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UmgestaltungSaftiger Rasen, frisches Garten-Häuschen

Lesezeit 4 Minuten

Vorher: Rasen, der den Namen nicht verdient, Unebenheiten und ein Gefälle auf dem kompletten Gelände. Nachher: Saftiger Rasen, neu angestrichenes Häuschen und Stufen im Garten. (Fotos: Neumann, Nolte)

Ich gehöre zu den Menschen, die sich nicht ums Wetter kümmern und es nehmen, wie es kommt. Eigentlich. In den vergangenen Monaten war das anders: Unser Gartenumbau brauchte Trockenheit. Wenn man mehrere Kubikmeter Erde von links nach rechts bewegen und Lkw-Ladungen an Mutterboden aufbringen will, ist Regen nicht willkommen.

Und so wurde die Wettervorhersage für mich zur täglichen Routine; der Druck, die Gartengestaltung vor der Geburt unseres zweiten Kindes abzuschließen, wuchs wöchentlich. Ein Hoch musste her. Ich habe zwar mal ein Semester Meteorologie studiert, aber das konnte mir jetzt nicht helfen; in Moskau lässt man vor Paraden mit einem Stickstoff-Silberlegierungs-Mix Wolken abregnen - in meinem Budget war das nicht drin. Erst recht nicht, weil wir uns entschlossen hatten, ein Gartenbauunternehmen für die groben Arbeiten zu engagieren.

Die Suche nach einem guten Gärtner gestaltete sich schwieriger als gedacht. Das erste Unternehmen machte uns zwar einen unschlagbaren Preis, verschob aber mehrfach den Termin - auch kurzfristig. Wir entschieden uns kurzfristig, eine neue Firma zu suchen. Weil die Auftragsbücher der Gärtner wegen des durchwachsenen beziehungsweise durchregneten Frühjahrs proppenvoll sind, haben wir Glück, als wir auf Marcel Dahm treffen. Der Garten- und Landschaftsbauer aus Bonn kann ein Zeitfenster freischaufeln, weil er unsere Notlage - neunter Monat Schwangerschaft - erkennt.

Der Plan, den wir mit Landschaftsarchitektin Brigitte Röde und Gartenbaumeister Frank Demel im April erstellt hatten, sieht vor, unser Grundstück in drei Bereiche einzuteilen. Die dabei entstehenden Stufen hätten wir gerne aus Holz gebaut. Langlebiges Material, zum Beispiel Bangkirai, ist jedoch sehr teuer - zu teuer für uns. Marcel Dahm kann aber über ein Holzsägewerk in Menden günstige, robuste Eichenschwellen besorgen. So waren Stufen aus Natur-, Palisaden- oder gar L-Steinen gestorben.

Außerdem kennt der Gartenbauer die natürlichen Gegebenheiten aus eigener Erfahrung, weil er in der Nachbarschaft bereits Aufträge übernommen hat und selber in der Nähe wohnt. Die Erde sei hochwertig, deswegen brauche sie keine Aufwertung; es sei immer wieder mit Hangwasser zu rechnen, so dass die Stufen mit einem Vlies und Kies geschützt werden sollten.

Endlich kommt Anfang Juni Sabine, das erste Sommerhoch. Mit Dahms Sohn Alexander und Mitarbeiter Markus Schüller geht es an die Arbeit. In Absprache mit dem Chef entscheiden wir uns gegen den Einsatz eines Baggers. Sein Gewicht würde mehr kaputtmachen als helfen. Eine Erdfräse und drei Schaufeln reichen aus - und sind kostengünstiger.

Zunächst entfernen wir die Grasnarbe mit einer Rasenschälmaschine. Dann wird das Grundstück mit der Fräse umgepflügt. Die so gelockerte Erde kann anschließend einfach mit Harke und Schaufel verschoben werden, um das Gefälle auszugleichen und eine gerade Fläche zu erhalten. Nach dem ersten Arbeitstag kann man die gewünschten Ebenen schon gut erkennen. Als die Gartenbauer in den Feierabend gehen, hinterlassen sie mir noch eine Lkw-Ladung Erde, die ich an den folgenden beiden Abenden auf dem Gelände verteile. Denn nicht nur beim Hausbau kann man mit Muskelhypothek Geld sparen, auch ich spare Lohnkosten für schaufelnde Gärtner. Zwei Tage später rücken die beiden Jungs wieder an, um die Eichenstufen zu legen und die Terrassenstruktur zu vollenden. Die 2,60 Meter langen und verdammt schweren Holzschwellen werden in ein labiles Fundament - ein Kies-Sand-Gemisch ohne Zement - gebettet. Durch die wenig aufwendige Verlegetechnik gibt es schnelle Fortschritte. Zum Mittag sind die unteren Elemente fertig. Die Augen meiner Frau glänzen vor Freude. Ihr Geschmack ist getroffen.

Nachdem auch die oberen Stufen verlegt sind, kann das Niveau angeglichen werden. Zwei Lkw-Ladungen Erde müssen wir noch zusätzlich aufbringen. An der Stelle für den Sandkasten heben wir schon mal ein Loch aus. Durch die neue Aufteilung des Geländes erscheint nun unser Grundstück wesentlich größer - ohne Rasen gleicht es jetzt aber eher einem Kartoffelacker als einem Spielgarten.

Das ändert sich am folgenden Samstag. 120 Quadratmeter Rollrasen werden angeliefert. Nun folgt eine Arbeit, die schnell ein sichtbares Resultat bringt. Nach knapp zwei Stunden habe ich den Acker tapeziert - so lässt sich das Verlegen simpel beschreiben. Ganz so simpel war jedoch meine Rasen-Berechnung nicht: Zum Schluss hatte ich rund 20 Quadratmeter zu viel. Beim Ausmessen habe ich offenbar zu viel aufgerundet, um auf Nummer sicher zu gehen. So erhält der untere Sitzplatz noch Wiese, den wir eigentlich übergangsmäßig mit Rindenmulch bedecken wollten, um abzuwarten, bis die Finanzen einen Holzboden zulassen würden. Der Rollrasen wird anschließend mit einer Handwalze bearbeitet und gut gewässert.

Um die erste Gestaltungsphase abzuschließen, baue ich noch den Sandkasten und peppe das alte Gartenhäuschen auf: abschleifen, grundieren und streichen. Durch einen Pastellton im Hintergrund sollte der kleine Garten, laut Landschaftsarchitektin Brigitte Röde, mehr Tiefe erhalten. Und so ist es auch.

Nun können wir entspannt die Geburt unserer Tochter erwarten, bis im Herbst das Grundstück von einem Staketenzaun aus Kastanienholz und einer Buchenhecke eingefasst werden soll - nicht zu vergessen die Rutsche von der Terrasse auf den Rasen, die für den nächsten Sommer geplant ist.