Es soll ein Muster nicht nur für den Wohnungsbau in der Gemeinde Marienheide, sondern für den ganzen Oberbergischen Kreis werden.
Eine Heizung fürs ganze ViertelIn Marienheide wird die Energieversorgung der Zukunft erprobt
Manuel Chamorro, Projektleiter bei der Oberbergischen Aufbaugesellschaft (OAG), sieht am Rande des Marienheider Ortszentrums ein „Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“ entstehen. Die Rede ist vom Baugebiet Schöttlenberg am Nordrand des Hauptorts. Nördlich der Scharder Straße (K18) und westlich der Gesamtschule wollen OAG und Gemeinde Marienheide in Zusammenarbeit mit der Aggerenergie eine zentrale Energieversorgung erproben.
Eine aufgelockerte Bebauung mit vielfältigen Wohnformen
Am Dienstag hat der Gemeinderat den Bebauungsplan für das 3,4 Hektar große Gebiet im Besitz der Gemeinde auf den Weg gebracht. Im städtebaulichen Konzept vorgesehen ist eine aufgelockerte Bebauung mit vielfältigen Wohnformen, nämlich zwölf frei stehenden Einfamilienhäusern, zwölf Doppel-, Reihen- und Kettenhäusern, sechs kleinere Mehrfamilienhäusern sowie zehn sogenannte „Tiny Houses“, also Kleinsthäusern, insgesamt etwa 71 neue Wohneinheiten. Im Juli 2024 soll die Erschließung beginnen.
OAG-Planer Chamorro stellte nun im Bauausschuss das Energiekonzept vor, in das auch die Schule, das Feuerwehrgerätehaus nebst neuer Rettungswache und vielleicht sogar das Rathaus einbezogen werden. Das Papier ist Auftakt einer Machbarkeitsstudie unter der Federführung der Aggerenergie. Der Energieversorger nimmt dafür eine Bundesförderung in Höhe von 100.000 Euro in Anspruch.
Photovoltaikanlagen für einen zentralen „Quartierspeicher“
Holger Thielmann, Technischer Leiter bei der Aggerenergie, stellte die Einzelheiten vor: Es gehe darum, sich auf das Stichjahr 2045 einzustellen und komplett auf CO2-Ausstoß zu verzichten. Deshalb müsse die Gemeinde als Erschließungsträger nicht nur den Ausbau von Straßen, Plätzen und Kanälen regeln, sondern auch eine klimaneutrale Energieversorgung.
Während früher die Wärmeversorgung von den Häuslebauern individuell geregelt wurde, gelte es nun, eine so vernetzte wie nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, die am besten zentral die Erzeugung über Biomasse, Erdwärme oder Solarthermie gewährleistet. Ein gemeinsames Technikhaus gehöre damit zum Siedlungsbild, wie der Quartierstreff und ein Spielplatz. Photovoltaikanlagen sollen an einen zentralen „Quartierspeicher“ angeschlossen werden.
Bürgermeister Stefan Meisenberg merkte an, dass das ungewöhnliche Projekt erfordere, dass die Erschließungsplanung beginnt, noch bevor der Bebauungsplan steht. Die Gemeinde lege Wert darauf, dass die Grundstücke trotz der aufwendigen Energietechnik für die Bauherrn bezahlbar bleiben, dafür müsse dann aber auch ein Anschluss- und Nutzungszwang gelten.