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Wandertag ExtraEntlang des Rheins wandern und neue Kölner Veedel entdecken

Lesezeit 8 Minuten
Das Bootshaus „Alte Liebe“ liegt an der Rodenkirchener Brücke im Rhein vor Anker.

Das Bootshaus „Alte Liebe“ liegt an der Rodenkirchener Brücke im Rhein vor Anker.

Der fünfte Teil der Sommerserie „Wandertag-Extra“ lädt ein zum Stadtwandern in Köln. Der Weg führt von Marienburg über Rodenkirchen nach Westhoven.

Wer wandern will, geht in der Regel raus ins Grüne. Doch auch in der Stadt kann man wandern. Keine Fortbewegungsart ist besser geeignet, um eine Stadt in ihrer Vielfalt kennenzulernen. Wer zu Fuß geht, sieht die Dinge anders. Und so kann man auch allen Kölnerinnen und Kölnern nur dringend raten, ihre Stadt zu erlaufen. Bekanntermaßen lebt in Köln ein eigenartiger Menschenschlag: Die Bewohner und Bewohner lieben ihre Innenstadt mit Dom und Rheinufer sowie natürlich ihr „Veedel“ – und von dem, was im Nachbarviertel passiert, bekommen sie nur noch wenig mit. Also auf zum Stadtwandern abseits der touristischen Pfade!

Die Serie „Wandertag“ haben unsere Leserinnen und Leser bei einer Umfrage zur beliebtesten Rubrik im Magazin gekürt. Daher gibt es nun ein besonderes Schmankerl: Fünf Extra-Folgen des „Wandertags“ haben wir für Sie diesen Sommer erarbeitet. Hier können Sie sich zu jeder Wanderung eine Broschüre herunterladen, mit praktischer Wanderkarte, allen Infos zu Wegbeschreibung, Einkehrmöglichkeiten und Sehenswertem am Wegesrand.


Sollte sich der Downloadlink mobil nicht öffnen, finden Sie den „Wandertag Spezial“ alternativ hier.


Einmal vom Kölnberg zum Hahnwald, mit einem Abstecher nach Immendorf und durch den Rodenkirchener Friedenspark – und am Ende fragt man sich, wo denn nun die so genannte Parallelgesellschaft zu finden ist, von der so oft die Rede ist. Oder von Buchforst über Kalk durch Höhenberg bis Brück – das ließe sich als Tour voller urbaner Gegensätze gestalten, mit gelungenen und weniger gelungenen Beispielen für die Arbeit von früheren oder aktuellen Stadtplanern. Eine Wanderung durch Chorweiler über die Felder der Schlacht von Worringen bis nach Fühlingen dürfte zu überraschenden Erkenntnissen führen, nicht nur, weil man erkennen würde, wie schön und grün es auch in diesem Teil der Stadt sein kann.

Darum ist es am Rhein so schön

In der aktuellen Folge unserer Serie „Wandertag-Extra“ führen wir Sie durch das Villenviertel Marienburg bis zur Rodenkirchener Riviera und dann über den Rhein mit tollem Ausblick bis nach Porz-Westhoven. Wir empfehlen eine kleine Spurensuche, um die als Rheinlieder-Hit vertonte Frage beantworten zu können: „Warum ist es am Rhein so schön?“. Gleichzeitig ist die Tour eine Zeitreise: Es gibt römische Spuren und modernste Architektur. Man entdeckt ehemalige und neue Ausflugsziele links und rechts des Rheins.

Um Alt St. Maternus in Rodenkirchen darf man sich kurz ins Mittelalter versetzt fühlen. Und in Westhoven zeugt die zweite romanische Kirche auf dem Weg von der Zeit der Besetzung durch die französischen Revolutionstruppen, die Westhoven in Schutt und Asche legten, während das kleine, wunderschöne Kirchlein alle Wirrungen und Zerstörungen überstand. Auf dem Weg dahin durchquert man die Westhovener Aue. Auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne ist ein wunderbares Stück Stadtnatur entstanden.

Ein Wanderer geht auf dem Feldweg durch das hohe Gras der Westhovener Aue.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne ist eine Auenlandschaft entstanden, die man auf dem Weg nach Westhoven durchquert.

