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Kölner Institution seit 1997Fine Dining ohne Schnickschnack gibt es im Restaurant Hase

Lesezeit 4 Minuten
Restaurant Hase Foto: Meike Böschemeyer

Restaurant Hase Foto: Meike Böschemeyer

Babak Navaei übernahm das Kölner Restaurant 2012. Bis heute führt er in der St.-Apern-Straße das Erbe seiner verstorbenen Vorgängerin fort.

Mit gespitzten Ohren begrüßt der Hase den Gast schon, bevor dieser überhaupt eingetreten ist. Die kleine Figur mit den langen Löffeln vor der Tür ist bei weitem nicht der einzige Vertreter seiner Art im Restaurant. Seine Artgenossen verstecken sich in den verschiedensten Ausprägungen an den Wänden, über der Theke oder auch im durch die Fenster einsehbaren Innenhof.

Das Kuriose: Warum das seit 1997 bestehende Restaurant Hase so heißt, wie es heißt, weiß dort eigentlich niemand mehr so ganz genau. „Die Frage kommt bei den Gästen tatsächlich häufiger auf“, sagt Geschäftsführer Babak Navaei. „Aber eine richtige Antwort habe ich darauf nicht.“ Seine Vorgängerin, die 2011 verstorbene Waltraut Bellag, müsse das Tier wohl einfach sehr gemocht haben.

Der Hase versteckt sich im Restaurant überall.

Der Hase versteckt sich im Restaurant überall.

Navaei betreibt das Lokal seit 2012 mit seinem Geschäftspartner Sergio Clerici, arbeitete aber bereits unter der früheren Chefin dort. Bis heute führt er in gewisser Weise das Erbe seiner Vorgängerin fort. „Wir sind zwar mit der Zeit moderner geworden. Aber eigentlich haben wir alles dafür getan, um genauso weiterzumachen wie früher“, erklärt Navaei, der täglich auch im Service arbeitet.

Restaurant Hase in Köln: Französische, asiatische und mediterrane Einflüsse

Schon unter alter Führung war das Lokal dafür bekannt, dass dort der eine oder andere Promi und Vertreter der Kölner Kunstszene ein und aus gingen. Seit vielen Jahren gilt das „Hase“ als gastronomische Institution in der Innenstadt.

Fine Dining ohne Schnickschnack – so lässt sich das kulinarische Konzept im „Hase“ am ehesten auf den Punkt bringen. Einflüsse lassen sich in Frankreich, immer wieder auch in Asien, aber vor allem in der mediterranen Küche finden. Mittags gibt es auch mal Kohlroulade, Lasagne oder Königsberger Klopse. Und im November und Dezember kommt es schon mal vor, dass der namensgebende Hase tatsächlich auch auf dem Teller landet.

Im Hase gibt es gehobene Küche ohne Schnickschnack.

Im Hase gibt es gehobene Küche ohne Schnickschnack.

Ein Hingucker im „Hase“ ist die Karte, die gar keine Karte ist, sondern eine mannshohe und jeden Tag neu per Hand beschriebene Tafel. Wiederkehrende Elemente sind zwei bis drei Pasta-Gerichte, etwa die Strozzapreti mit Speck und wildem Brokkoli oder Ravioli „Cacio e Pepe“. So gut wie immer ist ein Risotto Teil der Karte. Safran-Risotto mit Yello Fin Thunfisch zum Beispiel oder ein Fenchel-Zitronen-Risotto mit Rotbarbenfilet. Die Crème brûlée aß Navaei bereits gerne, als er vor vielen Jahren noch Gast war. Das Rezept ist bis heute identisch. Immer Teil der Karte ist eine Auswahl französischen Kaviars, jeden dritten Samstag im Monat gibt es ein beliebtes Champagner- und Seafood-Event mit Hummern, Austern und allem, was das Meer sonst noch hergibt.

Seafood spielt im Restaurant Hase eine wichtige Rolle.

Seafood spielt im Restaurant Hase eine wichtige Rolle.

Immer wieder käme es jedoch vor, dass Passanten eher eine Art Brauhaus erwarten, wenn sie zum ersten Mal durch die Scheiben des Restaurants schauen, sagt Navaei. Damit gehe einher, dass oftmals auch die gehobene Küche unterschätzt würde. Für den Brauhaus-Charakter sorgt vor allem das viele Holz. Auf dem Boden, an den vertäfelten Wänden und auch in Form von Tischen und Stühlen. Wer eintritt und genauer hinsieht, bemerkt schnell die vielen Art-déco-Elemente, insbesondere die Leuchten, die das Brauhaus-Gefühl dann doch verfliegen lassen. Überflüssigen Schnickschnack gibt es wie auf dem Teller auch beim Interieur nicht.

Pariser Flair mitten in der Kölner Innenstadt

Was drinnen passiert, harmoniert dann wiederum auch mit dem, was sich draußen vor der Tür abspielt. Die St.-Apern-Straße, die direkt von den wuseligen Shopping-Meilen der Ehrenstraße und der Breite Straße abgeht, versprüht mitten in der Innenstadt einen ganz außergewöhnlichen Charme. Das denkmalgeschützte ehemalige Kreishaus, aus dem früher der Landkreis Köln verwaltet wurde, diverse Galerien und für die Lage überraschend viel Grün sorgen aus Sicht von Navaei sogar für einen Hauch „Pariser Flair“. Neben den 64 Plätzen im Innenraum finden im Sommer direkt zur Straße hin rund 50 weitere Gäste Platz. Über 80 Prozent der Gäste seien Stammgäste, sagt Navaei. Und obwohl der Mittagstisch eher zu einer aussterbenden gastronomischen Art geworden ist, spielt er im „Hase“ noch immer eine wichtige Rolle.

Erst vor wenigen Wochen erreichten das Restaurant Hase ganz besondere Nachrichten. Während der renommierte Restaurantführer Gault Millau einige ambitionierte Kölner Restaurants aus seinem Programm strich, bewertete er das „Hase“ mit einer der begehrten Hauben. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, gibt Navaei zu. Für ihn sei das der Lohn für eine über Jahre konstant gute Teamleistung. „Wir sind in diesen für die Gastronomie schwierigen Zeiten noch mehr zusammengewachsen.“