Richtige Sorte, nicht verwässertMit diesen Kniffen gelingt der selbstgemachte Eistee
Köln/Nürnberg – Ist es heiß und kommt der Durst, ist meist Mineralwasser das Getränk der Wahl. Zwei bis drei Liter Trinkmenge pro Tag wird empfohlen. Doch bei dieser Menge kann Wasser allein etwas langweilig werden. Wer seinen Geschmacksnerven Abwechslung gönnen mag, spendiert sich einen selbst zubereiteten Eistee. Diese Vielfalt im Glas ist mit weniger Aufwand verbunden, als vielleicht vermutet.
Einfach einen Tee der Wahl kochen, ihn kalt werden lassen oder mit Eis rasch herunterkühlen und dann mit Zutaten nach eigenem Gusto aufpeppen - fertig ist die köstliche Alternative zu industriell hergestellten Fertiggetränken, die sich auch Eistee nennen.
Zu viel Zucker, kaum Frucht in Fertiggetränken
Bei denen monierte die Zeitschrift „Ökotest“ immer wieder „Zu viel Zucker, künstliche Süßstoffe, kaum Fruchtanteile und stattdessen Aromen aus dem Labor“. Hände weg, rät daher auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Bonn - zu hoch ist das Risiko für Übergewicht und die Entstehung von Karies.
Also ran, an die Eigenkreationen: Fast alle Tees lassen sich in Eistee verwandeln. Sie vertragen sich prima mit klein geschnittenem Obst wie Erdbeeren, Nektarinen, Litschis oder Zitronen, und auch mit frischen Kräutern wie Minze oder Rosmarin. Mit Blick auf Früchtetee empfiehlt Teehändler Alexander Poetsch aus Nürnberg allerdings Teesorten ohne Hibiskus, denn der schmecke säuerlich bei langer Ziehzeit.
Kreativer Input: Kräuter, Obst und Saft
„Früchtetees auf der Basis von Äpfeln oder Birnen eignen sich besser, diese Sorten bittern nicht nach“, sagt Poetsch. Sein Tipp: Früchtetees ohne Hibiskusblüten, aromatisierte Grün-, Schwarz- oder Rooibostees sowie generell minzehaltige Teemischungen. „Die aromatisierten Teesorten bringen mitunter schon eine Grundsüße mit und benötigen deshalb kaum bis gar keine Zusätze“, so Poetsch.
Der klassische Eistee ist übrigens ein Schwarztee, der mit Zucker oder verschiedenen Sorten Fruchtsirup abgeschmeckt wird. Populär machte die Idee, eisgekühlten Tee zu servieren, der britische Plantagenbesitzer Richard Blechynden, weiß Kyra Schaper vom Deutschen Tee- und Kräutertee Verband zu erzählen.
Findiger Kaufmann kam in St.Louis auf eiskalte Idee
Blechynden hatte 1904 als Leiter des „East India Pavillon“ auf der Weltausstellung im amerikanischen St.Louis den Auftrag, die Amerikaner für indischen Tee zu begeistern. Das schwül-heiße Klima in den US-Südstaaten, war nicht unbedingt dazu angetan, heiße Getränke zu verkosten. So kühlte der findige Kaufmann den heißen Schwarztee einfach herunter und der „Iced Tea“ erblickte das Licht der Welt.
Gleich mehrere Rezepte und Videos für Eistee sind auf der Website des Teeverbands zu finden, etwa der „Limetten-Zauber“, der grünen Tee mit Maracujasaft, Tabasco und Ingwer-Organgen-Limonade Eis zusammenbringt. „Hochgenuss, der in einer Viertelstunde zubereitet ist“, so Kyra Schaper.
Tonic Water oder Ginger Ale setzen Nuancen
Teesommelier Klaus Brühl aus Köln aus dem ehemaligen „Genuss-Studio“ kennt sich aus. Seinen Eistee-To-Go kocht er morgens frisch und verfeinert ihn je nach Lust und Laune. Er verwendet Kräuter- oder Früchtetees ebenso gerne wie schwarzen Tee oder die Teesorte „Earl Grey“ mit ihrem Bergamotte-Aroma.
Ingwer, Lemongras oder Minze ergänzen seine Eistee-Kreationen. „Zum Finish nehme ich gerne Tonic Water oder Ginger Ale, um Nuancen zu setzen“, verrät er. Ihm ist es wichtig, dass sein Eistee auch wirklich den Durst löscht und für Erfrischung sorgt, deshalb verwendet er keinen Zucker.
Doppelte bis dreifache Menge Tee sorgt für Aroma
Und wie wird der Tee am besten gekühlt? Wer faul ist, kocht eine Kanne Tee, lässt sie erkalten und stellt den Tee in den Kühlschrank oder gibt einige Eiswürfel ins Glas. Damit der Tee durch das Eiswürfelwasser nicht zu dünn wird, sollte der Tee in höherer Konzentration zubereitet werden, je nach Vorliebe zwei- oder dreimal so stark wie üblich. „Das bedeutet, wenn man üblicherweise vier Löffel Tee für eine Kanne Tee verwendet, sollte man nun acht bis zwölf Löffel verwenden“, so Alexander Poetsch.
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Alternativ wird eine Kanne mit vielen Eiswürfeln gefüllt. In diese wird der heiße, frisch zubereitete Tee gegossen. So kühlt der Tee schnell ab. Die so genannte „Schockkühlung“ sorgt dafür, dass die leuchtende Farbe und das frische Aroma des Tees bestehen bleiben. Klaus Brühl verweist zudem auf das „Cold Brew“-Verfahren, denn Tee kann auch mit kaltem Wasser aufgesetzt werden, dann muss man ihm allerdings Zeit gönnen, um sich zu entfalten.
Teeblätter können auch kalt aufgegossen werden
Dietmar Segl importiert unter anderem japanischen Grüntee. Der Tee-Reise-Blogger und Grüntee-Spezialist hat beobachtet, dass im heißen Süden Japans weitgehend kalt aufgegossener grüner Tee aus sehr feinen Teeblättern mit Eiswürfeln getrunken wird. Ihn begeistert der Geschmack, der in gewisser Weise „etwas roher oder purer ist, als wenn man die Blätter erst mit heißem Wasser aufgießt und dann abkühlt“.
Ein solcher japanischer Kaltaufguss-Tee hieße „Mizucha“. Bei der Zubereitung gäbe es allerdings etwas zu beachten. „Wenn man Teeblätter mit heißem Wasser aufgießt, dann sorgt dies dafür, dass die meisten Keime oder Bakterien abgetötet werden, die sich vielleicht in oder an den Teeblättern befinden„, so Segl.
Beim Aufguss mit kaltem Wasser, sei dies jedoch nicht der Fall. Daher sollte man sich unbedingt sicher sein, dass die Teeblätter sauber sind, so der Japan-Kenner. Auf der Onlineseite des Tee Kontors Kiel gibt es weitere Tipps zur Coldbrew-Zubereitung.