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Rheinland für Entdecker360 Meter purer Nervenkitzel auf der Geierlay-Brücke

Lesezeit 6 Minuten
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Die Geierlay-Brücke führt über den Mörsdorfer Bach – und ist ein tolles Ausflugsziel.

  1. Ein schwindelerregendes Faszinosum: Die Geierlay im Hunsrück ist eine der schönsten Hängeseilbrücken Europas.
  2. Wir sagen Ihnen, warum Sie diesen Ort als Ausflug einplanen sollten und verraten Ihnen, was es rund um die Geierlay noch alles zu sehen gibt.
  3. Gehen Sie mit uns auf Sommertour: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für viele Kurzurlaube in unserer Heimat.

Der Blick in die Tiefe ist faszinierend. Mitten auf der Brücke bleibt Frank Hirt stehen und beugt sich über das Geländer. Steil hinunter schaut er, ins gefühlte Nichts. Gut 100 Meter unter ihm fließt der Mörsdorfer Bach, den der 47-Jährige als Kind mit seinen Freunden im Sommer aufgestaut hat, um darin zu schwimmen. Für die Jungs war der kleine Bach damals ein großes Freibad. Von hier oben ist heute nur ein Rinnsal zu erkennen. Es liegt daran, dass sich die Perspektive enorm verändert hat: Von einer Hängeseilbrücke über das Tal hätte damals keiner der spielenden Jungs auch nur geträumt. Für Hirt ist sie heute wirklich ein Traum. „Die Geierlay-Brücke bietet die Möglichkeit, die ganze Schönheit des Hunsrücks kennenzulernen“, sagt er.

360 Meter lange Hängeseilbrücke über 100 Meter Tal

Die 2006 im Rahmen eines Dorferneuerungsprogramms entwickelte Idee klang verrückt: eine 360 Meter lange Hängeseilbrücke zu spannen über ein abseits liegendes, mehr als 100 Meter tief eingeschnittenes Seitental im Hunsrück, im vermeintlichen Niemandsland.

Die meisten Bürger im 700-Einwohner-Ort Mörsdorf vergaßen die Idee schnell wieder. Drei „Träumer“ jedoch behielten sie im Kopf. Drei Jahre später stellten Ingo Börsch, Hans-Peter Platten und der spätere Bürgermeister Marcus Kirchhoff die Pläne erneut im Gemeinderat vor. Und gewannen genug Befürworter für die Brücke, um aus der Idee ein Projekt werden zu lassen.

So kommen Sie zur Geierlay:

Anfahrt: Über die A61. Abfahrt Pfalzfeld Richtung B327 Hunsrückhöhenstraße – Richtung Kastellaun / Hermeskeil ab Kastellaun der Beschilderung nach Mörsdorf folgen.Parkplatz: Am Besucherzentrum in Mörsdorf, Kastellauner Straße 23 (gebührenpflichtig). Weitere Parkplätze am Sportplatz und im Gewerbezentrum.

Geheimtipp: der Parkplatz in Sosberg, Kirchweg 11. Von dort aus sind es noch 1,9 Kilometer zur Brücke. www.geierlay.de

Frank Hirt hatte als gebürtiger Mörsdorfer schon früh von der Idee der Hängeseilbrücke gehört. In den 1990er-Jahren initiierte der leidenschaftliche Läufer und Outdoor-Enthusiast im Ort einen Volkslauf, der für einige Jahre viele Teilnehmer anlockte. Die Strecke führte zwar nur an den Rand des Mörsdorfer „Canyons“, aber sie deutete das landschaftliche Potenzial der Region zumindest an. „Damals war an Trailwettkämpfe mit hohen Teilnehmerzahlen und die heutige Begeisterung für feste Wanderstrecken noch nicht zu denken“, erinnert er sich. Heute führt mit dem „Hubut“ im August ein ausgebuchter Langstrecken-Traillauf über die Brücke. Allein sechs Wanderstrecken unterschiedlicher Längen und Ansprüche binden die Geierlay unmittelbar mit ein.

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Viele fühlen sich auf der Geierlay geradezu schwerelos.

Die einzigartige Lage inmitten einer satten Naturlandschaft ist der besondere Clou dieser Brücke. Dazu der Blick in die Tiefe des „Geierlay-Canyons“. „Auf der Brücke kannst Du Dich auf einen Blick in den Hunsrück verlieben“, sagt Frank Hirt. Er hat das schon oft erlebt. Bei Besuchern aus den Niederlanden und Frankreich, aus Asien und Nord- und Südamerika. Manchmal tragen die Fremden überraschend hohe Absätze und feine Kleidung, doch fast alle haben ihr Handy für ein Selfie in der Hand. So unterschiedlich die Gäste sind – die Brücke berührt sie alle.

Wie ein Bauwerk aus Legosteinen

Ein bisschen wirkt die filigrane Brücke mit ihrer Laufbreite von nur 80 Zentimetern wie ein Bauwerk aus Legosteinen. Selbst Unerschrockene bleiben vor dem ersten Schritt auf die Bohlen aus Douglasienholz erst einmal stehen und schauen skeptisch. Wenn besonders viele Menschen gleichzeitig darauf stehen, schaukelt die Brücke sanft hin und her. Was völlig normal ist für eine Konstruktion wie dieser. Manche Besucher greifen in solchen Momenten hektisch zu den Geländerseilen, an denen ein Maschendrahtzaun als Absturzsicherung befestigt ist. Andere hangeln sich vorsichtig Schritt für Schritt vorwärts.

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Die Kastellauner Burg, in der Nähe der Geierlay, geht auf die Linie der Grafen von Sponheim in das 14. Jahrhundert zurück.

