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Retten Sie Ihre Haut!Wie Sie Sonnenbrand-Fallen leicht erkennen

Lesezeit 6 Minuten
Sonnenschirm

Sonnenschirm genügt nicht als Schutz vor UV-Strahlen.

Unter dem Sonnenschirm lauert eine ganz gemeine Sonnenbrand-Falle: Selbst hier im Schatten gibt es nämlich noch jede Menge UV-Strahlung, die zu einem dicken fetten Sonnenbrand führen kann. Wissenschaftler der spanischen Universität Valencia haben in ihrer Studie bis zu 34 Prozent ultraviolette Strahlen unter einem Sonnenschirm nachweisen können, obwohl der Stoff des Schirmes selbst nur etwa 5 Prozent Strahlung durchließ. Wie kann das sein? Studienleiter José Antonio Martinez Lozano kennt die Antwort: „Die Strahlung gelangt von den Seiten her unter den Schirm.“

Wissenswertes

Sonnenbrand: Ein Sonnenbrand ist mehr als nur ein bisschen rote Haut. Medizinisch gesehen handelt es sich hierbei um eine handfeste Entzündung der Haut, die mit folgenreichen DNA-Schädigungen einhergehen und sogar zu Hautkrebs führen kann. Beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter weiß man: „Die Wirkungen der UV-Bestrahlungen im Laufe des Lebens addieren sich. Jeder Sonnenbrand ist deshalb als besonders schädlich zu bewerten.“

UV-Strahlung (laut Schweizer Bundesamt für Gesundheit in Bern): UV-Strahlen können – ohne dass wir dabei ein Hitzegefühl verspüren – die Zellen beschädigen und in kurzer Zeit Verbrennungen auf der Haut und Augenschäden verursachen. Längerfristig führt zu intensives Sonnenbaden zu vorzeitiger Hautalterung, höherem Hautkrebsrisiko (Melanom) oder zu grauem Star.

Es werden drei Typen von UV-Strahlen unterschieden: UV A (320-400 nm): 95 Prozent der UV-Strahlen, die auf die Erdoberfläche auftreffen. UV B (280-320 nm): Fünf Prozent der UV-Strahlen, die auf die Erdoberfläche auftreffen. Sie führen fast 1000-mal schneller zu einem Sonnenbrand. UV C (100-280 nm) werden in der Atmosphäre absorbiert und gelangen nicht auf die Erde.

Lichtschutzfaktor: Der Lichtschutzfaktor (LSF) ist ein Wert, der angibt, um wieviel länger man nach dem Auftragen einer Sonnenschutzcreme in der Sonne verweilen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Fachleute sprechen hier von der sogenannten „Erythemschwelle“.

Der natürliche Eigenschutz der Haut sorgt dafür, dass ein Mitteleuropäer ganz ohne jeden Sonnenschutz etwa zehn bis maximal dreißig, vierzig Minuten (je nach Hauttyp) in der Sonne bleiben kann, ohne sich einen Sonnenbrand zu holen.

Vor allem hellhäutige Menschen mit blondem bzw. roten Haar oder auch vielen Muttermalen sollten sich mit anfänglich aber mit nur zehn Minuten am Tag begnügen, während dunkelhäutigere Personen mit braunem oder schwarzem Haar auch gleich zu Beginn der Sonnensaison meist ein paar Minuten länger aushalten können, ohne gleich puterrot zu werden.

Diese Zeiten können nun mit dem Lichtschutzfaktor multipliziert werden. Das heißt: Ein hellhäutiger Mensch, der normalerweise nur zehn Minuten in der Sonne ohne Sonnenbrand verbringen kann, erhöht mit einer Creme mit dem Lichtschutzfaktor zehn die Zeit für das Sonnenbad auf 10 x 10 Minuten, so kann er mit ausreichend Schutz also gute eineinhalb Stunden bleiben.

Unsere Umgebung reflektiert das Sonnenlicht nämlich auch in den Schatten hinein, ja sogar bis unter den Sonnenschirm. „Albedo“ (lat. „Weiße“, „Helligkeit“) nennen Experten dieses Rückstrahlungsvermögen, das ganz beachtliche Ausmaße annehmen kann, und so für so manchen Sonnenbrand verantwortlich ist. Hans Häckel geht davon aus, dass „trockener Sand das Sonnenlicht zu etwa dreißig bis fünfundvierzig Prozent reflektiert, Wiesen und Gärten zu ca. zwanzig bis dreißig Prozent und schwarzer Asphalt noch im Bereich von fünf bis zehn Prozent.“ Beim Reflektionsvermögen des Wassers kommt es dem Münchener Meteorologen nach sehr auf den Sonnenstand an, bzw. auf den Winkel, in dem die Sonnenstrahlen auf das Wasser auftreffen. „Bei einer Sonnenhöhe von 90 Grad werden etwa drei bis sechs Prozent der Strahlen reflektiert, bei nur fünf Grad Sonnenhöhe sind es etwa 80 Prozent.“ Wirklich sicher ist man vor einem Sonnenbrand also auch im Schatten nicht, schon gar nicht direkt am Meeressandstrand.

