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Gastronomie in KölnDas „Le Petit Pure White“ setzt auch mit neuem Konzept auf höchste Produktqualität

Lesezeit 4 Minuten
Cristiano Rienzner im „Le Petit Pure White“.

Cristiano Rienzner im „Le Petit Pure White“.

Anfang 2023 schloss das „Pure White“ in Rodenkirchen. Mit verkleinerten Strukturen wagt Cristiano Rienzner nach einem Intermezzo in Venedig und Bern den Neustart in der Südstadt.

Cristiano Rienzner war eigentlich schon so gut wie weg. Nachdem der Gastronom sein „Pure White“ in Rodenkirchen Anfang 2023 schließen musste, zog es ihn in die Ferne. „Ich musste frische Luft schnappen und gute Laune tanken. Die war mir ein bisschen abhandengekommen.“ Auf der Suche danach machte sich Rienzner auf in seine Heimat. In Venedig eröffnete er ein Pop-Up-Konzept, arbeitete mit norditalienischen Produkten, traf alte Kumpels – und auch die Gäste waren begeistert. Ein weiteres Pop-Up folgte für dreieinhalb Monate in Bern.

Und Rienzner machte erneut die Erfahrung, dass sein extremer Fokus aufs Produkt und dessen Qualität anderswo viel besser funktioniert als in Köln. „Über ein bestimmtes Level möchten die Leute einfach kein Geld ausgeben. Da man die Menschen nicht umerziehen kann, muss man das akzeptieren.“ Letzlich war genau das der Grund, warum das Konzept in Rodenkirchen nicht ausreichend angenommen wurde. Nachdem Rienzner vor gut zehn Jahren mit dem „Pure White“ im Belgischen Viertel startete, drohte die Zeit in Köln zu Ende zu gehen.

Das „Le Petit Pure White“ ist für Cristiano Rienzner wie ein Wohnzimmer.

Das „Le Petit Pure White“ ist für Cristiano Rienzner wie ein Wohnzimmer.

Ging sie aber nicht. Denn trotz aller Widrigkeiten suchte Rienzner schon während der Zeit in Venedig und Bern nach einem neuen Laden in Köln. Zum einen, weil seine Lebenspartnerin und Mitinhaberin Sabah dort weiterhin die Stellung hielt. Zum anderen, weil Freunde und auch viele frühere Stammgäste immer wieder nachhakten und ihren Wunsch einer Rückkehr des „Pure White“ äußerten.

„Pure White“ in Köln: Verkleinerte Strukturen für den Neustart

Klar war, dass der Neustart in der Südstadt nur mit einer veränderten Strategie gelingen würde. „Wir haben alles etwas verkleinert“, sagt Sabah. Das „Le Petit Pure White“ an der Bottmühle fasst maximal 18 Gäste. Rienzner kocht, ist aber anders als früher viel stärker in Kontakt mit seinen Gästen. Dazu kommen zwei Angestellte, seine Partnerin unterstützt am Freitag und Samstag den Service. „Durch die geringeren Grundkosten können wir Preise wie vor zwei, drei Jahren anbieten“, sagt Rienzner. Viele Produkte sind die Gleichen, die das Pure White bereits am ersten Standort anbot. Bestimmte Produkte seien wirtschaftlich dagegen einfach nicht mehr sinnvoll. Als Beispiel nennt Rienzner die Königskrabbe. „Da haben wir früher 85 bis 90 Euro pro Kilo bezahlt. Jetzt sind wir bei 160 bis 170 Euro. Das geht einfach nicht mehr.“ Fürs Dessert nutzte das „Pure White“ früher iranische Pistazien, deren Preis sich durch den Krieg in Nahost vervielfacht habe. Stattdessen kommen nun sizilianische Pistazien zum Einsatz.

18 Gäste haben im „Le Petit Pure White“ Platz.

18 Gäste haben im „Le Petit Pure White“ Platz.

Das „Le Petit Pure White“ ist kein klassisches Restaurant, sondern eher eine Kombination aus Bistro und Weinbar. Beliebt sind wie früher die kleinen und großen Seafood-Platten, unter anderem mit Austern, Jakobsmuschel- und Lachs-Sashimi, Eismeergarnelen und Nordseekrabben. Zur großen Weinauswahl („Alles Lieblingsweine von mir und meinen Stammgästen“) serviert das kleine „Pure White“ hausgemachtes Brot, Weißkohlsalat oder gereiften Parmigiano Reggiano aus der Toskano. Wer mehr Hunger mitbringt, kann wie früher aber auch Steak oder den „Catch of the day“ bestellen. Alles mit höchstem Anspruch an die Qualität. „Da haben wir keine Abstriche gemacht. Die ist wirklich mega“, sagt Rienzner.

Gastronomie müsse auf verschiedenen Säulen stehen

Wenn sich der neue Standort erst einmal etabliert hätte, könne man noch mehr „Knaller“, anbieten, etwa das besonders aromatische und butterzarte Kagoshima-Fleisch aus Japan, das aktuell nicht dauerhaft auf der Karte steht.

Für Rienzner ist das Petit Pure White wie ein Wohnzimmer und der schönste seiner bisherigen Läden. An den Wänden hängen Überbleibsel aus früheren „Pure White“-Läden. Ein Hingucker in dem gemütlichen Gastraum sind die mit roten Krebsen bedruckten Sitzpolster.

Aus Sicht von Rienzner sei es mit der reinen Gastronomie heutzutage nicht mehr möglich, langfristig zu bestehen. „Die Leute gehen nicht mehr so viel raus wie früher und geben weniger Geld aus.“ Daher sei es nötig, neue Wege zu gehen und sein Geschäft auf verschiedene Säulen zu verteilen. Im „Le Petit Pure White“ gehören dazu nun auch Firmen-Events, Kochkurse oder Küchenpartys, auch eine Partyreihe ist geplant. Mit dem neuen Konzept hat Rienzner ambitionierte Ziele. „Ich will einen Laden aufbauen, der jeden Tag voll ist.“ Gelinge ihm das nicht, habe er immer noch die Option, sein Glück außerhalb von Köln zu suchen.

„Le Petit Pure White“, Severinswall 39 (Südstadt), geöffnet Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr, Tel.: 0221 75931604.www.pure-white-food.de


Aus der Karte

Le Petit Seafood Platter Cold: Zwei Austern, Jokobsmuschelsashimi, Sashimi-Lachs, japanischer Gurkensalat, zwei Vinaigrettes, Nigiri, Nordseekrabben: 49 Euro;gegrilltes Jack O Shea-Filet (200 Gramm) mit japanischem Gurkensalat, Cabbage und Wildkräutersalat: 49 Euro;Fin de Claire Auster: 4,50 Euro pro Stück;hausgemachtes Brot mit hausgemachter Austernbutter: 7,50 Euro;Dessert: Pistazieneis mit italienischer Merengue: 14 Euro;