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Interview mit Grisha Alroi-ArloserWie in Israel die Hilfe aus Bergisch Gladbach ankommt

Lesezeit 3 Minuten
Grisha Alroi-Arloser in Tel Aviv unterstützt den Verein von Petra Hemming.

Grisha Alroi-Arloser in Tel Aviv unterstützt den Verein von Petra Hemming.

Ein Verein in Bergisch Gladbach will beim Wiederaufbau des Kibbuz Nir Oz helfen.

Der Bergisch Gladbacher Verein „Solidaritätspartnerschaft Bergisch Gladbach - Nir Oz“ versucht, den Opfern des Überfalls der Hamas am 7. Oktober zu helfen. Im Kibbuz Nir Oz wurden hunderte Menschen getötet, vergewaltigt oder als Geiseln verschleppt.

Der Kibbuz soll wieder aufgebaut werden – auch mit der Hilfe aus Bergisch Gladbach. Grisha Alroi-Arloser (67) lebt in Tel Aviv, wurde in der Sowjetunion geboren, wuchs in Bergisch Gladbach auf, studierte in Köln und will den Bergisch Gladbacher Verein unterstützen.

In Bergisch Gladbach wird Hilfe für Israel organisiert und Sie wollen unterstützen. Wie muss man sich das vorstellen?

Grisha Alroi-Arloser: In erster Linie geht es um Kontakte. Ich lebe vor Ort und kann einschätzen, wer, wie helfen kann. Es ist eine tolle Aktion aus Bergisch Gladbach. Der Terrorangriff vom 7. Oktober war eine absolute Katastrophe für Israel und insbesondere für die Menschen in den betroffenen Kibbuzim. Die Überlebenden sind traumatisiert und entwurzelt. Sie leben im ganzen Land zerstreut und brauchen unsere Unterstützung.

Weil sie nicht nach Hause zurückkehren können?

Einmal ist das Kibbuz in der Nähe zum Gazastreifen immer noch militärische Sperrzone und zum anderen sind die Häuser zerstört. Menschen, deren Lebensideal es war, gemeinsam etwas aufzubauen und zu schaffen, sind wieder auf sich gestellt. Das Neztwerk ist zerissen.

Und da kann der Verein aus Bergisch Gladbach helfen?

Natürlich. Das ist die beste Hilfe überhaupt. Denn sie kommt garantiert vor Ort an und ist sehr konkret. Jede Spende hilft, die zerrissenen Netzwerke wieder aufzubauen.

Ist es nicht auch für Sie ganz persönlich eine sehr seltsame Situation, bei dem Wiederaufbau des Kibbuz mitzuhelfen, während der Krieg im Gaza-Streifen weiter geführt wird. Mit all dem unvorstellbaren Leid der palästinensischen Bevölkerung.

Mein Sohn ist im Gaza-Streifen Soldat. Wir bauen unser Land wieder auf und verteidigen uns gegen einen Feind, der uns und unser Land vernichten will. Das ist die Situation.

In der deutschen Öffentlichkeit gerät Israel immer stärker unter Druck, weil es eben so viele zivile Opfer gibt. Die Rede ist von 35 000 Toten und 78 000 Verletzten. Bei einer pro-israelischen Demonstration in Bergisch Gladbach gab es wüste Beschimpfungen und antisemitische Beleidigungen. Petra Hemming (die Vorsitzende des Unterstützervereins für Nir Oz - Anmerkung der Redaktion) wird Ihnen sicher davon berichtet haben.

Natürlich bekomme ich mit, mit welchen Argumenten in Deutschland diskutiert wird. Für mich ein Teil des großen woken Theaters. Fakt ist: Wir werden angegriffen und wir verteidigen uns. Alliierte Bomber haben deutsche Städte in Schutt und Asche gelegt, um gegen Nazi-Deutschland zu siegen. War das falsch? Nein, das war richtig. Und erst, wenn die Hamas vernichtet ist, kann es für Palästinenser und Israelis Frieden geben.

Aber werden die vielen zivilen Opfer nicht wieder neuen Hass produzieren und Hamas-Anhänger hervorbringen?

Ich bin Realist. Und ich sehe auch, dass wir im Augenblick von einem echten Frieden unendlich weit entfernt sind. Israel ist in vielen Teile der Welt unbeliebt. Aber lieber unbeliebt und lebendig, als beliebt und tot.

Und in solch einer verfahrenen Situation unterstützt ein Bergisch Gladbacher Verein die Menschen aus dem israelischen Kibbuz …

… und setzt damit auch ein Zeichen, auf welcher Seite man in diesem Krieg steht. Ein ganz wichtiges Zeichen. Ich hoffe, viele Menschen in Bergisch Gladbach werden den Verein unterstützen.