Tübingen – Nach heftiger Kritik an seinen Äußerungen zur Auswahl von Bahn-Werbegesichtern will sich der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ab Donnerstag vorübergehend von Facebook verabschieden. „Ich poste von 0 Uhr bis zur Kommunalwahl nichts mehr auf Facebook“, sagte der Grünen-Politiker der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“.
Er hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, im Mai „Facebook-Fasten“ zu wollen. Nun zieht er sich aufgrund der hitzigen Debatte um seine Äußerungen zur Bahn-Werbung bereits eine Woche früher zurück.
„Jetzt wird auf mich eingeprügelt“
Palmer sagte den Blättern, er sei entsetzt über die Reaktionen, in denen er vielfach als rassistisch bezeichnet wurde. „Ich wurde falsch verstanden und jetzt wird auf mich eingeprügelt“, so der 46-Jährige.
Palmer hatte mit Kritik an einer Werbekampagne der Bahn für massive Empörung gesorgt. Die Bahn wirbt auf ihrer Internetseite mit Bildern von Reisenden mit unterschiedlichen Hautfarben, unter anderem mit dem dunkelhäutigen TV-Koch Nelson Müller. Nach Worten von Palmer bilde das nicht die Gesellschaft ab.
Im Radioprogramm „SWR Aktuell“ bekräftigte er am Mittwoch seine Kritik an der Kampagne. „Menschen wie ich, also alte, weiße Männer, tauchen auf dieser Bildauswahl nicht auf“, sagte er. „Das finde ich erst mal erklärungsbedürftig.“ Offen und bunt heiße nicht, dass Personen, die aussähen wie er, auf einmal keinen Platz mehr zugewiesen bekommen.
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Ihm gehe es nun wie dem Grünen-Bundesvorsitzenden Robert Habeck, teilte Palmer der Deutschen Presse-Agentur mit: „Ich habe eine Sache, zu der ich stehe und die ich weiterhin für richtig halte, falsch kommuniziert, weil ich mir nicht mehr als eine Minute Zeit genommen habe, um die Wirkungen meiner Formulierungen zu durchdenken.“ Den Fehler wolle er jetzt erstmal nicht mehr wiederholen. Habeck hatte sich Anfang des Jahres aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen. (dpa)