Süleyman Samae nahm eine unerwartete Chance wahr, die ihm sein Restaurant in der Südstadt rettete: „Es ging um Leben und Tod.“
Restaurant in KölnWarum das „Nava“ schon kurz nach der Eröffnung hunderttausende Fans hat
Dem Gastronomen Süleyman Samae ist die Überraschung ins Gesicht geschrieben. „Wir haben dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir sind nicht nur hier, weil das Essen super ist.“ Mit diesen Worten unterbreitete Maximilian Kolb, im Internet als Foodblogger maxxpane“ bekannt, Samae ein Angebot: Sein Lokal in der Elsaßstraße soll von „A bis Z auf Vordermann“ gebracht und das Restaurant damit „gerettet werden“. Dafür sollte sich Samae bei dem Prozess von Kameras begleiten lassen, woraus anschließend eine Serie entsteht. Trotz einiger Bedenken ließ sich der 45-Jährige auf die Gelegenheit ein: „Es war sehr schwierig, erst war ich nicht so überzeugt. Ich bin kein Mensch, der vor der Kamera steht, sondern agiere eigentlich im Hintergrund.“ Dass Samae trotzdem dem Videoprojekt zusagte, war für ihn alternativlos: „Ich habe dem Ganzen eine Chance gegeben, weil es um meine Existenz ging. Für den Betrieb ging es um Leben und Tod.“
Wie konnte es so weit kommen? Das in der Nähe des Chlodwigplatz gelegene Lokal gibt es bereits seit 2004, damals eröffnete Samae das Restaurant „Kabul“. Ein authentisches afghanisches Restaurant in der Südstadt - das lockte viele Kunden in die Gaststätte und es lief „jahrelang super“, wie Samae betont. Doch nach 16 Jahren erfolgreicher Arbeit breitete sich 2020 das Corona-Virus aus. Von der vorübergehenden Schließung und den Auswirkungen der Maßnahmen erholte sich das „Kabul“ nicht: „Wie bei vielen Gastronomen lief es auch bei mir in dieser Zeit nicht gut.“
Ab September 2022 versuchte Samae mit einem neuen Konzept wieder mehr Leute zu überzeugen. Statt „Kabul“ hieß das Lokal nun „S-Bar“, zudem wurde nun auf mediterrane Häppchen und eine große Weinauswahl gesetzt. Doch auch mit dem neuen Design gelang dem Gastronomen nicht die Kehrtwende zurück zu wirtschaftlich erfolgreicheren Zeiten.
„Nava“ in der Kölner Südstadt: Youtuber war die Rettung
Dann besuchte Max Kolb das Restaurant. Der Wahlkölner produziert Videos rund um die Themen Essen, Gastronomie und Kochen. Und das mit Erfolg: allein auf YouTube folgen ihm 1,44 Millionen Menschen. Für eine Videoserie, vergleichbar mit Fernsehformaten wie „Raue - der Restaurantretter“ oder „Rosins Restaurant“, war er auf der Suche nach einem passenden Lokal, welches externe Hilfe gebrauchen kann - und sich dabei filmen lässt. „Er hat mehrere Restaurants getestet und gesagt, dass bei mir das Essen eine andere Hausnummer ist. Der Laden war zu der Zeit nicht voll. Er hat gemeint, dass er mich unterstützt und etwas unter die Arme greift“, erzählt Samae von der Zusammenarbeit.
Aus dieser Zusammenarbeit entstand das Ende August 2024 neu eröffnete Restaurant „Nava“. „Wir sind eine Mezze-Tapas-Wein-Bar“, erklärt Samae das Konzept. In dem hell eingerichteten Laden können Kunden verschiedene orientalisch-mediterrane Tapas und Beilagen bestellen. Neben raffinierten Dips stehen Spezialitäten wie Lammspieße, hausgemachte Teigtaschen oder gebratene Aubergine auf der Karte. Eine geräumige Bar befindet sich in dem Lokal, das „Nava“ bietet eine große Auswahl an Weinen und Cocktails. „Wir wollen den Gast mit guter Qualität, frischen Zutaten und einem ausgezeichneten Service überzeugen“, sagt Samae. Bis zu 32 Gäste finden Platz in der Gaststätte.
Zusammenarbeit mit Kölner Sternekoch Maximilian Lorenz
Die Neugestaltung der „S-Bar“ zum „Nava“ ist in neun Videofolgen dokumentiert. Neben einem kompletten Umbau der Gaststätte gehörte dazu auch eine Neukonzeption des Menüs. Dafür traf sich Samae mit dem Kölner Sternekoch Maximilian Lorenz: „Es war super, mit ihm zu arbeiten. Ich habe mich bei ein paar Sachen von ihm inspirieren lassen“, erzählt Samae und fügt lachend hinzu: „Er konnte auch ein bisschen von mir lernen. Mein braun-würziger Reis ist schon speziell.“
Mehrere hunderttausende Aufrufe verzeichnen die einzelnen Videofolgen, die Kommentare zu Samae und seinem Auftreten sind ausnahmslos positiv. „Ich werde häufiger auf der Straße erkannt“, erzählt der in Afghanistan geborene und im Bergischen Kreis aufgewachsene Samae. „Viele junge Leute haben das Video gesehen und kommen mit ihren Eltern zu uns“, sagt er.
Seit der Neueröffnung vor wenigen Wochen sei die Gaststätte gut besucht, sagt Samae, der gleichzeitig Inhaber, Koch und Kellner ist. Er sei zufrieden mit der Resonanz. Trotzdem legt er sich nicht darauf fest, ob jeder Gastronom an einem solchen Videoprojekt teilnehmen soll: „Das ist jedem seine eigene Sache. Ich bereue es auf jeden Fall nicht.“ Anfang November erschien die letzte Folge der Videoreihe - es ist also davon auszugehen, dass in nächster Zeit noch mehr Gäste kommen und das Gesehene selbst testen wollen. Allerdings dann ohne Kamera oder externe Hilfe, Süleyman Samae steht jetzt voll auf seinen eigenen Beinen: „Es ist wie ein Baby, was gerade krabbeln und gehen lernt. Mein Ziel ist es, dass das Nava sich in der Südstadt etabliert.“
„Nava“, Elsaßstraße 32 (Südstadt), Montag bis Samstag ab 18.30 Uhr, Tel.: 0221 9311139.
Aus der Karte
Fetakäse-Dip mit Petersilie, Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Peperoni; 5,90 Euro.Gebratene Aubergine mit Tomaten und Paprika in Knoblauch-Quark-Tomaten-Sauce; 6,50 Euro.Lammspieß, gegrillt und mariniert mit Aioli-Basilikum-Dip; 9,90 Euro.Brauner Basmati-Reis zubereitet mit Karotten, Pistazien, Mandeln und Rosinen; 6,90 Euro.