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Musik für Freiheit und FriedenGeflüchtete aus Euskirchener Unterkunft gründen eine Band

Lesezeit 3 Minuten
Die Flüchtlingsband Mitra spielt auf dem Alten Markt in Euskirchen.

Irgendwann werden sie auseinandergerissen, aber bis dahin machen sie weiter gemeinsam Straßenmusik: Zeyni Yarar (v.l.), Ahmed Mehmet und Lokman Agirman.

Die Band Mitra hat sich in der Geflüchtetenunterkunft in Euskirchen gegründet. Ihre Straßenmusik animiert zu spontanen Tänzen.

Als die drei Musiker anfangen zu spielen, halten viele Menschen inne, die gerade durch die Innenstadt gehen. Die Klänge der türkisch-kurdischen Lieder sind tragend, der Gesang klingt wehmütig, der Rhythmus dringt ungefiltert in die Glieder. Nur wenige Minuten später beginnen ein paar Männer zu tanzen. Delilo heißt der kurdische Volkstanz, dem sich später auch Frauen und ein Kind anschließen, und alle Tanzenden gleichermaßen strahlen lässt.

Lokman Agirman, Sänger und Gitarrist, Schlagzeuger Ahmed Mehmet und Zeyni Yarar an der Saz nennen sich als Band Mitra. Alle drei sind aus ihren Heimatländern geflüchtet, seit einem halben Jahr leben sie in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Euskirchen. Bis vor kurzem hatte Mitra noch eine Sängerin aus Georgien, doch sie erhielt kürzlich die Zuweisung in eine andere Kommune in NRW.

Geflüchtete aus Euskirchen wollen durch die Musik zusammenbleiben

Der sogenannte Transfer schwebt über der Band wie ein Damoklesschwert – irgendwann wird jeder per Beschluss verlegt oder gar zurückgeschickt in das alte Heimatland. Doch darüber denken die Musiker nicht lange nach.

Vor allem Lokman Agirman und Zeyni Yarar nicht. „Wir kennen uns schon seit der Zeit an der Universität. Die Liebe zur Musik hat uns zusammengeführt und wird uns auch nicht mehr trennen. Für die Musik würden wir immer wieder zusammenkommen – egal, wohin es uns verschlägt. Das haben wir uns versprochen“, sagt Agirman, sein Freund Zeyni nickt.

Durch die Fluktuation kommen immer wieder neue Musiker zur Band

Der spielt schon seit 15 Jahren Saz, die türkische Langhalslaute. „Musik macht mich einfach immer glücklich“, erklärt Yarar. In der Unterkunft haben die Musiker Gelegenheit, wann immer sie wollen, zu proben. Durch die stete Fluktuation in der Einrichtung kommen immer wieder neue musikbegeisterte Menschen dazu.

Zurzeit gibt es einen Mann aus Russland, der hin und wieder mitmache, auch einen Pianisten aus Sri Lanka habe man dabei. „Wir sind eine internationale Band, und das passt auch gut zu der Botschaft von Freiheit, Frieden, Freundschaft, die wir verbreiten wollen“, sagt Lokman Agirman. Religion oder Politik würden beim Musikmachen und Musikhören keine Rolle spielen. „Im Gegenteil: Musik verbindet“, so Zeyni Yarar.

Er und Lokman Agirman hatten in der Türkei viele Bühnenauftritte. In Deutschland spielen sie bisher überwiegend Straßenmusik – und das mit gleichbleibender Leidenschaft. Dass spontan getanzt werde, sei keine Seltenheit, versichert Zeyni Yarar. Nicht nur Menschen mit kurdischen Wurzeln, auch deutsche Passanten würden sich immer wieder begeistert anschließen. „Sie wollen oft wissen, in welcher Sprache die Texte unserer Lieder sind“, sagt Agirman. Leider seien ihre Deutschkenntnisse aber noch zu schlecht, um sich richtig austauschen zu können. „Aber ich habe den großen Wunsch, eines Tages auch ein paar deutsche Lieder spielen zu können“, sagt Zeyni Yarar.


Der nächste Auftritt

Die Band Mitra wird am 17. Mai beim Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie mit dabei sein, der ab 12 Uhr in der Euskirchener City stattfindet. Die Teilnahme sei selbstverständlich: „Mit unserem Musikstil stehen wir für Gleichheit, Frieden und Freiheit“, sagen die Musiker. (hn)