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Nach FlutkatastropheIn Wesseling entsteht ein einzigartiges Hochwasserbecken

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Baustelle des Wasserauffangbeckens. In der Mitte steht ein Bagger.

Mit einer Breite von 30 Metern und einer Tiefe von zehn Metern werden im unteren Becken künftig bei Bedarf bis zu 5000 Kubik Kanalmischwasser zurückgehalten.

Es soll den Wesselinger Ortsteil vor Hochwasser schützen — und hat eine einzigartige Eigenschaft.

Was an den Bau einer großen Arena erinnert, ist die obere Kante des unterirdischen Mischwasserauffangbeckens, das an der Rodenkirchener Straße/Ecke Sechtemer Straße gebaut wird. Gut ein Drittel dieser Oberkante ist bereits fertig betoniert. „Wenn alles nach Plan läuft, dann kann schon in zwei oder drei Wochen mit dem Ausheben des unterirdischen Beckens begonnen werden“, berichtete der technische Leiter des Bauprojekts, Sebastian Ludyga vom Entsorgungsbetrieb Wesseling. „Dann sehen wir bald auch das Loch.“

Für die Anwohner könne es dann ein bisschen lauter werden, da der Aushub des zehn Meter tiefen und im Durchmesser rund 30 Meter breiten Loches direkt auf Lkw verladen und weggefahren werde. Damit sich die Schmutzbelastung in Grenzen hielte und der Dreck möglichst auf der Baustelle bleibe, sei die Baustraße asphaltiert worden. Mit Sachgebietsleiter Julius Risse kommt Ludyga seit Baubeginn im Februar öfter zu der Baustelle.

Zehn Meter tiefes Loch

Mit Fräsrädern sei der Rand des Beckens schon bis in die geplante Tiefe von zehn Metern aufgeschlitzt worden. „Dabei ist der Boden direkt bis in zehn Metern Tiefe im Bereich des Beckenrandes mit einem Zementgemisch so stabilisiert und verhärtet worden, dass der Aushub jetzt problemlos und ohne Gefahr, dass die Grube einstürzten könnte, durchgeführt werden kann“, erläuterte Risse. Erst wenn die Grube komplett ausgehoben ist, werden die Innenwände des späteren unterirdischen Auffangbeckens komplett betoniert.

Das Bild zeigt Bauprojektleiter Sebastian Ludyga und seinen Kollegen Julius Risse auf der Baustelle.

Oft sind auch der technische Leiter des Bauprojekts Sebastian Ludyga (r.) vom Entsorgungsbetrieb Wesseling und sein Kollege Julius Risse vor Ort.

Allein das unterirdische Becken wird ein Fassungsvermögen von 5000 Kubikmeter haben. Hinein komme ein spezielles automatisiertes Spülwerk, das nach jeder Flutung das Becken reinige und so Ablagerungen verhindere, erläuterte Ludyga.

Becken soll nur alle zehn Jahre volllaufen

Auf der darüber geplanten Multifunktionsfläche, die sowohl als Rückhaltebecken als auch als Spiel- und Freizeitfläche für die Bürger angelegt wird, können weitere 3800 Kubikmeter Mischwasser zurückgehalten werden.

„Statischen Berechnungen zufolge ist davon auszugehen, dass das obere Becken im Durchschnitt nur etwa alle zehn Jahre volllaufen wird“, sagt Ludyga. Alle ein bis zwei Jahre sei es den Berechnungen zufolge jedoch möglich, dass das unterirdische Becken volllaufe.

Die Flutkatastrophe traf Keldenich schwer

„Bei Starkregen war es hier in Keldenich oft richtig schlimm“, erklärt er die Notwendigkeit des Baus. Auch bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 hatte es Keldenich schlimm erwischt. „Mit dieser Problematik und mit dem Bau eines Kanalrückhaltebeckens hier in Keldenich zur Entlastung der Anwohner habe ich mich auch schon als Student befasst“, sagte Risse. Dass er jetzt dieses Projekt als Bauingenieur für Siedlungswasserwirtschaft mitbetreuen dürfe, erfülle ihn mit Stolz.

In seiner Art ist diese Form des Kanalrückhaltebeckens in Deutschland bisher ziemlich einzigartig.
Julius Risse

„In seiner Art ist diese Form des Kanalrückhaltebeckens in Deutschland bisher ziemlich einzigartig“, sagte er. Dabei spielte er vor allen Dingen auf die Multifunktionsfläche an, die bei Bedarf geflutet werden kann, ansonsten jedoch der Bevölkerung als Sport- und Erholungsraum zur Verfügung stehen soll. Möglich sei zum Beispiel, dort einen Fitness-Parcours mit wasserunempfindlichen Sportgeräten zu installieren, die leicht gereinigt werden könnten.

Naturnahes Areal geplant

Ende kommenden Jahres soll das unterirdische Becken fertig sein. Ende 2025 dann auch das Multifunktionsbecken. Bis dahin soll das gesamte Areal naturnah mit Wiesen, aber auch mit eingezäunten Naturschutzräumen gestaltet sein.

„Der alte Bunker, der sich hier unter der Wiese befindet, wird im Rahmen der Umgestaltung freigelegt, damit er von außen zu sehen ist“, kündigte Ludyga an. Überlegt werde auch, das Dach als Aussichtssteg auszubauen. Der Bunker selbst soll kleine Öffnungen erhalten und so zum Beispiel Fledermäusen Unterschlupf bieten können.