Die Umgestaltung des Fußgängertunnels am Kaller Bahnhof wird seit Jahren diskutiert. Die Hoffnungen liegen auf einem Treffen mit der Bahn AG im Januar.
Angstraum für ReisendeFußgängertunnel am Kaller Bahnhof soll endlich umgestaltet werden
Die Fußgängerunterführung am Kaller Bahnhof wird von vielen Reisenden vor allem abends als Angstraum empfunden. Seit Jahren laufen deshalb Planungen für eine Umgestaltung, passiert ist aber bislang nichts. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Manfred Wolter will nun nicht mehr länger auf die Abstimmungen mit der Deutschen Bahn AG warten und schlägt stattdessen eine abgespeckte Lösung vor, die schneller zu realisieren ist, weil dafür nur Flächen der Gemeinde benötigt werden. Im Bauausschuss gab es von den Fraktionen einige Sympathie für diesen Vorschlag. Doch auf Anraten der Verwaltung sollen zunächst noch die Ergebnisse eines Gesprächs mit der Bahn AG im Januar abgewartet werden.
Schon seit Jahrzehnten, so wurde im Bauausschuss im Golbacher Bürgerhaus von vielen Seiten immer wieder betont, soll die Fußgängerunterführung am Bahnhof umgestaltet werden. „Wenn man durch die Unterführung zum Bahnhof geht, schaut man auf eine Wand“, erklärte Wolter, der auch Vorsitzender des Bauausschusses ist. Da müsse etwas passieren. „Ich habe die Sorge, dass wir mit der Bahn AG nicht schnell weiterkommen. Deshalb sollten wir mit der Bahn reden und dann die Abböschung selbst vornehmen.“ Was dann später noch gemacht werde, müsse man abwarten.
Einsehbarkeit in den Tunnel soll verbessert werden
Wolter schlug vor, den vorhandenen Weg zu belassen, die Stützmauer auf eine Höhe von etwa einen Meter abzutragen und den verbliebenen Bereich abzuböschen. Auf die großzügige Treppenanlage sollte verzichtet werden. „Das ist kurzfristiger zu realisieren und vermutlich auch deutlich kostengünstiger“, erklärte der Liberale. Mit vergleichbar wenig Aufwand könne man so das erreichen, was man wolle.
Die Planung des Büros RaumPlan aus Aachen sieht vor, die vorhandene Rampe, die heute auf einer Länge von rund 35 Metern in einem Trog zu dem Fußgängertunnel führt, abzureißen und den Bereich parallel zur Bahn großzügig nach Westen zu öffnen, um die Einsehbarkeit in den Tunnel und die Erreichbarkeit zu verbessern.
In der Achse der Unterführung nach Westen und als direkte Verbindung zum Bahnhofsgebäude nach Süden ist eine große Treppenanlage geplant. Unterhalb der Grünfläche um die Treppen- und Rampenanlage ist ein Kombischacht zur Regenrückhaltung mit Pumpenschacht vorgesehen. Die Lichtplanung sieht eine gleichmäßige Beleuchtung der Treppen- und Rampenanlage sowie eine lichttechnische Aufwertung des Tunnels vor.
Arbeiten an der neuen Zufahrt sind so gut wie abgeschlossen
Die Arbeiten an der neuen Zufahrt zum Bahnhof neben dem Rathaus sind bereits so gut wie abgeschlossen. Der Verlauf der Zufahrt war leicht verändert worden, damit der sich daran anschließende Bereich mit dem Fußgängertunnel zu den Bahnsteigen aufgeweitet werden kann.
„Es wäre fatal, wenn wir das mit allen Beteiligten abgestimmte Paket jetzt wieder aufschnüren würden“, hielt Bürgermeister Hermann-Josef Esser dagegen und verwies auf einen anstehenden Termin mit der Bahn AG im Januar. Markus Auel als sein Allgemeiner Vertreter erklärte: „Die Freitreppe ist das Highlight aus städtebaulicher Sicht.“ Wenn man die Pläne nicht umsetze, müsse die Gemeinde wahrscheinlich die bislang ausgegebenen Planungskosten in Höhe von 290.000 Euro komplett übernehmen.
