Wein-Tipp unserer SommelièreDiesen Globetrotter gibt es längst auch vom Rhein
- Romana Echensperger gibt in ihrer Kolumne Tipps und Empfehlungen rund um den Wein.
- Heute bringt sie einen Wein mit, den man eigentlich eher aus Südafrika oder Neuseeland kennt.
Köln/Hessen – Spielten vor 20 Jahren in Deutschland frühreifende heimische Gewächse wie Müller-Thurgau oder Silvaner eine große Rolle, erfahren heute internationale Sorten wie Merlot oder Chardonnay Flächenzuwächse. Rebsorten also, die man in den 1990er Jahren nicht zuverlässig zur Vollreife gebracht hätte.
Mit dem Klimawandel kamen im Schnitt 1,5°C höhere Durchschnittstemperaturen und Globetrotter wie Sauvignon Blanc fühlen sich nun auch am Rhein pudelwohl. Dort löst er heute in sehr warmen Lagen den Riesling ab, der dort in heißen Jahren plump ausfällt. „Die Kunden kennen Sauvignon Blanc aus Südafrika, der Steiermark oder Neuseeland und können sich den Geschmack ungefähr vorstellen“, erzählt Winzer Alexander Stauffer. Das macht die Vermarktung einfacher.
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Alexander Stauffer sitzt mit seinem Betrieb in der südwestlichen Ecke Rheinhessens. Sein Vater und er waren schon immer Fans der intensiv duftigen Rebsorte. Als dann vor fünf Jahren die Gelegenheit kam, mehrere mit Sauvignon Blanc bestockte Flächen dazuzukaufen, griffen sie zu. „Unser Sauvignon Blanc kommt aus verschiedenen Klimazonen“, erklärt Stauffer, warum sein Wein über ein besonders komplexes Aromenspektrum verfügt. Ein Teil der Trauben kommt aus einer kühlen Höhenlage. Dort werden Beeren mit besonders frischer Säure und grasigen Aromen gelesen. Hinzu kommen Trauben aus einer sehr warmen Ecke.
Dort entwickelt Sauvignon Blanc besonders exotische Aromen und viel Schmelz. Die Reben stehen zudem auf Kalkboden, was für besonders klar definierte Aromen und mineralisches Rückgrat sorgt. Mit weinbaulichen Maßnahmen, wie etwa dem gezielten Entblättern der Traubenzone, feilt er zusätzlich am Geschmack. Scheint nämlich mehr Sonne auf die Beeren, verliert der Sauvignon Blanc seinen zu grünen Duft.
„Die Rebsorte bietet auch im Weinkeller viel Raum für Kreativität“, erzählt Stauffer. Einen Teil der Weine vergärt er im großen Holzfass und gibt noch eine kleine Menge ganze Beeren hinzu, die neun Monate darin verbleiben. „Das gibt eine enorme Aromenfülle und eine Tanninstruktur, die den Wein einrahmt und erdet.“
Dieser Sauvignon Blanc läuft mit einem brillanten Limonengelb ins Glas. Das Bukett ist intensiv mit Noten von Grapefruit, Zitronenzesten, Stachelbeeren, Guave, Melone, Minze sowie zarte Toastnoten vom Fassausbau. Der Auftakt am Gaumen ist frisch und würzig, hinzu kommen ein feiner Schmelz und ein raffinierter Gerbstoffbiss im Finish. Im Rachenraum wirkt das intensive Aromenspiel nach. Es ist ein komplexer und mit 13 Prozent Alkohol animierender Weißwein, der auch zu edlen Vorspeisen wie gebeiztem Lachs oder Roastbeef mit Kräuterremoulade eine gute Figur macht. „Dieser Wein ist mein Baby“, gibt Alexander Stauffer zu – und seine besondere Liebe dafür schmeckt man auch.
2019 Sauvignon Blanc Reserve / Weingut Stauffer / Rheinhessen / 9,50 Euro, 0 67 35 / 15 21