Auch Pool und Meer sind trügerische Fallen

Und wie sieht es im Wasser aus? Hier schwimmt schon die nächste Sonnenbrand-Falle, die besonders gefährlich ist, weil man im kühlen Nass die Hitze der Sonne nicht so sehr spürt und sich so in trügerischer Sicherheit wähnt. UV-Strahlen tauchen nämlich auch tief in das Wasser ein und können somit gerade Badenden, Schwimmern und Schnorchlern gefährlich werden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass noch etwa die Hälfte der UV-B-Strahlung und ca. drei Viertel der UV-A-Strahlen bis in eine Wassertiefe von einem Meter vordringen können.

Aber auch im Gebirge sieht es nicht viel besser aus. Hier lauert so manche unterschätzte Sonnenbrand-Falle, weiß man beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit in Bern (BAG) und rät Bergtouristen sich gut gegen UV-Strahlung zu schützen. Die Strahlungsintensität nimmt nämlich mit der Höhe zu. „Im Gebirge ist die Atmosphäre dünner. Der UV-Index steigt pro 1000 Höhenmeter um etwa zehn Prozent.“ Wer nun meint, bei bedecktem Himmel bestehe keine Gefahr, wird durch das BAG eines Besseren belehrt: „Wolken schwächen die UV-Strahlung nur wenig ab. Eine leichte Wolkendecke in der Höhe reduziert die UV-Strahlung auf der Erde nur um fünf bis zehn Prozent. Eine dicke Wolkendecke auf mittlerer Höhe reduziert die UV-Strahlenintensität um dreißig bis siebzig Prozent.“

Trotz wasserfestem Schutz nachcremen

So oder so: Es gilt also, sich vor Sonnenbrand zu schützen. Aber genau hier lauern auch schon die nächsten Sonnenbrand-Fallen. Bei den Sonnencremes kommt es nämlich nicht nur auf einen möglichst hohen Lichtschutzfaktor an, sondern auch auf die richtige Menge, die aufgetragen wird. „Verbraucher verwenden nur etwa die Hälfte der notwendigen Menge“, weiß man bei der EU-Kommission und empfiehlt: „Um den durch den Lichtschutzfaktor angegebenen Schutz zu erreichen, muss eine Menge von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Dies entspricht etwa 36 Gramm (6 Teelöffel) Sonnencreme für den Körper eines Erwachsenen.“ Damit aber nicht genug. Nach dem Schwimmen und Abtrocken muss natürlich nachgecremt werden, paradoxerweise auch bei wasserfesten Produkten, denn einen hundertprozentigen Schutz über den gesamten Tag bieten auch sie nicht. Wasserfest ist ein Sonnenschutzmittel laut Vereinigung der europäischen Kosmetikindustrie (GOLIPA) in Brüssel nämlich immer dann, „wenn nach einem zweimaligen 20-minütigen Bad in bewegtem Wasser noch 50 Prozent des Schutzes zu Verfügung steht.“ Apropos nachcremen: Es ist übrigens ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, dass man durch das Nachcremen den Lichtschutzfaktor erhöhen könne. Das ist nämlich leider nicht möglich. Selbst die Zeit, die durch das Eincremen gewonnen wird, ist mit Vorsicht zu genießen, meint man beim Deutschen grünen Kreuz (DgK) in Marburg: „Je nach Höhe des Lichtschutzfaktors lässt sich eine maximale Zeit der Bestrahlung errechnen, ehe ein Sonnenbrand eintritt (Erythemschwelle). Zu chronischen Lichtschäden und vorzeitiger Hautalterung kann es jedoch schon viel früher kommen, und zwar nach etwa 60 Prozent der ermittelten Zeitspanne.“

Und noch eine Sonnenbrand-Falle, in die viele Sonnenanbeter hineintappen: Ohren, Nase und Füße werden beim Eincremen nämlich oft vergessen. Den besten Tipp gibt es aber ganz zum Schluss, hier sind sich alle Experten einig: Die intensive Mittagssonne zwischen 11 Uhr und 15 Uhr sollte man am besten ganz meiden. Wer den Fallen einfach aus dem Weg geht, kann ganz leicht seine Haut retten.