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Westafrikanische Küche in Köln„Just Try Afro Soul Food“ - Träume geschnitzt aus Yams-Wurzel

Lesezeit 4 Minuten
Herzliche Gastgeberin: Edith Oeynhausen-Iyamu betreibt„ Just Try West Afro Soul Food“ mit ihrem Ehemann Ricky Tomson-Ogbebor.

Herzliche Gastgeberin: Edith Oeynhausen-Iyamu betreibt„ Just Try West Afro Soul Food“ mit ihrem Ehemann Ricky Tomson-Ogbebor.

Die Geschichte des Betreiber-Ehepaars ist eine über Träume, Fleiß und Glauben. Und sie begann mit einem Tiefkühl-Produkt.

Wer das Restaurant auf der Venloer Straße betritt, für den geht die Sonne auf. Die Sonne, das sind Edith Oeynhausen-Iyamu und ihr Ehemann Ricky Tomson-Ogbebor, die Betreiber von „Just Try West Afro Soul Food“. Im Lokal auf der Ecke an der Äußeren Kanalstraße geht es den beiden um weit mehr als nur um Essen. „Wir möchten, dass unsere Gäste uns glücklicher wieder verlassen, als sie gekommen sind“, sagt die Gastgeberin.

Und ihr Ehemann ergänzt: „Wenn ich sehe, wie jemand hier hereinkommt und ein Gesicht zieht, dann ist es meine Aufgabe, dass er wieder bessere Laune bekommt.“ Und tatsächlich scheinen die beiden dafür eine Gabe zu haben. Es funktioniert wirklich. Dazu trägt die überbordende Herzlichkeit der beiden bei. Aber natürlich auch das Essen.

Fufu mit saftigem Hähnchen und Erdnuss-Soße.

Fufu mit saftigem Hähnchen und Erdnuss-Soße.

Geboren ist das Ehepaar in Nigeria, die Küche bei „Just Try West Afro Soul Food“ deckt aber, wie der Name schon sagt, deutlich mehr Regionen des Kontinents ab. Einflüsse kommen aus Ghana, Kamerun oder von der Elfenbeinküste.

Auf der Karte stehen Wraps, Eintöpfe, der traditionell afrikanische Jollof-Reis mit Erbsen und Schmortomaten-Soße oder das nigerianische Fufu, ein Brei aus gestampfter Yams-Wurzel. Der wird mit den Händen gegessen und kommt zum Beispiel mit saftigem Hähnchen und Erdnuss-Soße auf den Teller.

Ricky Tomson-Ogbebor

Ricky Tomson-Ogbebor

„Just Try Afro Soul Food“ in Köln: Alles begann mit Pommes aus Yams-Wurzel

Und dann sind da noch die Pommes aus Kochbanen und die aus Yams-Wurzel, die im Grunde den Startpunkt der Geschichte des Restaurants darstellen. Es ist eine Geschichte über Träume und darüber, dass man mit dem nötigen Willen, Fleiß und Glauben an sich selbst, im Falle von Ricky Tomson-Ogebebor aber auch an Gott, vieles erreichen kann. „Manchmal kann ich es fast nicht glauben, wenn man sieht, wie wir angefangen haben.“

Viel Rühr-Arbeit: Edith Oeynhausen-Iyamu bei der Fufu-Zubereitung.

Viel Rühr-Arbeit: Edith Oeynhausen-Iyamu bei der Fufu-Zubereitung.

Vor vielen Jahren hatte sich Ricky eine Frage gestellt: Warum gibt es keine afrikanischen Produkte im Supermarkt? Weil er keine Antwort fand, entschloss er sich, selbst die Antwort zu sein und daran etwas zu ändern. Die nächste Frage: Was für ein Produkt könnte auch den deutschen Gaumen ansprechen?

