Sascha Hehn wird 65Der Ex-„Traumschiff“-Kapitän teilt gegen das ZDF aus
Sein Sprung in das weiße Golf-Cabrio ist legendär. Dynamisch, mit wehender, gepflegter Mähne und weißen Socken in schwarzen Schuhen schwang sich Dr. Udo Brinkmann auf den Sitz, statt die Autotür zu benutzen.
So war das damals in den 80ern. Sascha Hehn als Dr. Udo Brinkmann war der Schwiegermuttertraum schlechthin. Zumal er auch noch in der zweiten großen Erfolgsserie vertreten war: Als Steward auf dem „Traumschiff“. Hehn war omnipräsent – auf dem Lande und zu Wasser.
Sascha Hehn war Frauenschwarm der 80er
So mancher war auch genervt von dem geschniegelten Burschen – aber den Rang als TV-Frauenheld ablaufen konnte Hehn, der am Freitag 65 Jahre alt wird, damals niemand.
Doch die „Schwarzwaldklinik“ lief 1989 aus – und das „Traumschiff“ verließ er 1991 aus freien Stücken. Erst viel später verriet er, dass er eigentlich eine Landratte sei und dass die Sache mit dem Ins-Cabrio-Springen oft bis zu siebenmal gedreht werden musste, bis er endlich so geschmeidig im Wagen landete. Als wollte er sagen: Mensch, ich bin gar nicht so, wie ihr glaubt. Und das zieht sich ein bisschen durch sein Leben.
Mit fünf Jahren spielte er in dem Kinofilm „Hubertusjagd“ mit und sprach 1966 den Lillebror in der TV-Serie „Karlsson vom Dach“. Als Erwachsener brillierte er dann zunächst nur in Hausfrauen- und Schulmädchen-Reports. „Ich war mir damals für nichts zu schade.“
Star in zwei Serien zu sein, war da eigentlich ein Hauptgewinn. Doch die Hoffnung, nach dem Ausstieg noch größere Rollen zu bekommen, erfüllte sich nicht. Zu eingeschränkt war er wohl durch sein Image. Jahrelang machte sich Hehn rar.
Hehn parodierte sich selbst in „Lerchenberg“
Und wenn er sich meldete, dann schimpfte er über das TV-Geschäft. „Wie werden wir Schauspieler eigentlich behandelt? Das ist menschenunwürdig und sittenwidrig.“ Billige Produktionen, schlechte Drehbücher. Man habe ihm eine Vorabend-Krimiserie angeboten. „Die haben mir weniger als die Hälfte meiner üblichen Gage geboten. Das geht heute vielen namhaften Schauspielern so.“
Kongenial wurde seine Lebenssituation 2013 in der ZDF-Sitcom „Lerchenberg“ zum Thema gemacht. Er spielte eine Parodie seiner selbst – einen gealterten Serienstar in Finanznöten, für den der Sender ein Comeback plant. In einer Folge sagt er: „Eigentlich könnte ich am See sitzen und angeln, aber als Publikumsliebling hat man so seine Verpflichtungen.“ Das sei durchaus eine persönliche Äußerung gewesen, sagte er im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Das Publikum ist einfach das Wichtigste. Wenn keiner zuguckt, hat eine Sendung keinen Sinn.“
Rückkehr zum „Traumschiff“
m selben Jahr kehrte er auf das „Traumschiff“ zurück, diesmal als Kapitän. Die Serie sei „optisch und inhaltlich hochwertige Unterhaltung“, predigte er. Die Geschichten seien immer gut erzählt und man könne immer wieder etwas Neues lernen.
Aber die wiederentdeckte Liebe hielt nicht lange. 2018 stieg er wieder aus. „Ich habe in den letzten sechs Jahren alles versucht, um das Produkt innovativ weiter nach vorne zu bringen, aber es ist mir nicht gelungen.“Und weiter: „Natürlich gibt es auch noch andere Gründe für meine Entscheidung, die ich aber aus vertragsrechtlichen Gründen nicht publizieren darf.“ Es scheint also jede Menge Ärger gegeben zu haben vor der Traumkulisse.
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Nun, wenige Tage vor seinem Geburtstag legte er noch einmal nach. „Die Regie war dazu verdammt, Fließbandarbeit abzufotografieren. Zum Schluss wurden auch die dramaturgischen Fehler unerträglich.“ Seinem Nachfolger Florian Silbereisen riet er: „Lass dich nicht verbraten.“ Er sei letztlich nur ein „Spielball der Mächte“.
Aus dem ehemaligen Hallodri scheint also nun eine Art Elder Statesman der seichten Unterhaltung geworden zu sein. „Wenn man beim ZDF drei Intendanten und vier Programmdirektoren erlebt hat, dann wird man schmerzfrei.“
Dazu passt sein zurückgezogenes Leben. Er lebt ländlich in Oberbayern, seine Hobbys sind Angeln und Golfen. Vor einigen Jahren erzählte Hehn, dass er nicht jeden Tag dusche, um Wasser zu sparen.Bei einem „Bild“-Fototermin trug er Birkenstock-Latschen. „Erstens sind die bequem, zweitens halten die ewig. Ich habe sogar noch die weißen aus der Schwarzwaldklinik“, sagte er dazu.
Seit 2015 zeigt er sich öffentlich mit seiner Lebensgefährtin, die für eine internationale Film-Agentur arbeitet. Statt in ein Golf-Cabrio zu springen, steigt Sascha Hehn heute schon mal in den Smart seiner Freundin ein. Ganz normal.