Erst ernten, dann genießenHennefer Biohof „Hanfer Hofgemüse“ stellte seine Arbeit vor
Hennef – „Ist das ein Kartoffelkäfer?“ Das kleine, braune Krabbeltier wird von einigen der rund 50 Besucher der „Aktionstage Ökolandbau“ argwöhnisch beäugt. Das behagt ihm offenbar aber nicht. Flink eilt es auf seinen sechs Beinen über das saftige Kohlrabiblatt und verschwindet darunter. „Nein“, stellt eine Besucherin auf dem Gemüsefeld von Biobauer Bernd Schmitz aus Hanf dann aber schon beruhigt fest, „das wäre ja auch die falsche Pflanze gewesen“.
Wobei: Die Schädlinge mögen durchaus abwechslungsreiche Kost und laben sich auch an den Tomaten, die in einer Ecke des ein Hektar großen Feldes unter einem Dach prächtig in die Höhe wachsen.
„Als Nachtschattengewächse gehören sie zur gleichen Gattung wie Kartoffeln“, erklärt Gärtnerin Mira Sulzbacher, die für das „Hanfer Hofgemüse“ 20 Stunden in der Woche auf dem Feld arbeitet. Und weil streng nach Biorichtlinien gewirtschaftet wird, hilft da nur: absammeln. „Ich liebe Tomaten“, sagt Sulzbacher, „aber sie machen echt viel Arbeit“.
Wirtschaften nach Biorichtlinien
Dass Gemüse nicht auf der Supermarkttheke wächst, sondern der Anbau Arbeit macht und von der Natur abhängt, das wollten Natalie und Bernd Schmitz, die das „Hanfer Hofgemüse“ anbauen, den Besuchern zeigen. Der Hanfer Hof war der einzige Betrieb im Rhein-Sieg-Kreis, der bei der bundesweiten Aktion zum Ökolandbau seine Pforten geöffnet hatte.
„Wir wollten unsere Grundprinzipien der Hofwirtschaft vorstellen“, sagt Bernd Schmitz. „Und wir wollten demonstrieren, welche Möglichkeiten es gibt, dem Üblichen etwas entgegenzusetzen.“ Seine rund 50 Kühe liefern Biomilch, das nach Demeter-Richtlinien angebaute Getreide wird in Hennef gemahlen und in der DLS-Vollkornbäckerei zu Brot gebacken, das Gemüse nehmen die Mitglieder der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) ab.
„Die Solawi ist ein ganz wichtiges Wirtschaftsmodell“
„Die Solawi ist ein ganz wichtiges Wirtschaftsmodell“, findet Biologe Rudolf Rabe, der gerade erst aus Essen hergezogen ist. Er will sich über das Hofgemüse informieren und selbst Tipps geben, wie man den Speiseplan leicht mit Wildkräutern aufpeppen kann. „Im Salat sind so gut wie keine Vitamine. Wildpflanzen sind da eine ideale Nahrungsergänzung, diese Pflanzen haben ja noch alle Kräfte und können den Menschen unterstützen.“ Franzosenkraut und Melde hat er auf dem Weg zum Feld abgezupft und zeigt die Stängel, die zart-aromatisch (das erste Kraut) und herzhaft-nussig (das zweite) schmecken sollen.
Eine gute Ergänzung zum Salat auf dem Feld, der neben Lauch, diversen Kohl- und Kürbissorten, Möhren, Pastinaken, Kartoffeln, Zucchini und Zwiebeln wächst. Das alles kommt, je nach Saison, in die wöchentliche Gemüsekiste, frisch geerntet vom Feld. 65 Euro kostet der Monatsbeitrag, das Abo wird immer für ein Jahr abgeschlossen. „Das sichert dem Bauern ein Einkommen“, erläutert Rabe. „Sonst kann ein Jahr mit schlechter Ernte durchaus existenzgefährdend sein!“
Wegen Trockenheit Futter dazu gekauft
Die Trockenheit, die dazu führte, dass Schmitz bereits Futter für seine Kühe zukaufen musste, spüren die Abnehmer der Kisten aber nicht: Das Feld wurde bewässert. Aufwendig mit dem Trecker wurden Fässer mit Regenwasser zu den Pflanzen gebracht, wie Sulzbacher erzählt: „Da mussten wir viel fahren.“
Dass es harte Arbeit ist, Gemüse anzubauen, hat auch Ina Dürr aus Hennef schnell festgestellt, nachdem sie sich für das Abo entschied. Sie wollte nicht nur essen, sondern auch ernten. Die freiwillige Feldarbeit sei ein echter Gewinn, findet die dreifache Mutter, die zweimal die Woche jeweils drei Stunden auf dem Feld arbeitet: „Ich bringe die Kinder in die Kita und kann mich dann körperlich so richtig austoben. Ich bin kein Mensch, der stillsitzt.“ Auch das Essen schmecke einfach besser: „Ich weiß, wo es herkommt, habe dafür gearbeitet.“ Kartoffeln mit Lauch, Kürbis mit Butter – „früher habe ich gegessen, um satt zu werden. Jetzt kann ich ganz anders genießen.“
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Sie führt ein Depot für die Gemüsekisten in Hennef, die die Solawi-Abonnenten einmal in der Woche abholen können. „Das gehört ja auch dazu“, findet sie, „dass man nicht einfach irgendwo einkauft, sondern dass auch das Abholen ein schönes Erlebnis ist. Man trifft sich, man redet.“