„Da kam ich auf die Pommes. Jeder in Deutschland liebt Pommes.“ Und so begab sich der Koch an die Entwicklung seiner Yam Fries. Zwei Jahre lang experimentierte er in seiner Küche, bis das Produkt, Fritten aus der Yams-Wurzel, marktreif war. In den Kölner Afro Shops stießen die Tiefkühl-Pommes unter dem Namen „Mr. Yam“ auf viel Liebe, bei den Einkäufern der großen Einzelhändler war dagegen nichts zu holen.

Die Kraft weiterzumachen, zog Ogbebor vor allem aus den Reaktionen der Käuferinnen und Käufer. Einmal fuhr er bis nach Essen, um eine Bestellung über zwei Beutel Pommes abzuliefern. „Die Benzinkosten waren höher als der Umsatz. Da war mir klar, dass ich einen anderen Weg gehen muss.“

Westafrikanisches Restaurant in Köln: Vom Food Truck über den Imbiss zum Restaurant

Dieser Weg war der Food Truck, mit dem Ricky 2017 erst vor der Rewe-Zentrale und dann auf dem Netto-Parkplatz an der Oskar-Jäger-Straße startete. Es war ein Standort ohne jeglichen Glamour, dennoch begann dort ein Erfolgsgeschichte. Mittags rannten die Arbeitenden aus den Büros der Lichtstraße und den angrenzenden Filmstudios ihm die Bude ein, nachmittags ging es mit dem Liefergeschäft weiter.Neben den Fritten erweiterte der Koch – immer mit der Unterstützung seiner Frau Edith – das Angebot um verschiedene Afro-Burger.

Und nach und nach entwickelte Ogbebor den nächsten Traum: nach drei Jahren auf dem Supermarkt-Parkplatz sollte ein festes Ladenlokal her, das er schließlich auf der Subbelrather Straße fand. Die Eröffnung mitten im ersten Corona-Lockdown kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. „Wir hatten Sorge, dass wir das nicht überleben, aber mit Gottes Hilfe haben wir es geschafft. An vielen Tagen waren wir durch das Abhol-Geschäft komplett ausverkauft.“

Der Jollof-Reis mit Hähnchen.

Der Jollof-Reis mit Hähnchen.

Auch wenn der Platz im kleinen Imbiss begrenzt war, wuchs die Karte: Das Geschäft lief fast fünf Jahre gut, bis erneut der Wunsch nach mehr aufkam. Es war der Wunsch, nach mehr Platz, um auch größere Gruppen empfangen zu können. „Dafür ist Essen doch da. Es bringt Menschen zusammen“, sagt Ricky. „Und wieder hat Gott mir den Wunsch erfüllt.“ 2024 eröffnete das Restaurant in auf der Ecke Venloer Straße/Äußere Kanalstraße.

Mit ihren Träumen ist das Ehepaar damit aber längst nicht am Ende. „Ich suche zusätzlich einen Platz in der Innenstadt, zum Beispiel auf der Schildergasse“, sagt Ogbebor. „Dort möchte ich nur Yam Fries und die Kochbannen-Fries anbieten. Das bleibt für mich unser Hauptprodukt.“

Und auch für das Restaurant gibt es weitere Pläne, die aber nur mit mehr Personal umsetzbar wären: Afro-Pizza zum Beispiel oder Afro-Tapas. Mit dem Träumen werden Ricky Tomson-Ogbebor und Edith Oeynhausen-Iyami so schnell nicht aufhören.

Just Try West Afro Soul Food, Venloer Straße 567, Dienstag bis Sonntag ab 15 Uhr, 0221 99554967, www.just-try-afro-soul-food.de


Aus der Karte

Hausgemachte Yam Fries aus der Yams-Wurzel: 7,50 Euro

Nigerianisches Fufu, gestampfte Yams-Wurzel mit Erdnuss-Soße, Hähnchen, Rindfleisch oder Fisch: 18,50 Euro

Chicken Cheese Wrap mit Hähnchenfilet, Salat, Karotten, Tomaten, Mais, Cheddar und Kokos-Soße: 12,50 Euro

Jollof Rice: 11,50 Euro

Mango Creme: 7,50 Euro