Entgegen der politischen Entscheidung bekommt das Gymnasium zum Schuljahr 2023/2024 einen fünften Klassenzug. Die Gesamtschule protestiert.
SchulstreitGesamtschule in Lohmar verliert Klassenzug – Vorwurf: Stadt bevorzuge Gymnasium
Schulstreit in Lohmar: Die Leiterin der Gesamtschule wirft der Stadt vor, unrechtmäßig das Gymnasium zu bevorzugen. Dort werden erstmals fünf fünfte Klassen zum Schuljahr 2023/2024 eingerichtet, entgegen der politischen Entscheidung, das Gymnasium nur vierzügig zu führen. 127 Anmeldungen gibt es von Viertklässler-Eltern, nur 105 zählt die Gesamtschule, die damit lediglich vier Eingangsklassen bilden könnte; nur wenn fünf Kinder hinzukämen, reichte es rechnerisch für fünf Klassen.
Diese Schule ist für alle Leistungsstufen gedacht, sie hat einen höheren Inklusionsanteil und führt einen Teil der Schüler ebenfalls bis zum Abitur. Auf sechs Züge ausgelegt, könnte die Gesamtschule also weit mehr Kinder aufnehmen. Die deutlich rückläufigen Anmeldungen seien kaum vorherzusagen, erklärte Dr. Anja Reinermann-Matatko im Schulausschuss, die den Schulentwicklungsplan für die Stadt aufgestellt hat. Die Entscheidung träfen die Eltern.
Gesamtschule Lohmar: Schulleiterin kritisiert Stadt scharf
Die Frage, wie viele der Kinder, die ab Sommer zum Gymnasium gehen, nur eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung der Grundschule mitbringen, blieb in der Sitzung unbeantwortet. Er wolle die Zahlen nachliefern, kündigte Schuldezernent Andreas Behncke an. Harsche Vorwürfe äußerte die Leiterin der Gesamtschule, Sabine Henseler. In einer Videokonferenz der Stadtvertreter mit den Schulen sei nur von 120 Anmeldungen für das Gymnasium die Rede gewesen, darunter 15 auswärtige Kinder, das hätte vier Klassen à 30 Schüler bedeutet. Nun seien es plötzlich 22 aus anderen Kommunen.
Die Stadt als Schulträger habe für ein ordnungsgemäßes Anmeldeverfahren zu sorgen. Werde die Kapazität überstiegen, müsse eine Abstimmung mit der benachbarten Schule erfolgen, „erst danach dürfen Schulen über die Aufnahme entscheiden“, so Henseler. Sie las eine schriftliche Stellungnahme vor, zitierte aus zahlreichen Paragrafen des Schulgesetzes. Der Beigeordnete bedauerte, dass Henseler sich nicht früher gemeldet und die Stellungnahme nicht rechtzeitig vor der Ausschusssitzung vorgelegen habe. Man müsse die Rechtslage prüfen. Mit benachbarten Schulen seien indes nur andere Gymnasien gemeint.
Stadtverwaltung Lohmar: Vorgang ist rechtens abgelaufen
Die Schulleiterin gab an, sie habe zu viel zu tun und keine Zeit gehabt. Laut Stadtverwaltung ist der Vorgang rechtens, mit der Oberen Schulbehörde abgestimmt und vom Städte- und Gemeindebund geprüft. Man werde jetzt ein Fachanwaltsbüro beauftragen, um ganz sicher zu gehen. Sieben auswärtige Schüler abzulehnen, um bei vier Zügen zu bleiben, wäre nicht möglich gewesen. „Wir hätten losen müssen, das hätte auch sieben Lohmarer treffen können.“ Das Anmeldeverfahren sei nicht rückgängig zu machen, es gebe einen „Vertrauensschutz“.
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