Explosive ZeitreiseEine Führung durch das Bergisch-Märkische Pulvermuseum in Ohl
- Das Bergsisch-Märkische Museum bietet eine Führung zum Thema „Gefahren und Sicherheitsbestimmungen in den Pulvermühlen“
- Wir nehmen Sie mit ins Thema Brandschutz in den alten Mühlen
Ohl – Salpeter, Schwefel und Kohle – eine im wahrsten Sinne des Wortes explosive Mischung. Der Verkauf von Schwarzpulver erwies sich für die Pulvermüller Cramer und Buchholz aus Rönsahl als durchaus profitables Geschäft, jedoch war die Herstellung mit großen Risiken verbunden. Bei einer Führung zum Thema „Gefahren und Sicherheitsbestimmungen in den Pulvermühlen“ nahmen Karl Friedrich und Regina Marcus die Besucher des Bergisch-Märkischen Pulvermuseums mit auf eine Reise in frühere Zeitalter, als in Rönsahl und Klaswipper noch Schwarzpulver produziert wurde.
Holzpantinen gegen Funkenschlag
Wie auch in der heutigen Zeit, gab es für Meisterbetriebe auch vor rund 300 Jahren bereits strenge Vorschriften, an die sie sich halten mussten – vor allem in so gefährlichen Branchen wie der Schwarzpulverproduktion. So heißt es in einem Ausschnitt aus den Vorschriften der „Vereinigten Rheinisch-Westfälischen Pulverfabriken AG“ aus dem Jahr 1878, den Regina Marcus den Besuchern vortrug: „Ferner hat der Meister mit Sorgfalt darauf zu achten, dass jede Anhäufung von Pulver, Pulversatz und Rohmaterialien in den gehenden Werken, respektive Fabrikationsräumen vermieden wird“.
Bergisch-Märkisches Pulvermuseum
1826 war das Gründungsjahr der Pulverfirma „Cramer & Buchholz“; sie entstand dadurch, dass Gottlieb Cramer seinen Neffen Carl Friedrich Buchholz zum Teilhaber machte. Die Familie Cramer betrieb die Fabrikation von Schwarzpulver bereits in vierter Generation. Bekannt wurde sie durch das Jagdpulver „Diana“ (Foto).
1810 Um das Jahr 1810 bauten die Brüder Gottlieb und Carl Theodor Cramer die Villa in Ohl.
1660 Um das Jahr 1600 hatte Gottliebs Urgroßvater Johann Cramer den Betrieb seines Schwiegervaters Jürgen Wolter in Ballenbrügge an der Lingese übernommen. Seine Söhne führten getrennte Firmen; Johann Jacob produzierte weiter in Ballenbrügge, während Diedrich Wilhelm neue Pulvermühlen bei Becke („Pulverbecke“) und Krommenohl gründete.Jeden ersten Sonntag im Monat findet eine Außenführung auf dem Gelände des Pulvermuseums Ohl statt. Die Füh-rung beginnt immer um 16 Uhr an der Villa Ohl an der Sauerlandstraße. Sonderführungen sind nach Vereinbarung möglich unter Telefon 0 22 67/43 83 oder per E-Mail an: info@hgv-wipp.de
Das Museum hat immer sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 16 Uhr. Eintritt frei, Spenden willkommen.www.pulvermuseum.info
Von besonderer Bedeutung war diese Maßnahme bei den Pulvermühlen am alten Hammerteich, die – anders als die Mühlen am Neuenhammer – das Pulver nicht durch Kollergänge verdichtete, sondern mit der Stampf-Technik: „Alle paar Stunden mussten die Stampfen angehalten und das Pulver, das sich am Rand festgesetzte hatte, entfernt werden. Ansonsten wäre das Risiko einer Explosion durch die starke Reibung und die damit einhergehende Hitzeentwicklung zu groß gewesen“, erklärt Karl Friedrich Marcus. Um das Risiko noch geringer zu halten, wurde das Pulver während des Stampfprozesses regelmäßig angefeuchtet.
40 Tote durch Unglücksfälle
Im Durchschnitt sei jedes der rund 50 Gebäude, die zur Pulvermühle in Rönsahl gehörten, in 300 Betriebsjahren ein Mal in die Luft gegangen, berichtet Regina Marcus. Dabei seien insgesamt rund 40 Menschen ums Leben gekommen. „Das ist zwar auf die Jahre gerechnet keine bemerkenswert hohe Sterberate, jedoch waren die Todesfälle natürlich besonders tragisch“, fügt sie hinzu.
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Um solche Unglücke möglichst zu vermeiden, trafen die Pulvermüller zahlreiche Vorkehrungen. So trugen die Meister und Gehilfen etwa keine beschlagenen Schuhe, da die Nägel in solchen Schuhen bei der kleinsten Berührung mit einem Stein Funken hätten schlagen können.
Gebäude mit Soll-Bruchstellen
Stattdessen war ihr Schuhwerk aus Holz. Außerdem waren die Mühlen oft mit Teppichen ausgelegt, die regelmäßig ausgeschlagen werden mussten, um sie vom Staub zu befreien. „Außerdem gab es in allen Gebäuden eine Art Soll-Bruchstelle. Die Häuser hatten alle eine Wand, die nur aus Brettern oder locker aufeinandergestapelten Steinen bestand, damit der Schalldruck nur zu einer bestimmten Seite entweicht und umliegende Gebäude verschont bleiben“, erklärt Karl Friedrich Marcus.