Der Weg beginnt in Marienburg, dem Kölner Villenviertel, das im 19. Jahrhundert ganz bewusst als Viertel für die reichen Familien Kölns angelegt wurde. Der Fabrikant Ernst Leybold hatte die Idee entwickelt, nachdem er – angeblich durch Zufall – bei einem Spaziergang die „Marienburg“ inmitten ihres schönen Parks entdeckt hatte. Von der 1845 erbauten Villa des Bodenspekulanten Paul Joseph Hagen aus sollte sich ein Straßennetz ausbreiten, an dem nach Lust, Laune und finanziellen Möglichkeiten prachtvolle Villen gebaut werden sollten. Die „Marienburg“ selbst wurde in den 1890er Jahren zum Ausflugsziel mit Hotelbetrieb, Restaurant und eigener Schiffsanlegestelle für Raddampfer. Schon damals kamen die Neugierigen aus der Umgebung, um hier ein bisschen zu staunen. Es gibt auch heute hier noch viel Schönes und Spektakuläres zu entdecken.

Rechtsrheinische Weitblicke

Blick vom Westhovener Rheinufer nach Rodenkirchen

Blick vom Westhovener Rheinufer nach Rodenkirchen

Nicht nur Marienburg, auch das auf der anderen Flussseite gelegene Poll war früher ein beliebtes Ausflugsziel der Kölnerinnen und Kölner. Man traf sich in Gaststätten mit Rheinblick, von denen Fähren und Freizeitdampfer ablegten. Heute locken hier wie auch in Rodenkirchen Campingplatze die Urlauber. Das Rodenkirchener Rheinufer mit echtem Sandstrand am Fluss und mehreren schwimmenden Restaurants ist ohne Frage immer einen Ausflug wert. Wer mit dem Rad fährt, schafft es bis zum tollen Sürther Bootshaus. Oder auf der anderen Rheinseite bis zur „Freizeitinsel“ Groov“. Es ist interessant zu sehen, wie sich das Neue mit dem Alten verbindet. Es gelingt nicht immer.

Das Stadtwandern kann eine Erforschungsmethode mit garantiertem Erkenntnisgewinn sein. Experten haben in den vergangenen Jahren eine regelrechte „Spaziergangswissenschaft“, die Promenadologie, entwickelt. Das Gehen wird zur Methode, die Wanderung zum Experiment. Vom Sehen zum Erkennen: Nein, Köln ist nicht so, wie man es gerne hätte. Und doch: Die Mischung ist das, was die Stadt so spannend macht. Schönes und Schlimmes, Mickriges, Heimeliges und Furchteinflößendes – das alles liegt so nah beieinander, dass es nicht nur überrascht, sondern manchmal richtig weh tun kann. Es wird zurzeit heftig über die Zukunft der Städte debattiert. Taugt das Ideal von einer bunten Stadt noch für die Praxis der Stadtplanung? Hat die Realität die politische Forderung nach einer sozialen Mischung nicht längst überholt? Beim Wandern wird klar, dass zwischen dem urbanen Mainstream, wie er in Köln in Innenstadtvierteln oder in Stadtteilen wie Ehrenfeld formuliert wird, und dem Alltag, der die Vororte prägt, Welten liegen können. Die Vorstellungen vom Leben in der Stadt unterscheiden sich gravierend. Wer wandert, lernt. Und Spaß macht es auch, in Wanderschuhen durch die Straßen, Parks und Ackerfelder der Stadt zu laufen. Also los!

Highlights auf der Wanderung:

1. Schöner Wohnen in Marienburg

Villenarchitektur in der Pferdmengesstrasse in Marienburg

Villenarchitektur in der Pferdmengesstrasse in Marienburg

Wer in Marienburg einmal durch die Pferdmenges- und die Goethestraße läuft, erlebt den ganzen Stilmix der Architektur der „Villenkolonie“. Man sieht eine bunte Sammlung von Traumhaustrends deutscher Industrieller, Banker und Unternehmer: Vom Burgennachbau bis hin zum zurückgenommenen Gartenhausstil ist hier alles vertreten. Man findet schlichte 1920er-Jahre-Bauhaus-Formen und den Gegenentwurf mit Protz und Türmchen. Auf gelungene moderne Architektur folgt geschmackvolles Understatement im Landhaus- und Kolonialstil, bevor man ein paar Meter weiter wieder von pompöser Säulenarchitektur erschlagen wird. In der Pferdmengesstraße, benannt nach dem Bankier und Adenauer-Vertrauten Robert Pferdmenges, der hier auch wohnte (Hausnummer 52), steht fast jedes Haus unter Denkmalschutz. Man findet Renaissanceschlösschen und herrschaftliche Bürgerhäuser, manche dem Vorbild der englischen Villenarchitektur nachempfunden. In den 1920er Jahren blickte ganz Europa nach England, wenn es um neue Trends ging. So nahm man sich auch die schlichte Eleganz der Briten als architektonisches Vorbild. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen nicht wenige Briten hier ein. Das Militär brachte hier Offiziere unter, aus einem der Häuser unweit der Marienburg sendete der beliebte Radiosender BFBS. Auch der riesige Prachtbau der „Villa Voster“ an der Ecke Tiberiusstraße/Unter den Ulmen nimmt den englischen Stil auf. Der Erbauer der evangelischen Reformationskirche in der Goethestraße, Otto March, hatte den Auftrag ein Gotteshaus im „Landhauscharakter“ zu bauen.

