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Szenekneipe in Köln„Ohne den Fensterverkauf wäre ich wahrscheinlich durchgedreht“

Lesezeit 4 Minuten
Limes Wirt

Wirt Andreas Herzog und Hund Sam erwarten wieder Stammgäste. 

Mülheim – Andreas Herzog sitzt auf einem hölzernen Barhocker und raucht. Bis auf seinen Hund Sam ist er alleine in seiner Kneipe, dem „Limes“ in Mülheim. Tagsüber Café, abends Szenekneipe, das war die Idee des 55-Jährigen, als er sich vor knapp 13 Jahren selbstständig machte. Während Herzog das erzählt, schaut er sich in dem menschenleeren Raum um. Die Ruhe wirkt komisch, sie passt nicht zu den Wänden voller Aufkleber, den Biertischen, der Atmosphäre, die der Raum ausstrahlt. Es ist zwar erst vormittags, doch daran liegt es nicht. Das „Limes“ befindet sich, wie viele andere Gastronomieeinrichtungen, seit anderthalb Jahren im Krisenmodus.

„Die vielen Veranstaltungen fehlen uns wirklich sehr“

Vor der Pandemie war das Limes als linke Szenekneipe, Café und Bühne bekannt. „Wir hatten immer viele Veranstaltungen hier: Poetry-Slams, Konzerte und Lesungen. Das fehlt uns wirklich sehr, wir haben jahrelang davon gelebt“, sagt Herzog. Im März 2020 hat er seine Kneipe zugemacht und mit dem Fensterverkauf angefangen. Das habe sie gerettet, sagt Herzog heute, ohne diese Einnahmen wären er und sein Team wahrscheinlich nicht über die Runden gekommen. Seitdem hätten sie jede Woche gekocht und gebacken, was eine ziemliche Umgewöhnung gewesen sei. Ein veganes Gericht gibt es mittlerweile pro Tag mit frischem Gemüse von einem Kölner Landwirtschaftskollektiv. Am besten kämen der vegane Gulasch, die ebenfalls veganen Sahneheringe und der Käse-Brownie Kuchen an.

„Ohne den Fensterverkauf wäre ich wahrscheinlich durchgedreht. Es war aber ein tolles Gefühl, wie viele uns unterstützt haben – da standen manchmal bis zu 100 Leute in der Schlange“, sagt Herzog. Einige der Gäste hätten sogar einen T-Shirt-Verkauf mit selbst entworfenen Limes-Shirts organisiert und die Einnahmen an die Kneipe gespendet. Neben dem Fensterverkauf von freitags bis sonntags gibt es seit Mitte Juli mittwochs wieder normalen Kneipenbetrieb.

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T-Shirt für Fans und Unterstützer

Zwischendurch, im Sommer 2020, konnte Herzog unter Auflagen für neun Wochen sogar wieder komplett aufmachen. Aber auch das sei nicht einfach gewesen: „Von einem Tag auf den anderen wieder hochfahren, das geht gar nicht. Wir hatten überhaupt keine Planungssicherheit, da hätte ich mir wirklich mehr gewünscht. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem dreimal neue Regelungen reinkamen. Wir hätten einen festen Ansprechpartner bei der Stadt gebraucht, der uns die Dinge erklären kann“, bemängelt der Wirt.

Wiedereröffnung am Samstag, 11. September

Vor der Pandemie bot das Limes abends 24 Biersorten an. Zu diesen alten Zeiten möchte der Kneipier nun endlich wieder zurückkehren. Deswegen steuert er jetzt auf die richtige Wiedereröffnung zu. Am Samstag,11. September, soll es wieder losgehen. Dann hat die Kneipe wieder jeden Tag außer montags ab 19 Uhr geöffnet. „Das Limes gehört zu Mülheim, wir müssen wieder aufmachen. Die Menschen haben uns trotz Pandemie so sehr unterstützt – wir sind es ihnen auch irgendwo schuldig, jetzt wieder für sie da zu sein“, sagt Andres Herzog. Er will mit weniger Biersorten einsteigen und sich dann langsam wieder auf das alte Niveau steigern. Auch freut er sich auf den 13. Geburtstag seiner Kneipe, der am 23. Oktober im Victoria Carlswerk gefeiert werden soll, mit Live Musik von 13 Bands.

Um bis zu diesen Lichtblicken durchzuhalten, hätte er einiges an Kraft gebraucht, sagt Herzog. Dabei hätten ihm vor allem solche Momente wie an einem Tag im zweiten Lockdown geholfen: Nachdem Herzog zwei Wohnungslosen wiederholt eine warme Mahlzeit ausgegeben hatte, stellten die beiden sich einen Tag lang auf den Wiener Platz und sammelten Geld. Damit kamen sie dann am nächsten Tag in die Kneipe. „Ich werde das nie vergessen, da standen die beiden hier, mit 16,23 Euro, und wollten uns unterstützen. Das war so wunderschön, ich könnte heute noch weinen, wenn ich das erzähle. Solche Momente geben einem die Kraft, trotz allem weiterzumachen“, sagt Herzog.

Preise beim Fensterverkauf: Tagesgericht (z. B. veganes Gulasch): zwischen 4 - 4, 50 Euro, Kuchen: zwischen 2 -3 Euro, Pils 0,5: 2 Euro, Astra: 1.80 Euro, Wasser: 1,50 Euro, Cola: 1,80 Euro

Preise in der Kneipe: Astra: 2,50 Euro, Mühlen Kölsch 0,2: 1,30 Euro

Wechselnde Gerichte (auch vegan bzw. vegetarisch) und Kuchen im Tagesangebot. Außerdem sollen nach und nach wieder 24 Biersorten ausgeschenkt werden.

Limes: Mülheimer Freiheit 150, 51063 Köln, limeskoeln.wordpress.com