„Wir planen jetzt schon dreieinhalb Jahre“, sagte Auel. Um die Planung zu realisieren, brauche man einige Flächen der Bahn. Dafür müsse ein Gestattungsvertrag abgeschlossen werden. „Wir laufen der Bahn jetzt seit eineinhalb Jahren hinterher, um jemanden zu finden, der den Vertrag unterzeichnen darf. Bei dem Termin im Januar soll das nun über die Bühne gehen.“
Neue Planung müsste mit allen Beteiligten abgestimmt werden
Die Kosten für den Umbau „Bahnhofsumfeld West“ liegen laut Planung bei rund 4,3 Millionen Euro. Das Projekt soll über die go.Rheinland GmbH mit 90 Prozent gefördert werden. „Einen Abstimmungstermin hatte die go.Rheinland GmbH für Oktober oder November 2024 anberaumt. Er wurde nun auf den Januar verschoben“, sagte Auel. Eine neue Planung müsse erneut mit allen Projektbeteiligten abgestimmt werden. „Ein Großteil der Planungs- und Gutachterleistungen müsste erneut erbracht werden, zudem ist eine Rückforderung bereits erhaltener Fördermittel nicht auszuschließen“, warnte Auel.
„Die Idee von Wolter hat etwas, aber wir können nicht die Planungskosten übernehmen, Fördermittel zurückzahlen und eine neue Planung in Auftrag geben“, meine Bert Spilles (CDU). Deshalb solle man an der bisherigen Planung festhalten. Emmanuel Kunz (SPD) betonte, man brauche eine schnelle Lösung: „Die Gespräche im Januar sollten aber abgewartet werden.“
Die Grünen sprachen sich für den Alternativvorschlag von Wolter aus. „Eine begrünte Abböschung würde den Angstraum noch mehr entschärfen als die Treppenanlage. Da die Maßnahme deutlich billiger würde, hätte ich auch kein Problem damit, 290 000 Euro Planungskosten in den Sand zu setzen“, meinte Klaus Pütz. Die Treppenanlage sei viel zu groß dimensioniert.
Auch am Euskirchener Bahnhof fühlen Bürger sich unwohl
Ein subjektiver Angstraum ist auch der Euskirchener Bahnhof. „Die Ängste der Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst. Hinweise zu Gebieten oder Orten, an denen sie sich aufgrund ihrer subjektiven Empfindungen unsicher oder ängstlich fühlten, sind für uns sehr wichtig“, sagt Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei: „Wie in anderen Städten, ist gerade der Bahnhof Anziehungspunkt nicht nur für Personen aus der Trinker-, Obdachlosen- und BTM-Szene, sondern auch für bekannte Intensivtäter.“
Dieser Personenkreis halte sich am Bahnhof Euskirchen auf, um dort abzuhängen oder Straftaten zu begehen oder zu verabreden. Dabei seien gerade bei Jugendlichen in der Altersspanne von 14 bis 16 Jahren, Deliktsformen wie das „Abziehen“ bis hin zu Körperverletzungsdelikten feststellbar. Auf dem Parkplatz komme es immer wieder zu Diebstählen aus Fahrzeugen, die zu einem Großteil von Betäubungsmittelkonsumenten zur Finanzierung ihrer Sucht begangen werden. Ebenso seien Diebstähle von Fahrrädern feststellbar. „Wir sind dort grundsätzlich in allen Schichten mit Präsenz im Einsatz“, so Küpper.
Seit Beginn des Projektes im Jahr 2019 wurde für diesen Bereich mehrfach die Strategische Fahndung durch Behördenleiter Markus Ramers angeordnet. (tom)