Badisches trifft auf BalkanAnwalt und Koch krempeln beliebtes Kölner Lokal um
Das Kölsch mit einer optimalen Trinktemperatur von sechs Grad ist schnell gezapft und schmeckt vorzüglich. Die Gastronomie war schon immer die Leidenschaft von Matthias Hannappel. Nun will er mit seinem Kompagnon Alil Idic eine Traditionsgaststätte neu beleben.
Der 57-jährige Familienvater pachtete mit Idic im August 2020 die Gaststätte Alt-Weiss – eine Rückkehr in alte Gefilde in zweifacher Hinsicht: 20 Jahre leitete Hannappel in Sürth eine Anwaltskanzlei.
Seine Leidenschaft war allerdings immer die Gastronomie. „Als Rechtsanwalt bringt man nicht immer nur Freude. Jetzt gebe ich etwas zurück. Nachdem ich die Familie damit durchgebracht habe, mache ich jetzt das, worauf ich wirklich Lust habe“, sagt der dreifache Familienvater über die Gaststätte, in der Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Es ist auch eine Rückkehr in das Lokal, das seine Mutter Maria im September vor 50 Jahren auf eigenem Grund und Boden neben der Autowerkstatt der Familie unter gleichem Namen eröffnete.
Koch und Anwalt tun sich in Köln zusammen
Es war ein gutbürgerliches Restaurant, das die rüstige Dame bis 1982 führte. Danach war es durchgehend verpachtet, zuletzt an Jörg Blöck, der mit seiner Lebensgefährtin Uschi Seigner nun das Sürther Bootshaus betreibt. „Für uns war die Übernahme des Alt-Weiss eine Hauruck-Entscheidung“, sagt Hannappel. Zehn Jahre half er, mitunter parallel zur Kanzlei, seiner Frau in Ostheim in ihren Schwarzwald-Stuben aus, ehe seine Frau 2018 aus gesundheitlichen Gründen das Restaurant aufgeben musste.
Was Hannappel aus der Zeit mitgenommen hat, ist die Liebe zu ihren heimischen Wurzeln. „Das war der Anfang vom badischen Einfluss“, erzählt er. Während dieser Zeit lernte er seinen jetzigen Geschäftspartner Alil Idic kennen und schätzen, der in den Schwarzwald-Stuben als Koch arbeitete.
Die beiden wollten auf jeden Fall eine gemeinsame Gaststätte eröffnen. „Das war schon immer mein Traum“, sagt auch Idic. Lange suchten die beiden zunächst nach einer Gastronomie in und um Ostheim herum. Und dann kam die Gelegenheit, die ungewöhnliche Küchenkombination im Elternhaus in Weiß anzubieten.
Moderne Küche in saniertem Gemäuer
Was zunächst schräg klang, hat sich mittlerweile über das Dorf hinaus ein eigenes Stammpublikum erkocht. „Beide Küchen sind natürlich sehr „fleischlastig“, aber wir haben natürlich auch vegetarische Komponenten“, sagt Idic.
Gerade mal 27 Jahre ist der dreifache Familienvater und gelernte Koch alt. „Seine Kochkapazitäten sind noch lange nicht ausgespielt, wir wollen noch hochwertiger werden“, merkt Hannappel an. Man merkt, die beiden sind ein eingespieltes Team.
Hannappel steht am Tresen, während sein jüngerer Geschäftspartner die Küche führt. Neben badischen und Balkanspezialitäten wird saisonal und auch mit einer wechselnden Wochenkarte gearbeitet. Derzeit gibt es neben Zürcher Geschnetzeltem auch viele Pilzgerichte. Auf Gans wollen sie aufgrund der aktuellen Preislage allerdings verzichten.
Der junge Partner bringt moderne Einflüsse mit in die Gaststätte, die vieles aus der ursprünglichen Zeit beibehalten hat. So ist von der damaligen Einrichtung noch einiges vorhanden, der Bartresen mit dem Bierfass etwa, ist noch genauso wie vor 50 Jahren. Einige alte Möbel wurden entfernt. Gerade mal vor drei Jahren hatte Maria Hannappel Boden und Wände aufwendig neu sanieren lassen.
Stammgäste und neue Kundschaft zieht es in das Kölner Restaurant
Der Barbereich mit seinen elf Tischen wirkt hell und modern, der anliegende Veranstaltungsraum, der gut 40 Gästen Platz bietet und separat angemietet werden kann, wurde hell gestrichen. Neben einem neuen Publikum finden viele Stammgäste zurück.
Die örtliche Karnevalsgesellschaft, die Kapelle Jonge, hat die Gaststätte wieder zu ihrem Vereinsheim deklariert. „Auch wenn wir keinen Frühschoppen anbieten. Das wollen wir nicht“, sagt der Gastronom, dem dies aus Kindheitstagen noch in Erinnerung geblieben ist. Stattdessen setzt er auf persönliche Ansprache und Gastfreundschaft. „Wir wollen den Gästen eine kleine Auszeit bieten“, so Hannappel.Und die möglichst auf Badisch: Neben Gaffel gibt es das badische Rothaus Bier frisch vom Fass.
Das werde ebenso goutiert wie die Weine vom Kaiserstuhl. Auch die Schnäpse kommen aus dem Süddeutschen. Gerne macht der Gastronom Werbung für den Topinambur-Schnaps aus dem Schwarzwald. Die Großmutter seiner Frau trinke jeden Abend davon ein Glas als Medizin. „Und die ist immerhin jetzt 109 Jahre alt geworden“, wirbt Hannappel.Es gibt aber auch die bekannten Klassiker wie Kirsche, Mirabelle, Himbeere oder Zwetschge.
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Die beiden arbeiten derzeit noch die meiste Zeit selbst, mit nur wenigen Aushilfen. „Wir sind noch im Sparmodus, aber zuversichtlich, wenn es weiter so läuft wie jetzt“. Die anstehende Jahreszeit kommt den Geschäftspartnern jedenfalls entgegen. „Dann ist unsere Küche genau die Richtige“, sagt Idic.