschließenden Transport in ein Wildreservat vorbereitet, sagte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti, am Dienstag (18. April) vor Journalisten.

„Der Fang von JJ4 sorgt nun für mehr Ruhe und Sicherheit in dem Gebiet.“ Nachts gegen 23.00 Uhr gelang den Einsatzkräften im Val Meledrio, einem Verbindungstal nahe dem Val di Sole in der norditalienischen Provinz Trentino, demnach der Fang. Bei der Bärin waren den Angaben zufolge insgesamt drei ungefähr zwei Jahre alte Jungen. Bei dem Fang gerieten zwei der drei Jungen mit in die Rohrfalle, wurden jedoch wenig später freigelassen. Die Jungen seien bereits entwöhnt und vollständig unabhängig und deswegen von JJ4 getrennt worden, versicherte der in der Region für den Katastrophenschutz zuständige Raffaele de Col.

Bärin Gaia ist im Trentino keine Unbekannte

Die Bärin wurde anschließend in einem mit Strom gesicherten Gehege des Tierpflegezentrums Casteller in der Provinz Trentino untergebracht, wo sich bereits M49, ein weiterer „Problembär“, befindet. In der bergigen und bewaldeten Gegend sind neben Bären zudem Luchse und Wölfe heimisch. Fugatti sagte, nach dem Fang von JJ4 würde die Suche nach zwei weiteren „gefährlichen Bären“, MJ5 und M62, weitergehen. Die Gefahr vor Bären in der Gegend ist nach seinen Worten daher noch nicht vollständig gebannt.

Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4, die in der Nacht mithilfe einer großen Rohrfalle gefasst wurde, in ein Wildreservat vor.

Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4, die in der Nacht mithilfe einer großen Rohrfalle gefasst wurde, in ein Wildreservat vor.

Ein 26-jähriger Jogger wurde Anfang April tot an einem Forstweg in der Trentiner Gemeinde Caldes in einem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal (Val di Sole) gefunden. Sein Körper und Gesicht waren übersät mit tiefen Kratzern und Bisswunden. Die bereits mehrfach auffällig gewordene Bärin JJ4 hatte den Mann attackiert und getötet. Später stellte sich anhand eines DNA-Abgleichs heraus, dass es sich bei ihr um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen „Problembären“ Bruno handelt.

Das 17-jährige Bärenweibchen JJ4, im Trentino teils auch unter dem Namen Gaia bekannt, ist in der Gegend keine Unbekannte. Das Tier hatte etwa im Sommer 2020 zwei Menschen, einen Vater und seinen Sohn, auf dem Monte Peller angegriffen. Bereits damals gab die Provinz den Abschussbefehl für die Bärin. Das zuständige Verwaltungsgericht hob die Entscheidung jedoch wenig später auf und veranlasste, JJ4 mit einem Funkhalsband auszustatten, das zuletzt jedoch nicht mehr funktionierte.

Tierschützer: Bären und Menschen müssen versuchen, gemeinsam zu leben

Die Provinz ordnete nach der Attacke auf den Trentiner Jogger vor zwei Wochen erneut die Erlegung des Tieres an. Doch wieder hob das Verwaltungsgericht in Trient den Abschussbefehl auf, nachdem Tierschutzvereine Berufung eingelegt hatten. Der Befehl wird dem Dekret zufolge vorerst bis zum 11. Mai ausgesetzt. Dann werde es eine Anhörung vor dem Gericht geben, um über das Schicksal von JJ4 zu entscheiden. Fugatti werde sich nach eigenen Worten weiter dafür einsetzen, dass das Gericht die Bärin zum Abschuss freigeben lässt.

Nach dem Tod des jungen Joggers hat sich in Italien unterdessen eine hitzige Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch entbrannt. Im Trentino leben seit dem Ansiedlungsprojekt „Life Ursus“ rund 100 Bären. Fugatti betonte am Dienstag erneut, dass die Bärenanzahl halbiert sowie aggressive und gefährliche Bären getötet werden müssen. Er zeigte sich betrübt über die Diskussion: „Das Problem ist nicht JJ4, sondern dass wir hier angesichts des Todes eines jungen Mannes von einem Bären sprechen und nicht von einem Menschenleben.“

Tierschützer kritisieren hingegen die Pläne und plädieren für die Einrichtung von Wildtierkorridoren oder die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit wilden Tieren. Die Bären seien Teil der Alpen. Man müsse versuchen, gemeinsam – Bär und Mensch – zu leben. (dpa)