Der zweijährige Émile wird seit mehr als vier Monaten vermisst. Erneut geraten Eltern und Großeltern unter Druck.
Mögliche Verstrickung der FamilieCyber-Ermittler nehmen Großeltern von vermisstem Émile ins Visier
Im Fall des vermissten zweijährigen Émile aus Frankreich prüfen die Ermittler erneut eine Verstrickung der Familie in das Verschwinden des Jungen. Nach einer in dem Fall beispiellosen Razzia in sechs französischen Départements fokussiert sich die Polizei derzeit auf Hinweise, die in zwei Wohnsitzen der Großeltern gefunden wurden.
Die militärische Cybersecurity-Einheit „COMCyberGEND“ sei derzeit dabei, Hinweise aus den Durchsuchungen auszuwerten. Das berichten mehrere französische Medien übereinstimmend. Demnach schließen die Ermittler eine Familienträgodie nicht aus und überprüfen neben den Großeltern auch die Eltern des vermissten Émile. Einwohner in Le Vernet hatten die Familie nach dem Verschwinden des Jungen kritisiert.
Vermisster Émile: Ermittler überprüfen mögliche Familienträgodie – Razzia bei Großeltern
Émiles Familie habe sich vom Dorfleben in Le Vernet „abgekapselt“, berichteten mehrere Anwohner nach dem Verschwinden des zweijährigen Jungen. Die Eltern hatten sich in einem Interview mit dem katholischen Magazin „Famille Chrétienne“ über die Anschuldigungen empört: „Wir möchten all jenen danken, die unseren Willen respektiert und angesichts der Medienhetze geschwiegen haben“, erklärte Émiles Mutter im September.
Bei der Razzia Anfang November war neben dem Haus der Großeltern in Le Vernet auch ihr Hauptwohnsitz etwa 160 Kilometer entfernt durchsucht worden. Émile war am 8. Juli vom Grundstück seiner Großeltern bei einer Familienfeier verschwunden. Zeugen hatten zuletzt widersprüchliche Angaben über seine letzte Sichtung gemacht. Sein Großvater soll in der Nähe gewesen sein.
Frankreich: Großvater von Émile kurz vor Verschwinden mit Jungen gesehen
Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass Émile am Nachmittag des 8. Juli alleine in Richtung des Ortszentrums gelaufen ist. Ein Zeuge hatte ihn dort gegen kurz nach 16 Uhr in der Nähe seines Großvaters gesehen, der am Straßenrand arbeitete. Spürhunde hatten Émiles Fährte 50 Meter vor dem Haus der Großeltern verloren und abrupt gestoppt.
Die Ermittler suchten anschließend einen Teich in Le Vernet ab und begutachteten auch eine Klippe, in deren Nähe Émile mit seinen Verwandten häufig gespielt hatte. Die Gegend gilt als sehr gefährlich – die Ermittler konnten allerdings keinerlei Hinweise auf den Jungen finden. Auch hypersensible Metalldetektoren, die den Zweijährigen unter Heuballen finden sollten, schlugen nicht aus.
Zweijähriger Émile vermisst: Cyber-Ermittler beschlagnahmen Laptops und Datenträger
Die Ermittler fokussierten sich daher zuletzt auf Hinweise außerhalb des französischen Alpendorfs, untersuchten Überwachungskameras an Geldautomaten und überprüften, ob ein möglicher Entführer mit Émile auf den Bildern zu sehen ist. Cyber-Spezialisten sollen die bei den Razzien gefundenen Laptops und weitere Datenträger auswerten, um die Ermittlungen voranzubringen.
Die französische Gendarmerie geht davon aus, dass Émile Opfer einer Familienträgodie, eines Unfalls oder einer Entführung geworden ist. Da es derzeit keine weiteren Hinweise für einen Unfall oder eine Entführung gibt, wird die Möglichkeit einer Verstrickung der Familie erneut geprüft. Die Polizei hatte erst vor wenigen Wochen mehrere Verwandte Émiles stundenlang verhört.
Vermisster Émile: Bürgermeister von Le Vernet äußert Verdacht
Francois Balique, Bürgermeister von Le Vernet, hatte zuletzt den Verdacht geäußert, dass sich Émile nicht mehr in Le Vernet befinden würde. „Ich bin davon überzeugt, dass er von einem Erwachsenen weggebracht wurde“, sagte er dem belgischen Nachrichtenportal „Sudinfo“.
Das Verschwinden Émiles ist einer von zwei großen Vermisstenfällen, die in Frankreich derzeit für Wirbel sorgen. Ende September war die 15-jährige Lina aus dem Elsass in Saint-Blaise-la-Roche verschwunden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Polizei neue Videoaufnahmen gesichert, die das Mädchen kurz vor ihrem Verschwinden zeigen. (shh)