2. Mittelalter-Flair in Rodenkirchen

Blick am Gasthaus „Zum Treppchen“ vorbei auf den Rhein in Rodenkirchen.

Mittelalter-Flair in Rodenkirchen: Am „Treppchen“ und dem Fährhaus scheint die Zeit stehen geblieben.

Rund um die alte Maternuskirche am Ufer, das „Treppchen“ und das „Fährhaus“ scheint die Zeit stehen geblieben. Hier war das Zentrum des alten Fischerdorfs im Süden der Stadt; hier soll der Leichnam des heiligen Maternus angespült worden sein. Weil sich mehrere Bistümer zankten, sollte das Schicksal über die letzte Ruhestätte entscheiden. Der erste Bischof von Köln soll nach seinem Tod in ein Boot gelegt worden sein. Da, wo das Boot ans Ufer trieb, sollte er beerdigt werden. Der Tote entschied sich für Rodenkirchen. Wenn die Sonne scheint, wird es hier und auf dem Weg am Rheinufer schnell zu eng. Da helfen auch die aufgemalten Hinweise für Radfahrer und Fußgänger nicht viel. Es knubbelt sich an diesem schönen Fleckchen Köln. Aber man kann ausweichen: Der Sandstrand der Rodenkirchener Riviera ist nicht weit, und mehrere Restaurantschiffe auf dem Rhein laden zu Kuchen oder Herzhafterem.

3. Standhaft gegen die Franzosen

Die Nikolauskapelle in Westhoven inmitten eines aufgegebenen Friedhofs.

Idyll in Westhoven: Die Nikolauskapelle inmitten eines aufgegebenen Friedhofs gehört zu Kölns „kleinen“ romanischen Kirchen.

Für die Menschen in Westhoven war der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen am Ende des 18. Jahrhunderts kein Spaß. Während sie dem linksrheinischen Köln den Fortschritt brachten und die Stadt mit deutlicher Verspätung aus dem Mittelalter in die Neuzeit führten, legten sie Westhoven in Schutt und Asche. Warum das geschah, ist nicht ganz klar. Vielleicht ging es darum, ein freies Sicht- und Schussfeld zum Rhein zu schaffen, vielleicht übten die Franzosen aber auch Vergeltung, nachdem Einheimische über die Besatzung eines französischen Bootes hergefallen waren. Wütende Bauern sollen Soldaten erschlagen haben, als diese auf einer Sandbank aufgefahren waren. Daraufhin wurde Westhoven vom Rodenkirchener Ufer in Brand geschossen. Wie durch ein Wunder blieb die Nikolauskapelle verschont. Das Gotteshaus am Pfarrer-Nikolaus-Vogt-Weg zählt zu den „kleinen romanischen Kirchen“ der Stadt. Mit dem alten Friedhof drumherum ist das Areal ein wunderbarer Ort der Ruhe.

Gewinnspiel zum Wandertag-Extra

Eine Ballonfahrt über das Bergische Land, die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ zur Verfügung gestellt wird, verlosen wir unter allen Wanderern, die die Frage zu dieser und den anderen Wandertag-Extra-Folgen an den Samstagen seit dem 15. Juli richtig beantworten und die Lösung mit ihrem Namen, ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer an folgende E-Mail-Adresse senden:

magazin@tageszeitung.koeln

Wer nur eine Frage der fünf Wandertag-Extra-Folgen richtig beantwortet, kann Büchersets (Wandertag Bände 1 bis 4) aus dem Shop des KStA oder Gastronomiegutscheine von „Das Bergische“ gewinnen.

Einsendeschluss für alle Folgen des Wandertag-Extra-Gewinnspiels ist am Montag, 16. Oktober 2023 (der Tag nach den Herbstferien).

Die Frage zur fünften Wandertag-Extra-Folge lautet:

Auf dem Weg finden sich Erläuterung zu Sehenswertem am Wegesrand mit einigen Jahreszahlen. Addieren Sie die Kilometerlänge der römischen Eifelwasserleitung in Marienburg mit dem Jahr, in dem der Friedhof um die Kapelle in Westhoven aufgegeben wurde.

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veranstalter des Gewinnspiels ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie unter:

www.rundschau-online.de/gewinnspiel-agb