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TelefonaktionWenn Eltern sich scheiden lassen

Lesezeit 3 Minuten

Häufig beginne nur ein Partner, die Beziehung in Frage zu stellen. Der andere Partner werde von dem Trennungsgedanken überrascht.

Rund 187 000 Ehen endeten 2011 vor dem Scheidungsrichter. Tendenz seit Jahren steigend.

Stress, zu hohe Erwartungen, eine mangelnde Streitkultur und schlechte Kommunikationsmuster sehen Experten als Ursache für diesen Trend - der auch immer mehr Kinder betrifft. Waren es 1960 "nur" 67 000 minderjährige Kinder, deren Eltern sich scheiden ließen, sind es jetzt im Jahresdurchschnitt etwa 150 000 Jungen und Mädchen.

„Kinder brauchen Vater und Mutter und sie wollen, dass ihre Eltern zusammenbleiben. Eine Trennung der Eltern ist für Kinder immer schwer und stürzt sie häufig in eine für sie tiefe Krise“, sagt die Familientherapeutin Monika Hörter des Kinderschutz-Zentrums Köln.

Und diese Krise geht an vielen Kindern nicht spurlos vorbei, wie eine Langzeitstudie der Hamburger Sozialforscherin Anneke Napp-Peters ergab. Sie fand unter anderem heraus, dass 20 Prozent der Kinder in der Zeit nach der Trennung Sprachstörungen oder auch Magen-Darm-Störungen entwickelten. 25 Prozent zeigten anhaltende Verhaltensstörungen. Es zeigte sich darüber hinaus, dass 80 Prozent der Scheidungskinder nach 12 Jahren keinen Kontakt mehr zu dem getrennt lebenden Elternteil hatten.

Die wenigsten Trennungen sind einvernehmlich

Lassen sich solche Folgen für die Kinder vermeiden? Kann eine Trennung gelingen, bei der die Kinder möglichst wenig leiden und dauerhaft ein guter Kontakt zu beiden Eltern bestehen bleibt? „Trennung ohne Trauer, Verlust und Schmerz gibt es nicht“, betont Monika Hörter.

Aber es sei sehr hilfreich und heilend für Kinder, wenn sie spüren, dass sie trotz der Trennung sowohl Mutter und Vater lieben dürfen und weiter mit beiden in gutem Kontakt bleiben können.

Wenn es den Eltern darüber hinaus gelingt, sich nicht gegenseitig abzuwerten, sondern als Eltern weiter verantwortlich und zum Wohle des Kindes zusammen zu arbeiten, werden die Kinder dies als eine gute und wichtige Lebenserfahrung für sich nutzen können.

Das größte Hindernis auf dem Weg zu einer „guten“ Scheidung jedoch ist, dass die wenigsten Trennungen einvernehmlich sind.

„Die Phase der Trennung ist von einer zeitlichen Ungleichheit geprägt“, erklärt Sozialpädagogin Theresia Stamm von der Katholischen Beratungsstelle für Ehe, Familie und Lebensfragen in Porz. Häufig beginne nur ein Partner, die Beziehung in Frage zu stellen. Der andere Partner werde von dem Trennungsgedanken überrascht und fühle sich überrollt - und verletzt.

Familientherapeutin beim Kinderschutzbund und mit eigener Praxis.

Erreichbar unter: 02 21/ 777 003 2851

Diplom-Psychologe, Leiter Familienberatung CSH Mülheim.

Erreichbar unter: 02 21/ 777 003 2853

Sozialpädagogin, Beratungsstelle für Ehe, Familie und Lebensfragen Porz.

Erreichbar unter: 02 21/ 777 003 2853

Gemeinsam Eltern bleiben

Trotz allen Verletztseins - das durchaus nachvollziehbar sei - ist es für Diplom-Psychologe Dr. Thomas Köhler-Saretzki wichtig, dass die Eltern vor den Kindern nicht negativ über das jeweils andere Elternteil sprechen. Dadurch gerieten die Kinder in einen Loyalitätskonflikt.

Wichtig sei auch, dass man Kindern nicht lange eine Familienharmonie vorgaukelt. Sobald die Trennung unausweichlich ist, rät der Leiter der Familienberatung der Christlichen Sozialhilfe, mit ihren Kindern zu sprechen.

Am besten sei es, wenn beide gemeinsam mit dem Kind sprächen und ihm vor allem auch klar machten, dass es selbst keine Schuld an der Trennung hat. Für das Kind sei in der Folgezeit wichtig, dass sich beide Elternteile zuverlässig an getroffenen Vereinbarungen hielten, betont Köhler-Saretzki.

Vor allem bei sehr kleinen Kinder sei es etwa wichtig, dass sie regelmäßig Kontakt zu beiden Elternteilen hätten, um überhaupt erst eine positive Zuwendung zu beiden aufbauen zu können.

Experten am Telefon:

02 21/ 777 003 2851

Monika Hörter, Familientherapeutin beim Kinderschutzbund und mit eigener Praxis

02 21/ 777 003 2852

Dr. Thomas Köhler-Saretzki, Diplom-Psychologe, Leiter Familienberatung CSH Mülheim

02 21/ 777 003 2853

Theresia Stamm, Sozialpädagogin, Beratungsstelle für Ehe, Familie und Lebensfragen Porz