Feuerwehrmann Andreas Nussbaum hat ein Buch über die Geschichte der Hürther Feuerwehr geschrieben. Dabei förderte er auch Unbekanntes zutage.
Buch vorgestelltWarum die Geschichte der Hürther Feuerwehr neu geschrieben werden muss
„Das fühlt sich richtig gut an“, sagt Andreas Nussbaum. Wie einen Schatz hält er sein Werk in den Händen. Zwei Jahre hat er daran gearbeitet – recherchiert, geforscht und geschrieben. Jetzt ist es fertig, sein Buch: „Von den sieben Sprüngen zur Erft Sieben – Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Hürth“.
Bis vor zwei Jahren hätte es der 34-jährige Hürther Berufsfeuerwehrmann selber nicht für möglich gehalten, jemals ein Buch zu schreiben. „Alles begann mit der Recherche über das 50-jährige Bestehen unserer Feuerwehrwache hier in Hürth 2021“, berichtet er. Als Mitglied im Team der Feuerwehr-Sprecher habe er damals einen kleinen Bericht zu diesem Jubiläum schreiben wollen.
Löschzug Hermülheim ist jünger als bisher angenommen
„Dazu war ich im Stadtarchiv und habe in alten Unterlagen gelesen“, sagt er. Schnell sei er dort dann vom sprichwörtlichen Hölzchen aufs Stöckchen gekommen. „Das alles weiß doch bisher kein Mensch“, ging ihm beim Lesen der alten Unterlagen durch den Kopf. Das wollte er ändern. „Ich habe mir dann selber die Aufgabe gestellt, die Geschichte der Hürther Feuerwehr lückenlos dazustellen“, erklärt er.
Tatsächlich muss nach seiner Recherche sogar die Stadtgeschichte ein wenig umgeschrieben werden. „Der Löschzug Hermülheim wurde nämlich nicht, wie bisher angenommen, 1889 gegründet“, sagt Nussbaum. Anhand von alten Fotografien und Dokumenten habe er belegen können, dass die Gründung des Löschzugs Hermülheim erst 1894 erfolgte, also fünf Jahre später. Nussbaum: „Das neue Gründungsdatum wurde seitens der Stadt anerkannt.“
Hürther Feuerwehrmann plant schon einen zweiten Band
Immer noch gerät er richtig ins Schwärmen, wenn er an die Zeit des Forschens und Recherchierens denkt. Es habe ihm nicht nur großen Spaß gemacht. „Diese Arbeit macht sogar ein bisschen süchtig“, berichtet der. Feuerwehrmann. Er habe sich regelrecht zwingen müssen, den Schlusspunkt zu setzen. „Aber ein Ergänzungsband ist trotzdem schon in Arbeit“, verrät er.
Darin möchte er die Geschichte eines jüdischen Feuerwehrmanns aufschreiben, der Ende der 1920er- bis in die 1930er-Jahre hinein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Kendenich war. „Ihm ist es gelungen, 1939 in die USA auszuwandern. Seine Familie ist jedoch Opfer des Holocaust geworden.“
Die erste Freiwillige Feuerwehr in Hürth wurde 1875 in Efferen gegründet
Für seine Recherchen war Nussbaum nicht nur im Hürther Stadtarchiv. Seine Arbeit führte ihn auch ins Stadtarchiv Frechen, ins historische Archiv Köln, ins Archiv der Uni Bonn und ins Landesarchiv nach Duisburg. Morgens, mittags, abends und nachts – immer, wenn er ein bisschen Zeit hatte – schrieb und arbeitete er. Selber habe er sich sogar beigebracht, die alten Schriften zu lesen. „Manchmal hat mir dabei auch ein Bekannter geholfen, mitunter auch der zuständige Archivar“, erzählt er.
Die erste Freiwillige Feuerwehr im heutigen Hürther Stadtgebiet ist am 1. Februar 1875 in Efferen gegründet worden. „Relativ schnell, im Jahr 1879, verfügte die Efferener Wehr über eine Mannschaftsstärke von 80 Mann, die sich jedoch bis 1885 auf 65 Mann reduzierte“, schreibt Nussbaum. Er informiert auch darüber, dass in den darauffolgenden Jahren bald in fast jeder Ortschaft – von Gleuel über Hermülheim, Stotzheim, Alstädten und Knapsack, Kendenich, Fischenich und 1906 auch in Berrenrath – eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde.
Ein Kapitel im Hürther Buch ist der Wasserversorgung gewidmet
In einem eigenen Kapitel beleuchtet Nussbaum die Löschwasserversorgung zwischen 1934 und 1945. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Gemeinden Hürths durch ein unterirdisches Wasserrohrnetz versorgt. Für die Freiwillige Feuerwehr habe es damals in Abständen von 100 bis 150 Metern Hydranten gegeben.
Nach einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Efferen im Juni 1934 mit der fahrbaren Brandspritze konnte zudem festgestellt werden, dass in Ortschaften, in denen offene Bachläufe oder Kanäle vorhanden waren, die Brandbekämpfung auch unabhängig vom Wasserrohrnetz möglich war. Nussbaum förderte zutage, dass der aus dem Duffesbach gespeiste Wasserstrahl bei einer Schlauchlänge von 50 Metern durchaus kräftig und zusammenhängend war. „Er erreichte eine freie Sprunghöhe von zehn Metern“, so Nussbaum.
Kleine, offene Gewässer wie der Duffesbach haben letztendlich auch Einfluss auf den Buchtitel genommen: „Erft Sieben, das sind wir, die Nummer Sieben der Feuerwehren im Rhein-Erft-Kreis.“ Sämtliche Feuerwehren seien auf Kreisebene durchnummeriert worden. Mit den sieben Sprüngen sind die sieben Quellen in Hürth gemeint. Lange vor dem Bau der römischen Wasserleitungen hätten diese Quellen Köln schon mit Trinkwasser versorgt. „Und Wasser ist doch auch das wichtigste Element unserer Feuerwehr“, sagt Nussbaum.
Andreas Nussbaum schreibt auf lockere Art, das Buch hat 185 Seiten und ist in der Echo-Verlagsagentur GmbH Köln 2024 erschienen. ISBN 978-3-9825575-3-3. Preis: 37,50 Euro.