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Täter zwischen 21 und 68 Jahre altRentner lässt Frau jahrelang von Fremden vergewaltigen

Lesezeit 3 Minuten
Demonstranten halten Plakate während eines Protestes vor dem Gerichtsgebäude

Vor dem Gerichtsgebäude im französischen Avignon versammelten sich zahlreiche Demonstrantinnen.

Ein Rentner in Frankreich soll seine Frau über Jahre betäubt und von Fremden missbraucht haben lassen. 51 Männer stehen nun vor Gericht.

Es ist ein erschütternder Missbrauchsprozess mit einer hohen Zahl von Angeklagten. Ein Rentner (72) steht mit 50 mutmaßlichen Mittätern im südfranzösischen Avignon vor Gericht. Er soll seine Frau mit Medikamenten betäubt und von dutzenden Männern vergewaltigt haben lassen.

Den Angeklagten drohen im Falle einer Verurteilung im Rahmen des auf vier Monate terminierten Prozesses Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Die inzwischen geschiedene Ehefrau erschien in Begleitung ihrer drei Kinder im Gerichtssaal. Ihre Anwältin gab gegenüber dem Sender TF1 zu Protokoll, dass die Frau den Angeklagten in die Augen blicken wolle.

Angeklagte aus allen Schichten der Gesellschaft

Die 18 Angeklagten, die sich derzeit in Untersuchungshaft befinden, sind zwischen 21 und 68 Jahre alt. Es handelt sich um einen Querschnitt der Gesellschaft, darunter Klempner, Kraftfahrer, Journalisten und Unternehmer. Bislang hatten sie mit der Justiz zumeist noch keine Berührungspunkte.

Der Rentner soll den Kontakt zu den Männern über eine Onlineplattform für Sexualkontakte hergestellt haben. Laut Anklage hat er für seine Dienstleistungen kein Geld verlangt, sondern lediglich die Befriedigung seiner sexuellen Fantasien angestrebt.

Die meisten der Angeklagten hätten die Taten eingeräumt, berichtete der Sender France Info. Eine Minderheit aber habe ausgesagt, dass sie nicht gewusst hätten, dass das Opfer unter Drogen gestanden habe und sie gedacht hätten, dass die Frau nur so tue, als würde sie schlafen. Ein Verteidiger, der sechs der Angeklagten vertritt, sprach davon, dass die Männer jede Vergewaltigungsabsicht von sich wiesen und von einem Sexspiel des Paars ausgegangen seien.

Der jahrelange Missbrauch kam erst ans Licht, als der Rentner nach Filmaufnahmen unter den Röcken von Supermarktkundinnen festgenommen wurde. Bei einer Durchsuchung stießen Fahnder auf dem Computer des Mannes auf Hunderte Videos der Taten. Demnach vergingen sich 72 Männer an der Frau, von denen die Polizei aber nicht alle identifizieren konnte. Selbst an ihrem Geburtstag wurde die Frau demnach missbraucht.

Frau klagte über Gedächtnislücken und Müdigkeit

Die Frau bekam von dem jahrelangen Missbrauch nichts mit, weil ihr Mann sie massiv unter Medikamente setzte. Sie klagte jedoch seit langem über Gedächtnisstörungen und starke Müdigkeit. Trotz zahlreicher Arztbesuche stellten die Mediziner keinen Zusammenhang zwischen den kognitiven, neurologischen und gynäkologischen Beschwerden der Frau fest, wohl auch, weil man eine solche Tat nicht für möglich hielt. Bekannte des Paares befürchteten sogar, die Frau könnte an Alzheimer erkrankt sein.

Als die Polizei sie über die Taten informierte, sei dies eine „absolut schreckliche Tortur“ gewesen, sagte der Rechtsbeistand der Rentnerin. Inzwischen habe sie mithilfe ihrer Kinder und Enkelkinder ihr Leben wieder in den Griff bekommen, nachdem sie lange Zeit geglaubt habe, an einer schweren Krankheit zu leiden. (jag/dpa)