Für viele Besucher ist die Geierlay eine 360 Meter lange Mutprobe. Ein Nervenkitzel, eine Mischung aus mulmigem Gefühl und Begeisterung. Für Frank Hirt bedeutet die Brücke ein Stück Freiheit. Sein Blick geht über das dicht bewaldete Tal hinweg in die einzigartige Hunsrücklandschaft. Im Tal rauscht der kleine Bach seiner Jugend. In der Ferne drehen sich still einige Windräder, die morgens oft aus dem Frühnebel herausleuchten, später im Regenbogen funkeln oder im Abendlicht schimmern. „Seit es die Geierlay gibt, bin ich wieder viel häufiger in der Mörsdorfer Landschaft unterwegs.“

Auch kritische Stimmen um die Brücke

Genauso begeistert, wie er seine Familie regelmäßig mit zur Brücke nimmt, erzählt er seinen Kunden im Sport- und Outdoorgeschäft in Kastellaun von dem puristischen Erlebnis Geierlay. „Mörsdorf ist zu einem Magneten des Tourismus geworden“, schwärmt er. Durch die Brücke habe die Landschaft mit ihren vielen Wegen an Reiz gewonnen – und auch der Ort selbst. Hirt weiß selbstverständlich um die kritischen Stimmen, die das ehrgeizige Projekt, die hohe Zahl an Gästen und die „Brücken-Träumer“ begleiten, aber er sieht vor allem die positiven infrastrukturellen Effekte: Cafés im Ort, gut gebuchte Ferienwohnungen, Gaststätten, ein stark frequentiertes Besucherzentrum und hohe Einnahmen für die Gemeinde.

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Für Frank Hirt aus Mörsdorf ist die Geierlay-Brücke ein Ort der Ruhe – trotz ihrer vielen Besucher.

Der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz spekulierte vor der Eröffnung der 1,3 Millionen Euro teuren Brücke, dass allenfalls 7000 Besucher pro Jahr kommen würden. Und verbuchte das Projekt schon vorab als krasse Fehlinvestition. Aber bereits zur Einweihung am 3. Oktober 2015 kamen rund 4000 Gäste, in der ersten Woche waren es rund 30 000, im ersten Jahr mehr als 335 000. „Seitdem haben wir in der Region eine deutliche Steigerung an Tagestouristen“, sagt Gadah Shatanawi, Leiterin der Tourist-Information Kastellaun. Davon profitieren nicht nur Gastronomen, sondern auch die Gemeinden und der Einzelhandel.

875 000 Besucher im Jahr

Für Frank Hirt ist die Brücke nach wie vor auch ein Platz, an dem er zu innerer Ruhe findet – trotz der inzwischen fast 875 000 Besucher pro Jahr. „Es ist ein Ort, um Kraft zu schöpfen“, sagt er und lauscht dem Rauschen des Baches im Tal. Als er in Mörsdorf einst mit einem Lauftreff begann, waren die steilen Rampen des „Geierlay-Canyons“ für viele eine Herausforderung. Heute verleihen sie der Hängeseilbrücke ihren einzigartigen Charakter. Das „Wow-Gefühl“ der Geierlay ist ein Grund, den Hunsrück lieben zu lernen.

Ausflüge und Tipps rund um um die Geierlay:

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Für Wanderer:

Unweit von Mörsdorf gehört der 13,9 Kilometer lange Masdascher Burgherrenweg in Mastershausen zu den schönsten Rundwegen Deutschlands, ebenso die Traumschleife Baybachklamm, die ab Beltheim-Heyweiler auf 10,5 Kilometern in die Wildromantik eines Hunsrücker „Canyons“ entführt.Infos und Angebote bei der Tourist-Information Kastellaun, Tel. 06762 401873 oder 06762 401698. Die TI unterhält am Brücken-Besucherzentrum in Mörsdorf einen Infopunkt (April bis Oktober täglich 10 bis 16 Uhr).

Für Familien:

LP Geierlay Bild 3 Werner Dupuis

Tier-Erlebnisparks in Bell

Lohnend ist der Besuch des Tier-Erlebnisparks in Bell (Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen 10 bis 18 Uhr). In dem 2015 eröffneten Park leben Huskys, Kattas, Papageien, Reptilien, Wald- und Bauernhoftiere sowie drei Sibirische Tiger und zwei Pumas. Neben einem umfangreichen Programm sorgen Spielmöglichkeiten für Kinder für Abwechslung. Im Restaurant gibt es am Sonntag auf Anfrage ein Frühstücksbüfett. Höhepunkt im Winter: das Dinner-Erlebnis-Varieté. www.tier-erlebnisparkbell.de

Für Naturfreunde:

Der Kyrillpfad in Kastellaun thematisiert die Auswirkungen des Orkans „Kyrill“ im Januar 2007 sowie den Klimawandel. Er ist Teil eines Walderlebnisparks am Stadtrand. Hier locken ein Barfußpfad sowie ein Hochseilgarten.www.waldabenteuer.de

Für Ausdauersportler:

Im August findet der Hunsbuckel-Trail, der „Hubut“ statt. Verschiedene Strecken stehen zur Auswahl. Die längste mit mehr als 60 Kilometern führt über die Hängeseilbrücke. www.hubut.de

Für historisch Interessierte:

Die Geschichte der Stadt lässt sich im „Haus der regionalen Geschichte Kastellaun“ in der Burg Kastellaun erkunden (März bis Oktober Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen 12 bis 17 Uhr). In der nahen Kreisstadt Simmern bietet das Hunsrück-Museum wechselnde Ausstellungen, außerdem einen Einblick in die Geschichte des Hunsrücks und in die Sammlung des Malers Friedrich Karl Ströher (Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, am Wochenende 14 bis 17 Uhr). www.hunsrueck-museum.de

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