„Tagesschau“-TöneViel Trara ums „Ta-ta, ta ta ta taaa“

Mit diesem Logo begann die «Tagesschau» 1952 - seitdem hat es auch optisch einige Veränderungen gegeben. Foto: NDR
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Berlin – Die «Tagesschau» sei «pure Gewohnheit», man könne sie auch auf Latein vorlesen, sagte einmal der Pionier des deutschen Privatfernsehens, Helmut Thoma.
Diese resignierende Feststellung traf der ehemalige RTL-Geschäftsführer nach seiner gescheiterten Initiative, das Hauptabendprogramm der Privatsender um 20 Uhr gegen das ARD-Nachrichten-Flaggschiff starten zu lassen. Thoma lag mit seiner Erkenntnis richtig.
Weil die «Tagesschau» eben «pure Gewohnheit» ist, wird sie nur punktuellen Veränderungen unterworfen. Ein weiterer Schritt in der Entwicklung der 60 Jahre alten Sendung soll nun Ende des Jahres erfolgen. Der Studioumbau ist dann abgeschlossen, mit ihm verbunden sind eine nach 15 Jahren modernisierte Technik, HD-Tauglichkeit sowie ein neues Design und eine «angepasste Titelmelodie», wie es von der Redaktion ARD-aktuell in Hamburg heißt. Die «Tagesschau» wird bisher noch nicht in HD-Qualität aufgenommen.
Angepasst heißt aber nicht abgeschafft. «Die Sorge um das Ta-ta, ta ta ta taaa ist unbegründet», sagte der erste Chefredakteur, Kai Gniffke, am Dienstag nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung über die Veränderung der Erkennungsfanfare. «Wir "entsorgen" die Melodie nicht, sondern überarbeiten sie nur. Wie zuletzt in den Jahren 2005, 1997 und 1994. Dabei bleiben natürlich die Grundelemente der "Tagesschau"-Melodie erhalten, die sie so unverwechselbar machen», so Gniffke.
Die Überarbeitung der Sechs-Klang-Musik wird laut ARD der Komponist Henning Lohner übernehmen, der für die Firma Remote Control des Oscar-Preisträgers Hans Zimmer in Hollywood tätig ist. Die altbekannte «Tagesschau»-Melodie hatte ihre Premiere im Jahr 1956. Die Musik kommt aus der Komposition «Hammond-Fantasie» des Filmmusikers Hans Carste (1909-1971), die er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft schrieb. Der Musik und Jazzklarinettist Rolf Kühn bearbeitete das Stück und ließ es von einem Rundfunkorchester für die «Tagesschau» umsetzen.
Dass es sich bei der Sendung um ein Heiligtum handelt, bei dem gerade oberflächliche Veränderungen höchst sensibel vom Publikum wahrgenommen werden, hat die Geschichte immer wieder bewiesen. Nur ein Beispiel: Als Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991) 1974 aus seinem Sommerurlaub mit einem Schnurrbart zurückkehrte, weil er eine Schramme verdecken wollte, hagelte es Protestanrufe und -briefe. Der Schnauzer musste wieder ab. Nicht zuletzt angesichts solcher Empfindlichkeiten muss sich der neue «Tatort»-Darsteller Til Schweiger fragen, ob sein Vorschlag zur Abschaffung des Vorspanns in der ARD-Krimireihe sinnvoll ist.
Mahnende Worte kommen auch vom Experten. Marken dürfen nicht einfach so geändert werden. «Die "Tagesschau"-Melodie hat Markencharakter und ist bei den Menschen tief verwurzelt. Sie identifizieren damit im Fernsehen ein spezielles Angebot», sagte Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft. «Denn wenn Sie gewohnt sind, jeden Morgen im Schrank oben rechts die Kaffeetasse zu finden und die ist plötzlich nicht mehr an ihrer gewohnten Stelle, ist das ärgerlich und verwirrend.» (dpa)