AboAbonnieren

Zum vierten Mal in FolgeMax Verstappen wird erneut Formel-1-Weltmeister

Lesezeit 4 Minuten
Max Verstappen zeigt vier Finger für vier Titel in die Kamera.

Max Verstappen feiert seinen vierten Titel.

Nach 2021, 2022 und 2023 gewinnt der Niederländer im Red Bull auch in dieser Saison den Titel. Die Entscheidung fällt mit der Zieldurchfahrt in Las Vegas.

Auf der riesigen Kugel „The Sphere“ feierte Las Vegas den neuen Weltmeister, im Wagen nahm Max Verstappen die ersten Glückwünsche entgegen. „Oh, mein Gott. Was für eine Saison“, funkte der nun viermalige Formel-1-Champion zurück: „Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist.“

Der 27 Jahre alte Niederländer nutzte gleich die erste Titelgelegenheit und machte in der Glitzermetropole seinen vierten WM-Titel in Serie perfekt. Verstappen fuhr jederzeit kontrolliert, ging kein Risiko ein und sicherte sich mit dem fünften Platz vorzeitig die Fahrer-Weltmeisterschaft. „Heute war das eine taktische Meisterleistung“, betonte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: „Er hat das Auto nach Hause gebracht in wirklich großem Stil.“

Christian Horner: „Du kannst unfassbar stolz sein. Das war eine phänomenale Leistung“

Einen überraschenden Doppelerfolg feierte Mercedes: George Russell gewann vor Lewis Hamilton, der als einer der ersten Verstappen gratulierte. Dritter wurde Carlos Sainz im Ferrari vor seinem Teamkollegen Charles Leclerc.

Verstappens Herausforderer Lando Norris, der auf jeden Fall vor dem Titelverteidiger ins Ziel hätte kommen und mindestens drei Punkte aufholen müssen, um den Titelkampf am Leben zu halten, kam im McLaren nicht über Platz sechs hinaus. In den noch ausstehenden Grand Prix' an den beiden kommenden Wochenenden in Katar und Abu Dhabi ist Verstappen nicht mehr einzuholen.

Max Verstappen steht auf seinem Wagen und feiert seinen vierten Titel.

Max Verstappen feiert seinen vierten Titel.

„Du kannst unfassbar stolz sein. Das war eine phänomenale Leistung“, sagte Teamchef Christian Horner, ehe Verstappen zusammen mit seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase zur Weltmeister-Ehrung chauffierte wurde. An der Strecke dröhnte dabei „We are the Champions“ von Queen aus den Boxen.

Nur Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Juan-Manuel Fangio noch vor Max Verstappen

Mit seinem vierten Triumph zog Verstappen in der ewigen Bestenliste mit Sebastian Vettel, der von 2010 bis einschließlich 2013 im Red Bull viermal nacheinander die Fahrer-WM gewonnen hatte, sowie dem Franzosen Alain Prost gleich. Nur die beiden Rekordweltmeister Michael Schumacher und Lewis Hamilton mit jeweils sieben sowie der Argentinier Juan-Manuel Fangio mit fünf haben noch mehr WM-Titel. „Er ist eine wahre Größe in diesem Sport und hat in seiner beeindruckenden Karriere noch so viel vor sich“, gratulierte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali dem alten und neuen Champion.

Für die Formel-1-Bosse wurde mit der Entscheidung im drittletzten Saisonrennen das Wunschszenario Realität. Schon die Vorstellung der Fahrer gab's im Vegas-Style mit Box-Ring-Sprecher Michael Buffer. Verstappen, kein Fan der großen Show, winkte beim Gang über den roten Teppich artig den begeisterten Fans auf den teilweise sündhaft teuren Tribünenplätzen. Dass die Formel 1 in den USA längst angekommen ist, belegten auch die mehr als 300.000 Zuschauer an den drei Grand-Prix-Tagen.

Hollywood-Stars in der Startaufstellung beim Grand Prix in Las Vegas

Und die beiden WM-Rivalen hätten es für den Spannungsfaktor kaum besser machen können: Der Niederländer stand in der Startaufstellung auf Position fünf, Norris auf sechs. Verstappen und Norris fuhren ihre Autos in der Startaufstellung direkt nebeneinander, vorbei an all den Stars wie den Hollywood-Größen Jared Leto, Sylvester Stallone und Michael Douglas oder Sängern wie Axl Rose und Sport-Assen wie Sprint-Olympiasieger Noah Lyles.

Sylvester Stallone beim Großen Preis von Las Vegas.

Sylvester Stallone beim Großen Preis von Las Vegas.

Vergleichsweise verhalten trugen Boyz II Men die amerikanische Hymne vor, ehe die Musik nur noch auf dem Asphalt spielte, allen voran zwischen Verstappen und Norris. Der Brite spürte schnell, dass er gegen diesen Verstappen diesmal keine Chance hatte.

Vorab-Lob vom deutschen Red-Bull-Boss für Verstappen

Denn in einem turbulenten Jahr für das Team aus Österreich gab es nur eine Konstante bei Red Bull: Verstappen. „Er hat sein Ziel, Weltmeister zu werden, zu keiner Zeit aus den Augen verloren“, hatte Unternehmens-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bereits vor dem Rennen betont. „Es war natürlich ein hartes Jahr“, meinte Horner, um den es gleich zu Beginn der Saison einen Skandal wegen Vorwürfen einer Mitarbeiterin gegeben hatte. Hinzu kamen öffentlich ausgetragene Machtkämpfe, in die sich vor allem auch Verstappens Vater Jos eingeschaltet und gegen Horner verbal gefeuert hatte.

Sein Sohn ließ sich von den vielen Nebenschauplätzen nicht besonders stören. Das nach sieben Siegen in den ersten zehn Rennen schwächelnde Auto machte ihm mehr zu schaffen. Zehn Grand Prix blieb er ohne Sieg, ehe er sich in Brasilien im Regen schon vorweltmeisterlich zurückmeldete und sich die Chance auf den Titel in Vegas verschaffte.

Verstappens erster Angriff nach vorsichtigem Start

Beim Start auf dem Stadtkurs hielten sich Verstappen und Norris schadlos. Es war eng, aber auf Attacke ging keiner der beiden. Anders Leclerc, der sich zwei Plätze nach vorn schob und sich hinter Polesetter Russell einreihte. Der Brite hatte keine Probleme, seinen Startplatz zu verteidigen. Unfallfrei ging es in und durch die erste Runde.

Schnell brachte Verstappen Abstand zwischen sich und Norris und geriet danach nie mehr wirklich in Gefahr. Phasenweise lag der Niederländer sogar auf Platz zwei hinter Russell. Norris dümpelte auf Rang sechs vor sich hin.

Als die Konkurrenz von hinten drängte, erinnerte der Kommandostand Verstappen an das große Ziel und warnte vor unnötigen Scharmützeln. „Ja, ja, ich fahre mein Rennen“, funkte Verstappen zurück.

Zwei Wochen nach seiner famosen Fahrt von Startplatz 17 zum Sieg in São Paulo wagte Verstappen diesmal keine Abenteuer. Als Sainz ihn überholte, leistete er keine Gegenwehr, ebenso bei Leclerc. Es ging nur noch darum, vor Norris zu bleiben - das war in diesem Rennen keine große Herausforderung mehr. (dpa)